|
Worauf ist der Auswahl der richtigen Hochschule zu achten?
| |
|
Um zu prüfen, ob eine Hochschule in die engere Auswahl kommen sollten, gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten und Anhaltspunkten, die Interessenten nutzen können. Die wichtigsten, die wir an dieser Stelle kurz durchgehen, sind folgende Kriterien:
- Rankings
- Akkreditierungen
- Angebotene Module und Vertiefungen
- Meinungen von Alumni zur Hochschule und dem Programm
- Ort und Lage des Campus
- Studentische Aktivitäten, Social Events und Zusatzveranstaltungen vor Ort
Rankings
Praktisch jeder Bewerber verspürt die Versuchung, bei der Auswahl der Hochschule als erstes auf die Rankings zu schauen. Bekannte Rankings werden z.B. von der Financial Times, Bloomberg, Newsweek und dem Economist erstellt und regelmäßig aktualisiert. Rankings sind nützlich, können aber ebenso sehr irreführend sein, denn jede Zeitschrift oder Organisation die Rankings veröffentlicht, setzt allgemein gehaltene Maßstäbe an, die ihrer Ansicht nach die richtigen Maßstäbe sind. Ob eine Hochschule auf dem 3.Platz wirklich besser ist als eine Hochschule auf dem 6.Platz ist oftmals eine sehr subjektive Frage, die sich objektiv kaum beantworten lässt. Rankings sollten daher nur sehr begrenzt verwendet werden. Sie taugen als eine erste Indikation (Ist die Hochschule, für die ich mich interessiere, überhaupt gerankt oder wird die Hochschule gar nicht erst beachtet?) und es kann Sinn machen, eine Reihe von Business Schools, die in mehreren verschiedenen Rankings weit oben liegen, zu einer ersten Liste zusammenzufassen, deren Einträge man sich anschließend näher anschaut. Keinesfalls sollte ein Bewerber jemals seine Entscheidung nur auf Basis des Rankings alleine treffen. Dafür sind Rankings zu nichtssagend und zu oberflächlich, so dass böse Überraschungen schnell vorprogrammiert sind.
Akkreditierungen
Eine Akkreditierung ist eine Überprüfung der Hochschule und ihrer Programme durch eine unabhängige dritte Institution. Die Akkreditierung einer Hochschule ist schnell zu finden, fast jede Business School weist ihre Akkreditierungen auf der Startseite ihrer Webseite aus und auch in der Wikipedia sind in Artikeln über Hochschulen die Akkreditierungen normalerweise aufgeführt.
Akkreditiert werden entweder einzelne Programme oder aber die Hochschule als Ganzes. Speziell im Hochschulbereich hat jede Akkreditierung immer die folgenden Ziele:
1. Sicherung der Qualität der Lehre und des Studiums um zur Entwicklung der Fakultät beizutragen
2. Erhöhung der Mobilität von Studenten
3. Verbesserung der internationalen Vergleichbarkeit von Studienabschlüssen
4. Stärkung der Transparenz der Studiengänge und Erleichterung der Einschätzung der Qualität des Studiums durch Studenten, Arbeitgeber und andere Hochschulen
Akkreditierungen haben dabei nicht alle die gleiche Aussage bezüglich der Qualität der Hochschule und ihrer Programme. Eine Reihe von Akkreditierungen wie die z.B. die FIBAA-Akkreditierung weist gewisse akademische Mindeststandards am unteren Ende der Skala aus, die eine jede Hochschule schlichtweg haben muss. Am oberen Ende der Skala dagegen befinden sich Akkreditierungen wie z.B. EQUIS, AACSB und AMBA, die nur sehr wenige Business School erhalten und die auf eine herausragende Qualität der Programme hinweisen. Eine Business School, die ein Gütesiegel trägt, mag nicht alles richtig machen und muss auch nicht zwingend den richtigen MBA für jeden Bewerber im Angebot haben, grundsätzlich macht man mit dem Besuch der Hochschule aber nicht zu viel falsch, da es sich um eine vertrauenswürdige Institution handelt. Hochschulen, die über alle drei Spitzenakkreditierungen (EQUIS, AACSB und AMBA) verfügen, tragen die sog. „Triple Crown“. Nur etwa 0,5% der mehr als 13.500 Business Schools weltweit tragen diese Auszeichnung. Eine Hochschule, die keine Triple Crown hat ist aber nicht zwangsweise schlechter als eine Business School mit Triple Crown. Jede Akkreditierung kostet eine Hochschule sehr viel Geld (dies ist das Geschäftsmodell der Akkreditierungsstellen) und damit stellt sich für jede Institution eine klare Kosten-Nutzen-Frage. Beispielsweise hat die WHU die beiden Top-Akkreditierungen EQUIS und AACSB, jedoch nicht da AMBA-Gütesiegel. Dies liegt nicht daran, dass sich die WHU hierfür nicht qualifizieren konnte, sondern gegenwärtig (Stand 2013) strebt die WHU diese Akkreditierung gar nicht an, da der Ruf der Hochschule in Deutschland und in Europa unbestritten ist während mit der AMBA Akkreditierung nochmals hohe Kosten auf die Hochschule zukommen würden, denen aus Sicht der Hochschulpolitik derzeit kein angemessener Nutzen gegenübersteht.
Betrachten wir nachfolgende die wichtigsten Akkreditierungen in Deutschland und weltweit:
FIBAA
Die FIBAA Akkreditierung ist in Deutschland der absolute Minimumstandard, sozusagen der TÜV einer Hochschule. FIBAA steht für Foundation for International Business Administration Accreditation, diese Akkreditierungsstelle wurde 1994 von den Spitzenverbänden der deutschen, schweizerischen und österreichischen Wirtschaft gegründet und akkreditiert Hochschulen, deren wirtschaftswissenschaftliche Programme gewisse Mindeststandards erfüllen. Als elementare Grundregel für den MBA und alle anderen wirtschaftswissenschaftlichen Studiengänge gilt immer: Wenn die Hochschule noch nicht einmal von der FIBAA akkreditiert ist – Hände weg! Eine fehlende FIBAA Akkreditierung zeugt davon, dass in einem oder mehreren Punkten erhebliche Qualitätsmängel bezüglich der Hochschule und ihrer Programme gefunden wurden. Er sich in einen nicht von der FIBAA akkreditierten Studiengang in Deutschland einschreibt, kann guten Gewissens auch sein Geld gleich im Kamin verbrennen um einen etwas drastischen Vergleich heranzuziehen.
AACSB
AACSB steht für Association to Advance Collegiate Schools of Business. Die AACSB Akkreditierung ist die weltweit wichtigste Akkreditierung von Business Schools. Sie wurde 1916 in den USA in St.Louis gegründet und zu ihren Gründungsmitgliedern gehört unter anderem die Harvard University. Die AACSB akkreditiert Business Schools weltweit und gehört zu den Spitzenakkreditierungen, die nur sehr schwer zu erlangen ist. In Deutschland verfügen aktuell nur acht Hochschulen über eine AACSB Akkreditierung:
- ESMT European School of Management and Technology
- Hochschule Pforzheim
- Handelshochschule Leipzig
- Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
- RWTH Aachen
- Universität Mannheim
- WHU – Otto Beisheim School of Management
- Westfälische Wilhelms-Universität Münster
EQUIS
Die EQUIS Akkreditierung ist eine Akkreditierung für Business Schools, die höchste Standards erfüllen und kennzeichnet Hochschulen mit einer herausragenden Qualität. Die Abkürzung EQUIS steht dabei für „European Quality Improvement System“. Die Akkreditierungsstelle ist die European Foundation for Management Development die 1972 gegründet wurde und ihren Sitz in Brüssel hat. Das EQUIS Gütesiegel wird seit 1997 an internationale Business Schools vergeben. Eine EQUIS Akkreditierung zu erhalten, gilt als ausgesprochen schwierig aufgrund der hohen Anforderungen. In Deutschland ist dies bislang nur fünf Hochschulen gelungen:
- WHU – Otto Beisheim School of Management in Vallendar
- European Business School (EBS) in Oestrich-Winkel
- Universität Mannheim
- Universität Köln
- ESCP Europe in Berlin
Die European Business School scheiterte zweimal in ihrem Versuch, eine EQUIS Akkreditierung zu erhalten und erlangte die Akkreditierung erst im dritten Anlauf. Der Frankfurt School of Finance & Management wurde die EQUIS Akkreditierung in ihrem ersten Anlauf 2009 ebenfalls verweigert.
AMBA
Die Association of MBAs (kurz AMBA) ist eine weitere Akkreditierungsstelle, die international herausragende Business Schools akkreditiert. Die AMBA wurde 1967 in Großbritannien als eine Interessenvertretung der britischen MBA-Absolventeb gegründet. Die Funktion der Interessenvertretung rückte mit der Zeit in den Hintergrund und Hauptaufgabe der AMBA wurde in erster Linie die Akkreditierung britische MBA Programme. Seit den 1990ern ist die Akkreditierungsstelle international aktiv und hat derzeit (Stand Januar 2012) 189 Business Schools (aus insgesamt etwa 13.500 weltweit) in 46 verschiedenen Ländern akkreditiert.
In Deutschland verfügen derzeit vier Hochschulen über eine AMBA Akkreditierung:
- ESCP Europe
- European School of Management and Technology
- GISMA Business School
- Universität Mannheim
Angebotene Module und Vertiefungen
Nachdem über Rankings und Akkreditierungen die Spreu vom Weizen getrennt wurde, sollte vor allem der Inhalt des MBA Programms den Ausschlag geben. Wie weiter oben bezüglich der Struktur von MBA Programmen erwähnt, haben viele MBA Programme einen obligatorischen Teil sowie einen sehr flexiblen Studienteil in der zweiten Hälfte des Studiums, in der die Studenten das Programm nach ihren individuellen Erfordernissen ausrichten können.
Bezüglich dieser flexiblen Komponente wird eine saubere und tiefgreifende Recherche jetzt besonders wichtig. Rankings und Akkreditierungen anzusehen ist lediglich die Vorarbeit, im Detail den Kurskatalog der Hochschule zu studieren, macht weitaus mehr Arbeit, ist aber der zentrale Dreh- und Angelpunkt jeder Vorbereitung eines MBA Studiums. Es ist klar, dass ihr nicht ein oder zwei Jahre eures Lebens sowie sehr viel Geld in ein Programm investieren wollt, dass euch nicht die Schwerpunkte bietet, die ihr für eure Ziele benötigt.
Wer zum Zeitpunkt der Bewerbung noch nicht näher weiß, in welche Richtung er sich beruflich entwickeln möchte und das Studium besonders generalistisch halten möchte, sollte darauf achten, dass die Hochschule ein breites Programm über alle Gebiete hinweg hat. D.h. man sollte darauf achten, dass jeweils in den Gebieten Accounting, Finance, Controlling, Strategisches Management, Marketing und dergleichen nicht nur ein Grundkurs sowie eine einzelne Vertiefung angeboten werden, sondern die Hochschule ein reichhaltiges Portfolio von verschiedensten Modulen qualitativer und ggfs. auch quantitativer Natur zu allen Fachgebieten hat.
Wer hingegen bereits weiß, in welche Richtung es beruflich geht, sollte noch etwas tiefer und weiter recherchieren und sich vor allem die Modulbeschreibungen im Detail durchlesen. Welche Kurse gibt es? Wie sind diese aufgebaut? Wer unterrichtet das Modul? Jeder sollte eingehend prüfen, wie viele Module es gibt, die zum gewünschten beruflichen Schwerpunkt passen und dabei ganz besonders auf einen zentralen Punkt achten: In wie weit bieten diese Vertiefungskurse Möglichkeiten, etwas über die jeweilige Industrie (z.B. Asset Management, Investmentbanking oder Consulting) zu erfahren? Gute MBA Programme haben zum Beispiel vertiefende Kurse und Vorlesungsreihen zu Private Equity, Hedge Funds oder verschiedenen Industrien wie Telekommunikation, Energy Markets o.ä. im Angebot und vermitteln somit relevantes und anderswo nur sehr schwer zu erhaltendes Fachwissen gekoppelt mit der Industrieerfahrung der Professoren und Gastredner. Wie wir bereits oben beschrieben haben, ist dies einer der wichtigsten Differenzierungspunkte von MBA Programmen, dass diese tiefe Einblicke in die Funktionsweise verschiedener Wirtschaftszweige bieten, was sie von stärker theorielastigen Masterprogrammen unterscheidet. Dies muss klar aus dem Kurskatalog bzw. Gesprächen mit der Hochschule ersichtlich werden, andernfalls ist das Programm möglicherweise nicht genau das, wonach man sucht.
Dies gilt auch für andere Bereiche, wie z.B. Entrepreneurship. Viele MBA-Studenten spielen mit dem Gedanken, sich irgendwann selbstständig zu machen. Wer solche Gedanken wirklich ernsthaft verfolgt, sollte darauf achten, dass seine Hochschule einen guten Lehrstuhl für Entrepreneurship und entsprechend gute und praxisrelevante Kurse hat. In einem schlechten MBA gibt es solche Kurse entweder gar nicht oder es wird über Entrepreneurship allgemein herum lamentiert und die Studenten bekommen nochmal einen Crashkurs in Rechnungslegung, was völlig am Ziel vorbeigeht während Top-MBA Programme die Studenten darin unterrichten, wie Private Equity und Venture Capital funktioniert, wie sie in Kontakt mit Business Angels und Sponsoren kommen und wie sie einen Business Plan schreiben. Zwischen dem, was in einem Kurs mit „Entrepreneurship“ als Titel an zwei verschiedenen Hochschulen gelehrt wird, können sprichwörtlich ganze Welten liegen. Dieses Prinzip gilt analog für alle anderen Vertiefungen im Studium und unterstreicht in besonderem Maße, dass der Kurskatalog auch inhaltlich sehr gut recherchiert werden muss. Erst wer verstanden hat, welche Kurse er in seinem MBA belegen kann und was ihm inhaltlich geboten wird, kann wirklich fundiert darüber entscheiden, welches Programm das richtige für ihn ist.
Meinungen von Alumni zur Hochschule und dem Programm
Dankenswerterweise leben wir alle in Zeiten von LinkedIn und XING, das macht es sehr leicht, nach Absolventen verschiedener Hochschulen zu suchen und diese kurz und freundlich zu kontaktieren, wo diese bereit wären, etwas über ihre Erfahrungen mit dem Programm und der Hochschule zu berichten. Davon sollte in jedem Fall Gebrauch gemacht werden. Der Großteil der Absolventen guter MBA Programme sind fast immer sehr bodenständige und nahbare Leute, die sich freuen, wenn sie weiterhelfen können. Oftmals können diese Leute sehr gute Insights und Tipps geben und vor allem über Sachverhalte an der Uni informieren, die nicht in der Hochglanzbroschüre drin stehen. Ganz nebenbei ist das eine galante Möglichkeit, neue Kontakt zu knüpfen und auch Bewerbungstipps für die Hochschule zu erhalten. Die meisten Hochschulen hegen übrigens sehr große Wertschätzung für die Initiative ihrer Bewerber, selbständig auf Alumni der Hochschule zuzugehen, dass es wertvoll sein kann, in der Bewerbung auf den Sachverhalt hinzuweisen, dass man sich für die betroffene Hochschule nach Gesprächen mit deren Alumni entschieden hat. Dies ist oftmals ein erstes Differenzerungsmerkmal, das die Bewerbung von der Masse der anderen Bewerbungen abhebt, da sich nur wenige Bewerber ernsthaft Mühe mit einer umfassenden Recherche geben.
Ort und Lage des Campus
Sicher nicht der zentrale Entscheidungspunkt, aber für viele, gerade wenn ein Vollzeit-MBA geplant ist, ist die Frage, wo man leben und studieren wird von besonderer Bedeutung. Das MBA Studium bedeutet nicht nur eine arbeitsintensive Zeit sondern vor allem auch die Rückkehr ins Studentenleben. Das sollte man nutzen und genießen und damit ist die Frage gerechtfertigt, ob man lieber in einer lebhaften Metropole studieren möchte oder eher in einer ländlichen Idylle.
Idealerweise sollte man vorher den Campus besichtigen und sich über das Internet weiter informieren. Besonders sollte man darauf achten, wie gut der Campus mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist, ob man in direkter Nähe oder nur weiter weg vom Campus wohnen kann sowie welche Freizeitaktivitäten und Reisemöglichkeiten es gibt, mit denen sich das Studium persönlich und evtl. auch kulturell weiter anreichern lässt.
Studentische Aktivitäten, Social Events und Zusatzveranstaltungen vor Ort
Abschließend ist ein weiteres nicht entscheidendes aber doch ergänzendes Kriterium wie lebhaft und aktiv die studentische Gemeinschaft ist. Ist vor Ort auf dem Campus der Hund verforen und es ist nichts los oder sind die Studenten in zahlreichen Clubs und Vereinen sehr aktiv und unternehmen viel miteinander? Über eine übliche Internetrecherche ist dieser Punkt sehr schwer sauber zu erörtern, hier bietet sich erneut das Gespräch mit früheren Studenten der Hochschule an. Alles in allem sollte der Zusammenhalt unter den Studenten nicht unterschätzt werden. Je lebhafter und aktiver eine Studentengemeinschaft vor Ort ist, desto mehr Freizeitmöglichkeiten gibt es und desto wahrscheinlicher ist es, sich vor Ort ein großes berufliches Netzwerk geprägt durch lebenslange neue Freundschaften aufbauen zu können, was letztlich eines der mit Abstand wichtigsten Merkmale guter MBA Programme ist.
|
|
|