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Welche Karrierechancen bietet ein MBA?
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Einer der Gründe hinter der geradezu explodierenden Zahl an MBA Programmen ist der oben erwähnte Ruf des MBA-Titels, ein wahrer Karrierebeschleuniger zu sein, was es vielen dubiosen Anbietern leicht macht, die Hoffnung einiger Teilnehmer auf den großen Karrieresprung auszunutzen. Daran hat sich bis dato nicht viel geändert, denn obwohl im Nachgang zu den Wirtschaftskrisen der letzten Jahren zunehmend mehr Kritik an der klassischen MBA-Ausbildung aufgekommen ist, hat die Ausstrahlung und Wirkung des Titels für viele doch kaum verändert. Grundsätzlich bietet ein MBA Studium die notwendige Qualifikation, um erste Führungsaufgaben wahrzunehmen sowie eine Reihe von Spezialistenpositionen einzunehmen. Entgegen seines generalistischen Konzeptes rekrutiert gerade die Finanzbranche MBA-Absolventen für vielfältige Spezialistenaufgaben im Bereich Sales & Trading, Corporate Finance, Private Banking und eine Vielzahl weiterer verschiedener Bereiche, da sie sich Banken sowie auch andere Arbeitgeber der Tatsache bewusst sind, dass MBA-Absolventen zwar Young Professionals mit erster Berufserfahrung sind, aber noch immer sehr viel in der Praxis hinzulernen müssen. Das gilt insbesondere für jene, die ihr MBA Studium mit einem Wechsel des Berufsfelds verbinden möchten.
Ob der MBA seinem Versprechen, die eigene Karriere voranzutreiben, wirklich nachzukommen, liegt einerseits in der Hochschule, die das Programm anbietet, allem voran aber in der Person des Bewerbers und seinen Zielen selbst begründet. Wer daran glaubt, dass seine Karriere allein durch den Besuch eines MBA Programms ohne weiteres Dazutun voranschreitet, überschätzt das Studium maßlos und zeigt vor allem, dass er den Sinn und die Struktur des Studiums nicht verstanden hat. Jeder, der mit dem Gedanken spielt, ein MBA Studium zu beginnen, muss sich zuerst die Frage stellen: „Warum brauche ich den MBA?“. Diese Frage muss schlüssig in Bezug auf den bisherigen Werdegang des Bewerbers und seine zukünftigen Ziele beantwortet werden. Die Aussage „Wenn ich einen MBA habe, bin ich sicher einer der ersten in meinem Team, die befördert werden.“ Ist hier wieder eine erneute Vermutung ohne stützende Fakten und damit keine in sich schlüssige Begründung. Das Geld in einem teurem MBA Studium wird erst gut angelegt sein, wenn der Bewerber vorher ein neues Karriereziel definiert, dass er erreichen möchte und dann nach eingehender Recherche selber beantworten kann, auf welchem Weg ihm das MBA Studium beim Erreichen dieses Ziels helfen wird. Ein MBA Studium stellt seinen Studenten umfangreiche Ressourcen zur Jobsuche zur Verfügung, an guten Schulen umfasst dies die Leistungen eines sehr guten Career Centers, Networking-Events, laufende Vorträge von Gastrednern aus verschiedenen Industrien, Übungen und Seminare zu Bewerbungsverfahren und Interviews und noch vieles mehr. Es liegt an jedem Bewerber selber, die ihm reichhaltig gebotenen Ressourcen so auszunutzen, dass er sich optimal auf die vor ihm liegenden Bewerbungsverfahren vorbereiten kann. In diesem Sinne macht also ein MBA Studium alleine noch keine Karriere aus, es gibt jedem Teilnehmer einen gewaltigen Werkzeugkasten an die Hand, mit dessen Hilfe er die Chancen, seine beruflichen Ziele zu erreichen, drastisch erhöhen kann.
Wer diesen Aspekt verstanden hat und entsprechend bereit ist, seine Freizeit neben den Vorlesungen und Kursen seines Studiums für die Jobsuche zu verwenden, dem stehen oft einige herausragende Karrierechancen gerade im Bereich Banking & Finance offen. Grundsätzlich rekrutieren alle größeren Investmentbanken aus MBA-Studiengängen für ihre Associate-Programme. In Deutschland ist dies etwas weniger üblich, in London und New York ist es jedoch der Standard, dass es neben den Analysten-Programmen auch strukturierte Associate-Programme gibt, die sich primär an MBA-Absolventen richten. MBA-Studenten, die ins Investmentbanking einsteigen möchten und nicht zuvor schon im Investmentbanking als Analyst gearbeitet haben, können somit die üblicherweise dreijährige Phase als Analyst komplett überspringen. Dies ist übrigens keine seltene Sonderoption, gut und gerne die Hälfte aller Associates im US- und UK-Investmentbanking gehen diese Route über Top-Business Schools nachdem sie vorher in einer anderen Industrie tätig waren. Die gilt wie oben erläutert jedoch nicht für Deutschland, da hier der Anteil an Associates, die vorher bereits Analyst waren, aufgrund fehlender strukturierter Associate-Programme für MBA-Absolventen, deutlich größer ist.
Ähnlich sieht es mit anderen Funktionen in der Finanzindustrie aus. Im Asset Mangement beispielsweise eröffnet ein MBA üblicherweise die Chance, direkt aus Equity oder Fixed Income Research Analyst einzusteigen anstatt nur als Associate (Anmerkung: Die Titelhierarchie ist im Research in der Tat verdreht gegenüber dem Investmentbanking, hier steigt man als Associate ein und wird dann einigen Jahren zum Analysten befördert oder springt direkt als MBA-Absolvent in diese Funktion). Analog dazu bieten viele Banken spezialisierte Traineeprogramme im Bereich Private Banking oder Corporate Banking an, die exklusiv auf MBA-Studenten zugeschnitten sind. Viele dieser Programme haben dabei den Charakter einer spezialisierten Führungskräfteausbildung, d.h. die Absolventen arbeiten einige Jahre operativ in einer hochqualifizierten Tätigkeit und übernehmen dann einiger Zeit ihre erste Führungsaufgabe im Unternehmen.
Wer keine hochqualifizierte Karriere im Investmentbanking, im Asset Management oder in einer Unternehmensberatung anstrebt und auch kein Interesse an den erwähnten Traineeprogrammen für MBA-Absolventen hat, muss sich bereits kritischer Fragen, warum der MBA für ihn sinnbringend ist. Ein weiterer häufig anzutreffender Fall ist der Wunsch, den Tätigkeitsbereich zu wechseln (z.B. vom Banking in die produzierende Industrie oder einen anderen Dienstleistungssektor zu gehen) oder im Ausland tätig zu werden. Fallen auch diese Gründe weg, werden die Motive zur Teilnahme an einem MBA Studium fragwürdig und jeder Interessent sollte sich auf dieser Stufe der Erkenntnis fragen, ob es ihm nicht einfach nur um den Titel und sonst nichts geht. Solch eine Motivation führt zu einer fatalen Verschwendung von Geld und Zeit, denn bei einem MBA geht es in Wirklichkeit eben nicht um den Titel, sondern um das berufliche Netzwerk, dass man in einem solchen Programm aufbaut. Insbesondere Interessenten, die bei ihrem Arbeitgeber bleiben möchten, sollte zuvor das Gespräch mit ihrem Vorgesetzten und der Personalabteilung suchen, um zu erörtern, für wie sinnvoll man die Teilnahme am Studium erachtet und welche Entwicklungsmöglichkeiten sich damit im Unternehmen ergeben würden. Das gilt ganz besonders im Commercial Banking sowie bei kleineren Banken und Arbeitgebern, die nur in Deutschland tätig sind und mit der MBA-Ausbildung oftmals nicht vertraut sind. Die Idee, erst ein MBA Studium zu machen und dann eine Beförderung zu verlangen, kann in vielen Fällen bestenfalls in einer bitteren Enttäuschung und schlimmstenfalls in einigen bösen Querschlägern enden.
Alles in allem sollte festgehalten werden, dass die wirklichen „Top-Karrierechancen“ bei Deutsche Bank, Morgan Stanley & Co. für MBA-Studenten, gerade wenn diese aus einem anderen Wirtschaftsbereich kommen und wenn es um die Bereiche Investmentbanking und Asset Management geht, in vielen Fällen nur über die großen Top-50 Business Schools auf der Welt (wir nennen nachfolgend noch eine Reihe von Namen) realisierbar sind. In Deutschland gilt dies glücklicherweise nicht ganz so streng, da der deutsche Markt selbst über keinen einzigen MBA-Anbieter verfügt, der in Sachen Qualität an die großen Adressen im Ausland wie INSEAD, Columbia, Harvard oder die London Business School heranreicht. Bestenfalls gelingt dies in Deutschland der WHU, die auch bereits international für ihre hochwertige Lehre bekannt ist. Zudem hat das deutsche Hochschulsystem eine allgemein sehr hohe Bildungsqualität, so dass in Deutschland die Chancen besser als in jedem anderen Land stehen, von irgendeiner beliebigen Hochschule zu graduieren und einen Job im Investmentbanking zu landen. Dies gilt jedoch in erster Linie für deutsche Bachelor- und Masterabsolventen, die neu in die Branche einsteigen. Wer bereits in einem anderen Bereich seit einigen Jahren tätig ist und nun den Sprung ins Investmentbanking oder Asset Management über einen MBA wagen will, der muss sich bewusst sein, dass er mit einem MBA-Abschluss von der Fachhochschule Hintertupfingen eine Chance hat, die praktisch gegen Null gehen wird, was bereits daran liegt, dass Mainstream-MBA Programme ihre Studenten nicht oder nur unzureichend mit der Finanzindustrie in Kontakt bringen während MBA-Studenten der Columbia University beinahe jeden Monat auf irgendwelchen Networking- und Recruiting-Events von Wall Street Banken aufschlagen und dort vor Ort Kontakte knüpfen und Informationen aus erster Hand erhalten. Daher hier nochmals die Aussage: Nicht der Titel und die Vorlesungen machen einen guten MBA aus, sondern das, was abseits der Vorlesungen passiert.
Wer die gebotenen Ressourcen eines guten MBA-Anbieters also sinnvoll und zielführend einsetzt, wird dank eines MBA in der Tat überdurchschnittliche Karrierechancen haben. Der Erfolg im Beruf kommt dabei aber weder vom MBA-Titel selber noch vom Brand Name der Hochschule, sondern vom Einsatz des Studenten selber und seiner Fähigkeit, die Dinge selber in die Hand zu nehmen. Ein weiterer Vorteil, den Absolventen guter Studiengänge genießen, ist das aufgebaute berufliche Netzwerk, dass möglicherweise in den Jahren nach dem Studium ebenfalls weitere Karrierechancen eröffnen kann.
Umgekehrt sollten Teilnehmer von Wald- und Wiesen-MBA-Studiengängen nicht erwarten, dass der Abschluss ihre Karriere bedeutend beflügeln wird. Das ist für jene Interessenten in Ordnung, die in der Tat beruflich zufrieden sind und nur aus eigenem Antrieb nochmals ihre Fachkenntnisse aufpolieren möchten, wenngleich das wie hier geschildert nur ein kleiner Aspekt des Gedanken hinter einem MBA ist.
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