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Ausbildung zum Bankkaufmann und Studium im Vergleich
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Pluspunkte einer Bankausbildung
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Für eine Bankausbildung spricht, dass sie nach der Schule einen sofortigen Berufseinstieg in die Finanzbranche erlaubt. Unabhängig was die Azubis während und insbesondere nach ihrer Ausbildung tun, sie haben bereits bei einer Bank ihrer Wahl einen ersten Fuß in der Tür. Weiterhin verdienen sie sofort nach der Schule ihr eigenes Geld und gewinnen somit ein Stück Unabhängigkeit im Leben hinzu. Nach etwa zwei Jahren (bei Abiturienten, sonst üblicherweise 2 ½ Jahren) stehen die fertigen Bankkaufleute im Berufsleben und können vielfältigen Entwicklungs- und Berufschancen nachgehen. Gerade wer bei einer größeren Bank arbeitet, kann verschiedene Karrierewege nach seiner Ausbildung einschlagen, so z.B. den Verbleib im Privatkundengeschäft mit dem Ziel Filialleiter zu werden oder aber der Wechsel in das Private Banking oder Firmenkundengeschäft, um dort als spezialisierter Berater tätig zu werden.
Da die Bankausbildung für eine qualifizierte Position alleine nicht ausreichend ist, können junge Banker aus einem großen Portfolio anerkannter nebenberuflicher Fortbildungen schöpfen. Die typische Leiter geht vom Bankfachwirt über den Bankbetriebswirt bis hin zum Dipl.-Bankbetriebswirt. Die Details zu diesen Programmen werden in der Rubrik „Karriere im Finanzsektor“ erläutert, hier sei aber gesagt dass der Weg bis hin zum Dipl.-Bankbetriebswirt recht nah an das herankommt, was ein Bachelor-Student lernt während die Fortbildungen sehr flexibel sind. Der Bankfachwirt dauert zwei Jahre, die nachfolgenden Stufen jeweils ein Jahr, nach jeder Prüfung kann der Bankangestellte entscheiden, ob er weitermachen will oder nicht oder ob er die nächste Stufe der Fortbildung erst später beginnt.
Somit stehen Bankkaufleute nicht unter dem Stress, alles in einem großen Block wie im Studium durchzuziehen. Mit dem im Bankensektor verfügbaren berufsbegleitenden Programmen stehen Bankern damit Möglichkeiten über eine Berufsausbildung offen, die es in vielen anderen kaufmännischen Bereichen gar nicht gibt. Meist endet der Weg nach dem Fachwirt in dem jeweiligen Berufsfeld, bestenfalls steht noch der Betriebswirt der IHK als höchstes Bildungsziel zur Verfügung. Durch das breite Angebot des privaten Bildungssektors und der institutionellen Bildungseinrichtungen der Sparkassen und der Volksbanken haben Bankkaufleute bezüglich der Fortbildung weitaus bessere Karten in der Hand als Azubis in vielen anderen Bereichen. Durch das hochwertige Fortbildungsangebot gelingt einigen Bankazubis somit eines Tages sogar der Sprung in die Funktion eines Bereichsleiters oder Vorstandes einer Bank.
Weiterer Pluspunkt ist, dass die Fortbildungen oft durch den Arbeitgeber bezahlt und falls nicht, sind sie wenigstens steuerlich absetzbar. Verbunden mit den Fortbildungen haben talentierte und erfolgreiche Bankangestellte durchaus die Aussicht auf schnelle Beförderungen. Wer geschickt ist, kann es nach der Bankausbildung in nur vier bis fünf Jahren bis zum Leiter einer eigenen Filiale bringen oder qualifizierter Fachberater werden. Einigen wenigen gelingt dann der Sprung in die Bereichsleiterebene manchmal sogar schon mit Anfang oder Mitte Dreißig.
Eine der bekanntesten Sparkassenkarrieren z.B. ist die von Gustav-Adolf Schröder, der mit nur 29 Jahren jüngster Vorstandsvorsitzender einer Sparkasse in Deutschland wurde, was ihm später den Karrierepfad zu Vorstandsposten bei größeren Bankhäufern (u.a. der Sparkasse KölnBonn) ebnete. Schröder mag eine nicht repräsentative Ausnahme sein, zeigt aber, dass auch im Sparkassen- und Volksbankensektor mit einer Bankausbildung ansehnliche Karrieren gestartet werden können.
Nachteile einer Bankausbildung
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Jedoch bringt die Bankausbildung auch einige Schattenseiten mit sich. Erstens steht in der Ausbildung und in den ersten Berufsjahren kein hochtrabendes Fachwissen im Vordergrund, sondern der Bankangestellte ist in erster Linie Verkäufer und hat die Verkaufszahlen zu erbringen, die ihm das Management vorgibt, ein Stressfaktor, mit nicht jeder gleichermaßen gut klar kommt. Weiterhin dauert es viele Jahre und benötigt viele Fortbildungen, bis das Gehalt ein Niveau erreicht, dass sich mit einem Hochschulabsolventen messen kann und auf dem Weg dorthin gibt es viele Unwägbarkeiten. Wer nicht mit den besten Beurteilungen im Dienst gesegnet, muss oft seine Fortbildung im Haus selber in die Hand nehmen und steht bei Beförderungen in der zweiten Reihe hinter den von der Bank geförderten Kollegen an.
Der Traum vom Abteilungsleiter oder Privater Banker zerplatzt bei manchem, wenn sie über Jahre auf der Filiale im Privatkundengeschäft „stecken bleiben“ und beruflich in einer Sackgasse enden. Tatsache ist, Karrieren werden in jungen Jahren gemacht, wer erstmal sechs Jahre lang auf der Filiale als Privatkundenberater gesessen hat, dem sind viele Wege oft durch „Gläserne Decken“ versperrt, d.h. formal existieren Aufstiegsmöglichkeiten, die Chancen auf Erfolg sind aber gering. Das größte Manko, dessen sich Schulabgänger aber bewusst sein sollten, ist die Tatsache, dass mit einer Bankausbildung und darauf aufsetzenden Fortbildungen niemals so viele Karrierepfade offen stehen, wie mit einem Hochschulstudium.
Über den hier geschilderten Berufsweg, selbst mit allen Fortbildungen, bleibt der Weg zu großen und bekannten Investmentbanken und Asset Managern verschlossen. Wer im M&A (Unternehmensfusionen und –Käufe) arbeiten will, Aktien- oder Derivatehändler werden möchte oder sich als Fondsmanager verdienen will, ist mit diesem Berufsweg in der völlig falschen Schiene und wird um ein ordentliches Hochschulstudium nicht herumkommen. Wer weiß, dass es ihn diese Sphären zieht, ist oft besser beraten, sofort in ein Studium einzusteigen.
Das Studium im Vergleich und seine Vorteile
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Wechseln wir daher an dieser Stelle zu den Perspektiven eines Hochschulstudenten. Studenten bleiben zunächst in der Rolle des Theoretikers was zum oft erhobenen Vorwurf der Realitäts- und Praxisferne durch Personen ohne akademischen Hintergrund führt, der jedoch nicht zutreffend ist. Richtig ist, dass der Berufseinstieg von Hochschulabsolventen später als bei Auszubildenden stattfindet, wobei der zeitliche Unterschied durch die Bologna-Reform beinahe auf Null zusammengeschrumpft ist, da ein Bachelorabschluss innerhalb von drei Jahren erworben werden kann.
Wie viel Praxiserfahrung Studenten während Ihres Studiums sammeln, hängt ganz von ihnen selbst und ihrem Einsatz und Leistungswillen ab. Einige Studenten nähern sich ihrer Masterthesis ohne je ein Praktikum gemacht zu haben, was oft der Todesstoß für jeden ambitionierten Berufseinstieg ist während andere hingegen mehrere Top-Praktika abgelegt haben. Karriere findet gewissermaßen bereits im Studium statt, was anhand der Praktika ersichtlich ist. Oft beginnen Studenten mit einem Praktikum nach den ersten beiden Semestern und gehen zu mittelständischen Unternehmen oder kleineren Banken und Unternehmensberatungen in der zweiten oder dritten Reihe.
Mit dem zweiten oder dritten Praktikum in jeweils zweiten oder dritten Studienjahr kommen nach erster relevanter Praxiserfahrung und guten Noten dann jedoch oft Top-Praktika bei DAX-Konzernen oder Unternehmensberatungen und Investmentbanken in Reichweite, wenn dies das Ziel ist. Ansonsten ist der große Vorteil des Studiums, sich in vielen verschiedenen Branchen und Bereichen ausprobieren zu können. Dies ist einer der Vorteile gegenüber der Bankausbildung, wer einmal gerne eine Unternehmensberatung, einen Private Equity Fonds und das Controlling in einem Automobilkonzern sehen möchte, drei Bereiche die rein gar nichts miteinander zu tun haben, hat durchaus die Möglichkeit, derart bunt gemischte Erfahrungen zusammeln. Damit sind Studenten vielseitiger und flexibler aufgestellt als Bankazubis.
Wer sich vor allem nicht sicher ist, ob die Finanzindustrie etwas für ihn ist, kann dies im Studium mit einem dreimonatigen Praktikum in Erfahrung bringen ohne zwei Jahre für eine Ausbildung investieren zu müssen. Die Flexibilität und Vielschichtigkeit äußert sich in den Karriereoptionen, die im Anschluss an das Studium offen stehen. Zwar müssen auch Studenten sich im Verlauf ihrer Zeit an der Uni zunehmend mehr auf einen Bereich konzentrieren, in dem sie am Ende arbeiten wollen, grundsätzlich stehen aber unzählige Türen und Karrierewege offen, denn sowohl in der Breite als auch nach oben hin, wenn es um Spitzenkarrieren geht, bietet ein Studium ungleich mehr Möglichkeiten als eine Bankausbildung in Kombination mit anschließenden Fortbildungen neben dem Beruf.
Ganz abseits der Karriere bietet das Studium zudem eine Reihe weiterer Vorteile, bei denen eine Ausbildung nicht mithalten kann. Viele Studenten erinnern sich im Leben gerne an ihre Zeit an der Uni zurück, die für sie oft zu den besten Phasen im Leben gehört. Dazu gehören nicht nur die berühmt-berüchtigten Studentenparties sondern vor allem die Lebenserfahrung, die man im Studium sammelt. Dies umfasst Praktika und Studienaufenthalte im Ausland und dort neu geschlossene Freundschaften sowie die Erfahrungen, die man in studentischen Clubs und Iniativen sammelt.
Ein weiterer Bonus ist der hohe Schutz gegen Arbeitslosigkeit. Unter Akademikern sind die Arbeitslosenraten noch immer am niedrigsten, dies gilt auch besonders für BWL-Studenten, das oft erhobene Vorurteil „Es gibt viel zu viele BWL-Studenten“ hält sich hartnäckig, hält einer empirischen Untersuchung jedoch nicht stand. Gerade Betriebswirte gehören unter Akademikern zu der Gruppe mit den niedrigsten Arbeitslosigkeitsquoten überhaupt.
Die vielen Möglichkeiten und Erfahrungen im Studium erkaufen sich Studenten jedoch zu einem gewissen Preis, den sie gegenüber Auszubildenden in Kauf nehmen müssen. Studenten verzichten zu Gunsten ihres Studiums auf ein frühes erstes Gehalt und müssen, wenn die Finanzierung nicht durch die eigene Familie oder Ersparnisse abgesichert ist, sich mit BAföG und Studienkrediten herumschlagen, um halbwegs über die Runden zu kommen. Geld ist bei den meisten Studenten notorisch knapp und die wenigen Stipendien in Deutschland sind hart umkämpft und decken wie z.B. im Fall des Deutschlandstipendiums auch nicht automatisch alle Kosten.
Dies führt dazu, dass Studenten, gerade wenn sie zum Bachelor zusätzlich ihren Master machen, oftmals verschuldet ins Berufsleben starten und erst einmal ihre Kredit abbezahlen während frühere Klassenkameraden schon seit fünf bis sechs Jahren im Beruf sind und ein gutes Einkommen erzielen. Statistisch lässt sich jedoch zeigen, dass es einen Break-Even nach einigen Jahren gibt, d.h. nach einigen Jahren holen Hochschulabsolventen bezüglich Einkommen und Vermögen auf und überholen dann die Gruppe jener, die „nur“ eine Ausbildung absolviert haben.
Dies gilt für den Durchschnittsakademiker und ist damit allgemeingültig, womit sich die Aussage nicht auf bestimmte Karrierepfade beschränkt. Wer dies selber abschätzen möchte, kann auf dieser Seite im Menü oben rechts auch unseren Vergleichsrechner herunterladen, mit dem selber etwas herumgespielt werden kann, ob eine Ausbildung oder ein Studium finanziell besser ist. Es zeigt sich dabei, dass selbst mit Studienkredite nur wenige Tausend Euro mehr pro Jahr ausreichen, um nach einer gewissen Zeit finanziell die besseren Karten in der Hand zu halten. Das Konzept lautet also stets, dass Studenten am Anfang ihres Lebens auf Geld verzichten, dafür im Gegenzug später gute Chancen haben, zu den Besserverdienern zu gehören.
Abseits eventueller finanzieller Engpässe, die das Studium mit sich bringt, müssen jedoch auch die Risiken eines Studiums in Betracht gezogen werden. Wie erwähnt, ist Arbeitslosigkeit kein erhebliches Risiko, das umschließt aber nicht, dass Studenten vor prekären Beschäftigungssituationen geschützt sind. Absolventen, die das sogenannte „Prekariat“ bilden, finden keinen Einstieg in eine reguläre, gut bezahlte Vollzeitstelle sondern hangelnd sich nach dem Studium stattdessen von einer Teilzeitstelle zum nächsten unterbezahltem Praktikum und wieder zurück in eine Teilzeitstelle. Das heißt, es gelingt ihnen nicht, im Arbeitsleben fest Fuß zu fassen und werden ungewollt zu „Job-Hoppern“, was zu einem sehr geringen Einkommen mit der Zeit immer schlechter werdenden Karrierechancen führt.
Dieser Teil der Studenten ist innerhalb der BWL-Fraktion nicht sehr groß, aber er existiert. Weiterhin muss man eine gesunde Portion Realismus an den Tag legen und festhalten, dass nur sehr kleiner Prozentsatz an Studenten überhaupt den Sprung in die viel gerühmten Topkarrieren schafft. Investmentbanker und Unternehmensberater werden geschätzt zwei bis drei Prozent aller BWL-Studenten, der absolute Großteil geht in „normale“ Beschäftigungsverhältnisse und arbeitet dann gerade in der Finanzindustrie oft im Private Banking, in der Vermögensberatung, im Firmenkundengeschäft oder aber in einer Middle- oder Back-Office Funktionen. Dabei schlägt er einen Karrierepfad ein, den er auch über eine Ausbildung und anschließenden Fortbildungen hätte erreichen können, nur dass er bis dahin gutes Geld verdient hätte anstatt Studienschulden anzuhäufen.
Abschließend ist das Studium in der Art und Weise, wie man lernt, keinesfalls mit einer Ausbildung zu vergleichen. Während viele Studenten ihr Studium durchaus als erfüllend erleben, gibt es einen nicht zu unterschätzenden Prozentsatz an Studenten, der sich psychisch durch das Studium erheblich unter Druck gesetzt fühlt. Die Studenten sind vielfach auf sich alleine gestellt und müssen ihr Studium selbst in die Hand nehmen. Dazu gehört, dass die meisten Themen selbstständig erlernt und bearbeitet werden müssen, es sind unzählige Klausuren und Hausarbeiten zu bearbeiten und wer sein Studium nicht sauber strukturiert, gerät oft unter erschlagenden Zeitdruck. Zusammengefasst gehört zu einem guten Studium eine erhebliche Portion Eigeninitiative und die Fähigkeit, Dinge und Abläufe für sich selber zu strukturieren. Wer in solch einem Umfeld gar nicht klar kommt, wird an einer Hochschule sehr schnell unglücklich werden.
Um diesen Abschnitt zusammenzufassen, kann generell und objektive gesagt werden, dass ein Studium im Vergleich zu einer Bankausbildung mehr Vorteile bietet und deutlich mehr Chancen eröffnet. Personenbezogen fängt die Antwort auf die Frage „Was ist besser?“ aber immer mit einem „Das hängt davon ab…“ an. Für Schulabgänger, gerade auch für Abiturienten, gibt es sowohl für eine Bankausbildung als auch für ein Studium oft gute Gründe, welche Option am Ende die beste ist, hängt vom eigenen Persönlichkeitstyp und den persönlichen Zielen ab.
Dieser Artikel hat hoffentlich dabei geholfen, dass ihr euch selber in einer der beiden Richtungen besser wiederfinden könnt. Falls nicht oder falls Fragen offen sind, steht euch zudem unser Financial Career Forum zur Verfügung, auf dem ihr eure Karriere- und Ausbildungsziele diskutieren könnt.
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