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Erfolgreich für ein Stipendium bewerben
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Neben dem Motivationsschreiben ist der ausführliche Lebenslauf das zweite wichtige Dokument der Bewerbungsmappe für viele Spitzenstipendien. Der
tabellarische Lebenslauf, der meist ebenfalls zur Bewerbung gehört, wird hier nicht thematisiert, da er erstens den meisten Menschen gut vertraut ist und
wir zweitens die Vorgehensweise und die Gestaltungsmöglichkeiten eines tabellarischen Lebenslaufs in der Rubrik "Bewerbungstipps" im Rahmen der Erstellung
allgemeiner Bewerbungsunterlagen behandeln.
Gegenüber dem tabellarischem Lebenslauf ist der ausführliche Lebenslauf für viele Bewerber unbekanntes Terrain. Die wenigstens Studenten haben vor ihrer
ersten Bewerbung für ein Stipendium jemals einen ausführlichen Lebenslauf geschrieben und es ist schwer, für solch einen Lebenslauf eine allgemeingültige
Struktur zu finden, da die Lebenswege aller Menschen höchst unterschiedlich verlaufen. Daher veröffentlichen wir in dieser Rubrik keine Vorlagen, da der
Lebenslauf wie gesagt nicht in eine bestimmte Schablone gepresst werden kann. Wir werden jedoch ein paar Lebensläufe zeigen, die verfremdet bzw. frei
erfunden sind und einige der hier besprochenen Merkmale jedoch recht gut umsetzen.
Wie kann man also standardisieren, was man eigentlich nicht standardisieren kann? Nun, es gibt zumindest ein paar Kriterien, die gute Lebensläufe
ganz unabhängig vom Inhalt von schlechten Lebensläufen unterscheiden. Wir wollen ein paar dieser Merkmale ausarbeiten, damit ihr eine bessere Orientierung
habt, wie ihr euren eigenen Lebenslauf gestalten könnt. Die meisten in Bewerbungen ansprechenden und erfolgreichen Lebensläufe zeichnen dadurch
aus, dass sie gewisse Kriterien erfüllen:
[1] Der Lebenslauf beginnt mit einem Deckblatt
[2] Das Dokument ist sauber, professionell und ansprechend formatiert
[3] Der ausführliche Lebenslauf ist keine Wiedergabe des tabellarischen Lebenslaufs als Fließtext
[4] Die Inhalte geben hinreichend Aufschluss über die Persönlichkeit und Leistungsfähigkeit des Bewerbers
[5] Der Lebenslauf ist sinngemäß strukturiert, Relevanz und Textlänge stehen im richtigen Verhältnis zueinander
Das Deckblatt ist kurz abgehandelt, es dient lediglich der ansprechenden und sauberen Gestaltung des Lebenslaufs und ist für den Leser der Bewerbungsunterlagen
eine angenehme Hilfe, da er normalerweise die Unterlagen des Bewerbers komplett auf einen Stapel erhält und beim Durchblättern durch das Deckblatt das
jeweilige Dokument schnell zur Hand hat.
Auf dem Deckblatt werden lediglich in drei nacheinander folgenden, zentrierten Zeilen folgende Informationen festgehalten:
• Titel: "Motivationsschreiben" oder "Darstellung des Studienvorhabens"
• Name des Bewerbers
• Monat und Jahr der Erstellung des Dokuments
Zur optisch ansprechenden Formatierung empfiehlt sich für das Deckblatt eine Schriftart mit Serifen (z.B. Cambria oder Times New Roman). Als Schriftart
kann ein dunkles Grau verwendet werden, damit der Kontrast des Deckblatts angesichts der eher großen Schriftgröße nicht zu stark ausfällt.
Wurde das Motivationsschreiben bereits verfasst, sollte dessen Deckblatt als Vorlage genommen werden, damit alle Deckblätter innerhalb der Bewerbung
identisch aussehen.
Formatierung und Gestaltung | |
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Für die Formatierung des Lebenslaufs sollte ein Standard DIN A4 Dokument verwendet werden, Seitenränder jeweils 2,5cm bzw. 2cm für den unteren Rand. Die
Schriftart für den Fließtext ist serifenfrei oder enthält Serifen, die nicht übertrieben ausgeprägt sind. Geeignete Schriftarten sind daher: Arial, Calibri,
Tahoma, Verdana, Cambria oder Times New Roman.
Die Schriftfarbe ist schwarz, als Schriftgröße wird 11 oder 12 Punkte verwendet. Für den Zeilenabstand reicht ein einfacher Abstand aus. Der Text selbst
wird als Blocktext formatiert.
Der Kopf des Dokuments beinhaltet den Dokumententitel, z.B. "Ausführlicher Lebenslauf" oder "Ausführlicher Lebenslauf von Max Mustermann" und
ist entweder links verankert oder zentriert. Der Fuß des Dokuments ist zentriert und enthält nochmals Name und Adresse des Bewerbers.
Es ist auf Konsistenz zu achten. Wurde das Motivationsschreiben bereits verfasst, so sollten Schriftart, Schriftgröße, Seitenränder etc... absolut identisch
formatiert sein, damit das Erscheinungsbild des ausführlichen Lebenslaufs zum Motivationsschreiben passt.
Keine pure Wiedergabe des tabellarischen Lebenslaufs | |
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Dies ist der vermutlich am häufigsten vorkommende Fehler überhaupt. Der Bewerber bringt seinen tabellarischen Lebenslauf kurz auf den neuesten Stand
und setzt sich dann direkt an den ausführlichen Lebenslauf und schreibt munter fröhlich alle seine Fortbildungen und beruflichen Stationen und herunter
und erläutert, was wann im Studium und in welchem Praktikum getan hat.
An dieser Stelle muss ernsthaft gefragt werden: Wenn das wirklich das Ziel des ausführlichen Lebenslaufs wäre, welchem Zweck dient er dann? Soll die
Auswahlkommission nochmal alles lesen, was sowieso im tabellarischen Lebenslauf drin steht, nur in mehr Wörter gepackt? Nein, es ist offensichtlich, dass das
nicht die Idee hinter dem ausführlichen Lebenslauf sein kann. Der nachfolgende Abschnitt über die Inhalte des ausführlichen Lebenslaufs macht recht schnell klar,
wohin die Reise beim ausführlichen Lebenslauf führt.
Themen im ausführlichen Lebenslauf | |
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Der ausführliche Lebenslauf ist die großartige Chance, der Bewerbungskommission einen hochgradig interessanten Bewerber vor Augen zu führen, indem
Details und Stationen im Leben gezeigt werden, die maßgeblich in unserer Persönlichkeitsentwicklung und in unserem Werdegang waren, aber in unserem
tabellarischem Lebenslauf keinen Platz finden. Ein guter ausführlicher Lebenslauf zeigt daher selbstverständlich die Stationen in unserem Leben auf, die wir
auch im ausführlichen Lebenslauf finden, aber er verbindet und verknüpft diese Stationen mit den dazwischen liegenden Entscheidungsprozessen und den
Entwicklungen, die uns auf dem Weg zur nächsten Station begleitet und beeinflusst haben. Darüber hinaus bietet der Lebenslauf Platz, auf ehrenamtliches
Engagement oder politische Aktivitäten in besonderem Maße hinzuweisen. Selbiges gilt für sportliche oder künstlerische Erfolge. Der Fantasie sind kaum
Grenzen gesetzt.
Ebenfalls bietet der ausführliche Lebenslauf ausreichend Platz, um sog. "Biographische Hürden" zu verarbeiten. Biographische Hürden sind
ein verharmlosender Begriff für schwerwiegende Schläge im Leben, dies können z.B. Ereignisse wie der frühe Tod eines Elternteils oder eines sehr nahestehenden
Familienmitgliedes, Alkohol- oder Drogensucht eines Elternteils, Misshandlungen oder schwere Unfälle sein, die allesamt dazu führten, dass der Werdegang des
Studenten in erheblichem Maße behindert wurde. Während einige persönliche Erlebnisse soweit in die Privatssphäre des Kandidaten reichen, dass es für ihn
fraglich ist, ob etwas derartig persönliches aufgenommen werden sollte, sollte folgendes bedacht werden: Viele Stiftungen haben das Problem, dass der Großteil
ihrer Stipendiaten aus wohlhabendem und ordentlichem Hause stammt, d.h. im Extremfall bekommen Studenten, deren Eltern Ärzte, Ingenieure, Unternehmensberater oder
Führungskräfte sind, erhebliche Stipendiengelder obwohl gerade diese Bewerber es am wenigsten brauchen. Es ist daher den
Stiftungen ein großes Anliegen, jene Studenten zu finden, die weniger Glück im Leben hatten und trotzdem hervorragende Leistungen zeigen. Es ist klar, dass der soziale
Hintergrund bei einem leistungsbezogenem Stipendium im Hintergrund steht, im Zweifel kann er bei zwei gleichermaßen qualifizierten Kandidaten jedoch den Ausschlag geben.
Zusätzlich kommt hinzu, dass der ausführliche Lebenslauf wie auch das Motivationsschreiben das Ziel hat, einem Bewerber den Zugang in die Endauswahl zu eröffnen und es
steht zweifelsfrei fest, dass ein Bewerber, der herausragende Studienleistungen trotz massiver biographischer Hürden erbringen konnte, eine durchsetzungsstarke und
interessante Persönlichkeit ist, die die meisten Auswahlkommissionen mit Begeisterung kennen lernen möchten.
Weiterhin sollte der ausführliche Lebenslauf der Auswahlkommission einen Einblick in die Persönlichkeit des Kandidaten geben? Was motiviert den Bewerber?
Für welche Werte und Prinzipien steht er ein? Wie zielorientiert handelt er? Wie trifft er schwierige Entscheidungen? Wo lassen sich aussagekräftige Beispiele
für Führungsqualitäten, Hilfsbereitschaft und außeruniversitäres Interesse des Bewerbers finden? Dieser Fragenkatalog ließe sich noch erweitern, jeder
Bewerber sollte jedoch überlegen, was ihn auszeichnet und was ihn zu der Person macht, die er heute ist. Spätens an dieser Stelle ist klar, dass die Inhalte
des ausführlichen Lebenslaufs ganz anders gelagert sein sollten, als die des tabellarischen Lebenslaufs.
Abschließend sollte jedem Bewerber klar sein, dass die Auswahlkommission ihre Interviews, sollte der Bewerber eingeladen werden, auf die Angaben im Lebenslauf
abstimmen wird. Neben dem Motivationsschreiben ist der Lebenslauf das einzige Dokument, dass tieferen Aufschluss über den Bewerber gibt. Entsprechend sollte jeder
Bewerber Elemente hervorheben, über die er auch in den Interviews gerne sprechen würde. Sollte es Elemente geben, über die der Kandidat in persönlichen
Gesprächen lieber nicht reden möchte, sollte er überlegen, ob es in den Lebenslauf gehört. Ein Beispiel wäre auch folgender Sachverhalt: Wer Mitglied in einem
Verein ist, dort aber nur alle paar Monate mal auftaucht und einmal im Jahr beim Aufbau des Sommerfests hilft, sollte sich überlegen, ob in seinem Lebenslauf
vollmundig von "aktiver Vereinsmitgliedschaft" spricht, denn das Thema würde im Lebenslauf und damit auch in den Interviews gewiss Beachtung finden.
Zusammengefasst gehören also folgende Komponenten beispielhaft in den ausführlichen Lebenslauf:
• Entwicklung von wichtigen Interessen und wie diesen nachgegangen wurde
• Extracurriculares Engagement, Tätigkeit in Vereinen, Kirchen usw…
• Relevante negative Entwicklungen (Früher Tod von Familienangehören, Unfälle…)
• Welche Ziele hat man sich selber gesetzt und wie wurden diese erreicht?
• Wegweisende Entscheidungen im Leben und Erläuterung des Entscheidungsprozesses
• Bedeutende Erfolge im Leben (Privat wie beruflich) und auch...
• ...persönliches Scheitern sowie „lessons learned“ aus gescheiterten Projekten (optional)
Im Rahmen dieser genannten Punkte sollte jeder Bewerber besonders darauf achten, wie sein Lebenslauf auf Außenstehende wirkt. Die allermeisten Stiftungen
suchen Persönlichkeiten und keine engstirnigen Lernmaschinen, die bis Nachts um zwei in der Bücherei sitzen und soziale Kontakte oder gemeinnütziges Engagement
für überflüssigen Ballast halten. Wer den Inhalt seines Lebenslaufs nach den oben genannten Punkten ausgerichtet hat, sollte an dieser Stelle diesbezüglich
bereits keine größeren Probleme haben, es schadet jedoch nicht, im Rückblick nochmal darauf zu achten, wie das Gesamtbild wirkt.
Sinngemäße Struktur und angemessene Textlänge | |
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Abseits der Auswahl der richtigen Inhalte ist es wichtig, dass die Themen sinnvoll strukturiert sind und die Länge der jeweiligen Abschnitte in einem
logischen Zusammenhang mit der Bedeutung des Inhalts steht. Wenn beispielsweise ein Student im Hauptstudium seines Bachelors deutlich über eine Seite seines Lebenslaufs
dem Abitur und der Schulzeit widmet, lässt sich schnell erkennen, dass hier die Relation Revelanz zu Textlänge aus dem Ruder läuft. Eine grobe Faustregel
für die Länge der jeweiligen Abschnitte sieht wie folgt aus:
• Einleitung: Name, Geboren am / in…, Kindheit, Interessenentwicklung usw... - max. ½ Seite
• Allgemeine Priorisierung danach: Je länger es her, desto weniger wird drüber geschrieben
• Faustregel: Max. 1 Seite bis zum Abitur, max. 2 Seiten ab Studienbeginn bis Heute
Beim Lebenslauf ist es besonders wichtig, darauf zu achten, kurz und bündig zu schreiben. Weit mehr noch als im Fall des Motivationsschreibens lädt der
ausführliche Lebenslauf sehr dazu ein, den Leser mit Prosa zu überschütten und jedes noch so unwichtige Detail mit in den Text zu pressen. Tatsächlich muss
es aber noch jemanden geben, der den ganzen Text liest und die Mitglieder der Auswahlkommission einer Stiftung dürfen sich üblicherweise auch noch mit
anderen Bewerbungsmappen beschäftigen, so dass Romane eine höchst unwillkommene Überraschung sind. Als Faustregel sollte festgehalten werden, dass selbst
ein noch so turbulentes und ereignisreiches Leben sich auf maximal drei Seiten so gut zusammenfassen lässt, dass es ausreichend ist, die Stiftung auf euch
neugierig zu machen. Denkt daran, ihr müsst nicht alles im Lebenslauf im Detail erläutern, ihr bekommt genügend Chancen in den Interviews (wenn diese zum
Auswahlverfahren dazu gehören) von euch zu erzählen.
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Fiktive Lebensläufe:
Hinweis: Die hier eingestellten Beispiele dienen der Orientierung und der Ideenfindung zur
Gestaltung eines eigenes Lebenslaufs. Sie garantieren weder den Erfolg einer Bewerbung und beruhen
nicht auf offiziellen Empfehlungen von Vergabestellen für Stipendien. Die hinterlegten Beispiele sind rein
fiktiver Natur und frei erfunden. Sie haben sich jedoch an real existierende Lebensläufe erfolgreicher Bewerber
frei angelehnt.
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