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Bachelor of Science in Wirtschaftswissenschaften an der Universität Mainz
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Vorab mein Fazit, falls du keine Lust auf viel Text hast.

Komm nach Mainz, wenn du mit der Schule fertig bist und dich prinzipiell für Wirtschaft interessierst, aber noch nicht weißt, welche Bereiche es dir angetan haben!

Komm nach Mainz, wenn du einen Bachelor abgeschlossen hast und dich für ein Masterprogramm interessierst, indem du viele Wahlmöglichkeiten hast (denn das hast du hier sowohl im BWL als auch im VWL Master).

Komm nach Mainz, wenn du Wert auf eine gute Stimmung mit vielen Partys und kultureller, kulinarischer und sportlicher Vielfalt auf einem zentralen Campus legst.

Komm nicht nach Mainz, wenn du viel Wert auf Unternehmenskooperationen außerhalb von Account, Taxation und Finance wert legst.

Komm nicht nach Mainz, wenn dir der Ruf deiner Universität wichtiger ist, als z.B. eine gute Betreuung.

Komm nicht nach Mainz, wenn du hauptsächlich unter Gleichgesinnten (BWL-/VWL-Studenten) sein magst.

„Schule fertig, was jetzt“? Diese Frage hat sich mir damals – wie wohl vielen anderen Schülern auch – nach dem Abitur gestellt. Für den Bachelor of Science in Wirtschaftswissenschaften an der JGU Mainz habe ich mich dann entschieden, weil ich zu dieser Zeit sehr interessiert an Politik, vor allem Wirtschaftspolitik, war. Entgegen vieler anderer hatte ich also eine Motivation ein wirtschaftswissenschaftliches Studium aufzunehmen. Obwohl es damals also mein festes Ziel war, meinen Schwerpunkt in Volkswirtschaftslehre, insbesondere in Wirtschaftspolitik, zu setzen, kam es anders. Das ist der große Vorteil des Studiengangs in Mainz: Der Student muss sich erst im 5. Semester festlegen, welche Richtung er einschlagen will. Bis dahin kann er selbst feststellen, was ihn wirklich interessiert und wo er Talent aufweist.

Zwar habe ich später auch Wahlpflichtmodule wie „Mikroökonomie II“, „Makroökonomie II“ und „Exchange Rates and Capital Markets“ gewählt, welche allesamt volkswirtschaftliche Teilgebiete abbilden. Allerdings habe ich gemerkt, dass ich mehr Freude an Wirtschaftsinformatik, Controlling und Logistik habe. Wahrscheinlich ist es kein Zufall, dass meines Erachtens genau auch hier die Stärken der wirtschaftswissenschaftlichen Abteilung der Universität Mainz liegen: Volkwirtschaftslehre, Logistik & Wirtschaftsinformatik und Account & Controlling (Wirtschaftspädagogik ist auch nach Erfahrungsberichten von Kommilitonen auch sehr gut in Forschung und Lehre). Hier habe ich die besten Erfahrungen mit den Dozenten gemacht, die beste Betreuung neben den Veranstaltungen erfahren und kann gutes Gewissens alle Vorlesungen der entsprechenden Lehrstühle und Dozenten empfehlen. Keinen guten Ruf haben hingegen die Klausuren der Marketing-Lehrstühle: Hier müssen sich die Studenten Unmengen von Stoff in kurzer Zeit in den Kopf pressen. Wieso? Wer weiß das schon. Wahrscheinlich wollen die Lehrstühle aussieben und ihr beliebtes Gebiet vor zu vielen Studenten schützen. Aber keine Sorge: das Studium ist machbar. Die Bereiche Finanzen und Organisation & Management würde ich neutral bewerten.

Nun zu meinem Leben auf dem Campus. Eine Struktur gibt es nicht wirklich, denn die Vorlesungen liegen eben manchmal morgens und manchmal abends. Student sein heißt eben in den meisten Fällen, selbstständig sein und sich den Alltag selbst strukturieren können. Allerdings kommt hier noch ein großer Vorteil der Uni Mainz zum Tragen: Sie ist eine „Campus“-Uni. Das bedeutet, dass alle Fachbereiche auf dem zentralen Campus gelegen sind. Dieser befindet sich unweit vom Hauptbahnhof (ca. 1 km, 10-15 min zu Fuß und 3-6 min mit dem Bus). Folgendes ist zum Alltag noch interessant:

Es gibt nur Vorlesungen und Übungen, das erste und einzige Seminar dient der Vorbereitung der Bachelorarbeit.
Es existiert nur offiziell eine Anwesenheitspflicht. Auch hier gilt: Selbstständigkeit und Eigenverantwortung kommen zum Tragen. D.h. ich besuche, was ich für nötig halte und schwänze eben, was ich für unnötig erachte.
Im Schnitt hat der WiWi (=Wirtschaftswissenschaften)-Student in Mainz 20 Semesterwochenstunden. Eine Semesterwochenstunde entspricht 45 Minuten.
Hilfe und Orientierung im Studium bieten Fachschaft, Studienfachberatung und die Lehrstühle.

Zusätzlich zu den Vorlesungen und Übungen solltest du allerdings noch Zeit einplanen, die vor allem der Nachbereitung dient. Ich selbst kann von Vorbereitung von Vorlesungen abraten. Das wäre, wie wenn du in Mathe den Satz des Pythagoras selbst erfinden wolltest. Übungen hingegen solltest du vorher aber selbst durchrechnen. Hierbei lernst du unglaublich viel. Prinzipiell gibt es zwei Typen von Studenten: Manche investieren viel Zeit parallel zum Semester (wie ich), andere lernen nur intensiv drei bis sechs Wochen vor den Klausuren. Letztere haben dann kaum einen Zusatzaufwand zu den Wochenstunden. Ich hingegen habe meistens noch 5-15 Stunden pro Woche Übungen vor- und nachbereitet. Mit der Vorlesung habe ich mich in dieser Zeit weniger beschäftigt. In der Prüfungsphase kann der Aufwand gegen 60 Stunden tendieren, muss aber nicht. Das kommt auf jeden selbst an. Ich habe beispielsweise vor den Klausuren meistens zwei bis drei Wochen 3-6h/Tag gelernt (Pausen nicht mitgerechnet!). Neben dem Studium bietet die Uni Mainz neben Sport auch viele Sprach- und IT-Kurse an. Ich selbst habe zwar keine belegt, bisher aber von anderen Studenten nur positive Rückmeldungen erhalten.

Auch ehrenamtlich engagieren kannst du dich hier gut. Fachbezogen gibt es Angebote, wie eine Gruppe für studentische Unternehmensberatung, eine Gruppe für Marketing und Kommunikation und eine Gruppe für Börse und Finanzen. Ich persönlich habe mich im Fachschaftsrat Wirtschaftswissenschaften engagiert. Das kannst du dir wie die Schülervertretung vorstellen. Dort habe ich viele Freunde gewonnen, weshalb ich die Arbeit nur weiterempfehlen kann. Ansonsten bieten im nächsten Abschnitt genannte Einrichtungen Gelegenheit, sich mit Freunden zu treffen und z.B. zusammen essen zu gehen.

Nun wieder zum Campus. Da es, wie schon erwähnt, einen zentralen Campus gibt, existiert hier auch eine schöne Campuskultur. Diese habe ich sehr genossen und ist mir persönlich auch viel Wert. Es gibt folgende Angebote:

Sport: Sehr großes Sportangebot mit vielen Sportarten. Hier kann jeder Student Sportarten lernen, die sonst sehr selten oder teuer sind. Außerdem gibt es auch ein Schwimmbad und einen Leichtathletikplatz sowie Beachvolleyball-Felder, die jeder nutzen darf. Der Kraftraum als kostenloser Fitnessstudio-Ersatz hat geregelte Öffnungszeiten (meist 1x morgens und 1x abends je Tag), aber ist meistens sehr voll.

Essen/Trinken: Es gibt eine große Mensa (geöffnet von 11.30 bis 14.00 Uhr), die Mensaria (bis abends geöffnet, kleineres Speiseangebot, aber auch ausgewogen), zwei Campusdöner und zwei Campusbars bzw. –kneipen. Hinzu kommen kleinere Cafeterien in manchen Gebäuden, wie z.B. im Gebäude der Wirtschaftswissenschaften. Diese werden, wie die Mensa, vom Studierendenwerk betrieben. Ab 2 Euro (Tagesmenü in der Mensa) bis hin zu 10 Euro kann der Student also verschiedene Speisen unterschiedlicher Qualität verzehren. Schade ist hier, dass die Mensa nur mittags geöffnet hat und das Essen meist nicht besonders gute Qualität aufweist.

Bibliotheken: Es gibt eine Zentralbibliothek und viele kleinere Fachbereichsbibliotheken. Eine davon ist im ReWi (Gebäude der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften) untergebracht, wo du auch studieren wirst, solltest du dich für Mainz entscheiden. Hier lernen die meisten Studenten vor den Klausuren.

Ich selbst lerne ja lieber in Ruhe zu Hause. Wenn es dir auch so geht, empfiehlt sich hier eine Studentenbude in der Nähe der Uni. Zur Suche eignen sich Portale wie wg-gesucht.de oder immobilienscout24.de. Das Studierendenwerk ist der Ansprechpartner für Wohnheimplätze. Folgendes gilt zu beachten:

In Mainz herrscht große Wohnungsnot. Kümmere dich frühzeitig um eine Wohnung und rechne mit Wartezeiten/einer Suchdauer von 1-2 Monaten.

Ein WG Zimmer gibt es ab 250 Euro. Im Schnitt musst du für ein gutes Zimmer aber 300 Euro und mehr zahlen.

Einzelne Appartements kosten auch meist über 300 Euro. Im Schnitt kommst du hier wohl mit 350-400 Euro weg.

Wohnheimplätze gibt es zwar schon ab 210 Euro, allerdings musst du hier mit besonders großem Wettbewerb, teilweise großer Entfernung zur Uni und mitunter alten Wohnheimen rechnen. Ein Zimmer in einem Wohnheim nahe an der Uni und neueren Baujahrs kostet mindestens 300 Euro. Allerdings kann ich das Wohnheimleben nur empfehlen, da ich selbst 1 ½ Jahre in einem gewohnt habe. Es war eine schöne Zeit, in der ich vor allem auch Leute verschiedenster Fachbereiche und Nationen kennen lernen konnte.

Alle Mietangaben beziehen sich pro Monat und sind Warmmieten. Bei nahezu allen Wohnungen kommt eine Kaution dazu. Private Anbieter vermitteln ihre Zimmerchen meist über Makler, sodass hier noch eine Provision zu zahlen ist. Zum Glück ist die JGU Mainz eine öffentliche Uni, sodass nur ein Semesterbeitrag i.H.v. ca. 270 Euro pro Semester auf die Lebenshaltungskosten aufzuschlagen ist. Durch Jobben, Stipendien oder Papi lässt sich das Leben also finanzieren.

Nun verliere ich noch ein paar Worte zur Reputation der Uni Mainz. Diese ist im Bereich Wirtschaft nicht sonderlich berauschend. Wieso? Wahrscheinlich weil hier viele junge Professoren arbeiten, die nach gewisser Zeit an eine renommiertere Universität gehen und dort bedeutendere Forschung betreiben. Denn meistens richtet sich der Ruf des Fachbereichs nun mal nach Qualität der Forschung, nicht der der Lehre. Trotzdem gibt es eine Reihe von Unternehmenskooperationen. Besonders hebt sich hier das Angebot im Bereich Accounting, Taxation und Finance hervor, wahrscheinlich aufgrund der Nähe zu Frankfurt. Manche Personaler schätzen allerdings die Universität Mainz, meist aus positiven Erfahrungen mit Absolventen, oder weil die Studiengänge hier angeblich schwerer sind, als an anderen Unis (kann ich mir nicht vorstellen). Zur Bewerbung für ein Studium sei gesagt: Der B.Sc. WiWi hat einen NC von meist um die 2,5. Du benötigst keinen TOEFL-Test oder sonstige Tests, mit denen andere Leute viel Geld verdienen. Ein Vorteil aller Studiengänge mit wirtschaftlichem Bezug ist, dass das Studium auch im Sommersemester angefangen werden kann. Im Master ändern sich die Zulassungsbeschränkungen hinsichtlich der Note oft. Prinzipiell solltest du hier einen Bachelor mit 2,0 oder besser als Abschlussnote mitbringen. Der Management-Master verlangt sonst keine Aufnahmetest oder Ähnliches. Im Bereich VWL muss ein TOEFL-Test oder Vergleichbares absolviert werden, jedoch nicht mit besonders hoher Punktzahl. Aktuelle Informationen gibt es dazu auf Seiten der Uni, des Fachbereichs, der Studienberatung WiWi oder ggf. der Internetseiten für die Studiengänge (Suchmaschinen helfen dir beim finden). Viel Spaß in Mainz, falls du hier landest!
Erfahrungsbericht von "Anonym"

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