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MSc Finance & Accounting (Corporate Finance) an der Stockholm School of Economics
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Nachdem ich mein Bachelorstudium in International Business Administration an der Eberhard Karls Universität Tübingen erfolgreich abgeschlossen hatte, habe ich mich während eines Gap Years, in dem ich mehrere Praktika absolviert habe, intensiv mit verschiedenen Studiengängen im Bereich Finance auseinandergesetzt. Die Entscheidung für einen Finance-Master hat sich im Laufe meines Bachelorstudiums und meiner Praktika entwickelt, da die Themen in diesem Bereich sehr spannend sind und sehr gut zu meiner Zahlenaffinität passen. Durch mein Auslandssemester in Göteborg während meines Bachelorstudiums war mir das schwedische Universitätssystem und die Stockholm School of Economics (SSE) schon bekannt und kristallisierte sich schnell als mein Favorit heraus. Gründe hierfür waren die Vielfalt an möglichen Veranstaltungen, sowohl im Bereich Corporate Finance als auch Investment Management. Darüber hinaus ist ein Großteil der Veranstaltungen sehr praxisorientiert, was mir besonders wichtig war, da dies eine sehr gute Abwechslung zu meinem eher theoretischen Bachelorstudium darstellte. Die Stadt Stockholm als Studienort ist sicherlich auch nicht zu verachten. Die SSE befindet sich mitten in Stockholm und ist sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, was aufgrund der angespannten Wohnungssituation in Stockholm ein nicht zu vernachlässigender Aspekt ist.

Bei der Wohnungssuche sind persönliche Kontakte von Vorteil, da die Anzahl an Wohnheimplätzen sehr begrenzt ist und ein Großteil der Studierenden sich privat eine Wohnung sucht. WGs sind in Schweden (noch) nicht so populär wie zum Beispiel in Deutschland, was die Suche ebenfalls nicht einfacher macht. Jedoch vermieten einige Studenten in Stockholm unter („second“ oder sogar „third hand“). Daher ist es gut, mit Studierenden aus höheren Jahrgängen in Kontakt zu kommen, um so evtl. an eine Unterkunft zu gelangen, da viele der höheren Jahrgänge für 1-2 Semester ins Ausland gehen. Die Wohnungssuche gestaltet sich auch als wesentlich einfacher (einfach ist es dennoch nicht), wenn man direkt vor Ort ist, da viele Angebote noch am selben Tag wieder vermietet werden. Gute Internetseiten für die Suche sind www.akademiskkvart.se, www.lappis.org, www.bostaddirekt.com, www.andrahandsguiden.com, www.bopunkten.se und www.blocket.se. Bzgl. Mietpreisen geht die Spanne sehr weit auseinander. So muss man für ca. 20m2 mit Mietpreisen zwischen 400 und 900€ pro Monat rechnen. Insbesondere im Stadtzentrum ist es teurer, während man außerhalb häufig für 400€ etwas finden kann. Allerdings muss man dann eine oft halbstündige Anreise in die Innenstadt einplanen.

Nach diesem allgemeinen Überblick wird im Folgenden der Studiengang MSc Finance & Accounting an der SSE genauer dargestellt. Es handelt sich hierbei um einen zweijährigen Master mit 120 ECTS. 90 ECTS bestehen aus Vorlesungen, Assignments und Klausuren und 30 ECTS sind für die Masterthesis vorgesehen. Anders als in Deutschland ist das Semester an der SSE noch einmal in 2 Hälften unterteilt, so dass man pro Term immer nur zwei verschiedene Fächer à 7,5 ECTS belegt. Im ersten Semester sind die vier Kurse verpflichtend vorgegeben. Dabei sind im ersten Term die Vorlesung „Portfolio Choice & Asset Pricing“ sowie ein Accounting-Kurs zu belegen. Die Entscheidung welchen Accounting-Kurs man zu belegen hat, wird vom Accounting Department in Abhängigkeit von den Vorkenntnissen in diesem Bereich getroffen. Die zu belegenden Vorlesungen des zweiten Terms sind „Fixed Income & Derivatives Markets“ sowie „Corporate Finance“. Beide Vorlesungen beinhalten Assignments und sind darüber hinaus deutlich fallstudienlastiger als die beiden Fächer des ersten Terms. Nach erfolgreichem Abschluss der beiden Fächer des zweiten Terms darf man seine Fächer selbst wählen. Allerdings gibt es hierbei gewisse Grenzen. Insgesamt sind für das zweite und dritte Semester 8 Vorlesungen zu wählen, von denen mindestens vier aus der gewählten Spezialisierung (Corporate Finance oder Investment Management), in meinem Fall Corporate Finance, sein müssen.

Den typischen Studientag gibt es an der SSE nicht. In der Regel ist die Anzahl an Vorlesungen jede Woche eher gering. Nichtsdestotrotz ist der Arbeitsaufwand aufgrund diverser Case Studies und weiterer Assignments sehr hoch. Daher ist es meistens so, dass man nur ca. 2h pro Tag im Hauptgebäude der SSE verbringt, wo die Vorlesungen stattfinden. Die meiste Zeit verbringt man im PC Lab (oder einem anderen Arbeitsplatz) und arbeitet mit seiner jeweiligen Gruppe an diversen Case Studies. Bei den Case Studies handelt es sich vorwiegend um Harvard Business School Cases. Von Professorenseite aus wird erwartet, dass Studierende pro Woche 50-60h für ihr Studium aufwenden.

Aufgrund dieses hohen Arbeitsaufwandes und der vielen Gruppenarbeiten ist das Gemeinschaftsgefühl unter den Studierenden stark ausgeprägt, so dass man auch in seiner Freizeit sehr viel Zeit mit Kommilitonen verbringt. Dies wird dadurch verstärkt, dass die Student Association an der SSE (SASSE) zu den aktivsten in Skandinavien gehört und sehr viele Veranstaltungen organisiert, so dass sich für jeden die Möglichkeit ergibt, sich einzubringen und dabei auch eigene Interessen zu verfolgen. U.a. gibt es an der SSE ein American Football Team, das im vergangenen Jahr die schwedische Studentenmeisterschaft gewonnen hat, eine Investment Society und SASSE Get Out. SASSE Get Out veranstaltet verschiedene Events in der freien Natur, wie z.B. einen Kanuausflug mit anschließendem Grillen. Neben diesen genannten Veranstaltungen und Möglichkeiten sich zu engagieren, gibt es diverse größere Veranstaltungen und Bälle, bei denen der Dresscode formell ist. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass für jeden Studenten etwas dabei sein sollte, seine Interessen zu verfolgen und auch neben dem Studium sich in irgendeiner Form zu engagieren oder einfach mal abzuschalten.

Eine beliebte Möglichkeit sich mit anderen Studierenden zu treffen stellt das Atrium im Hauptgebäude der SSE dar. Dies wird von den Studierenden intensiv genutzt und stellt gewissermaßen den Hotspot der SSE dar. Der Campus der SSE ist insgesamt eher klein und bietet abgesehen von kleineren Snacks, leider keine eigenen Essensmöglichkeiten. Viele Studierende kochen daher zu Hause, wärmen ihr Essen dann in den vielzähligen Mikrowellen an der SSE auf und essen im Atrium. Alternativ bestehen diverse Möglichkeiten, sich in der Umgebung der SSE Essen zu besorgen.

Neben den angesprochenen Vorlesungen bietet die SSE verschiedene Zusatzangebote an. Zu einigen Vorlesungen gibt es Seminare, in denen Aufgabenblätter und Case Studies besprochen werden. Darüber hinaus gibt es eine Fülle an Gastvorlesungen, von Unternehmen aus verschiedenen Industrien und Bereichen, so dass der Blick in die Praxis nicht zu kurz kommt. Außerdem bieten die einzelnen Departments (ich beziehe mich in meinen Ausführungen vornehmlich auf das Finance Department) regelmäßig Brown Bag/Lunch Seminare an, in denen aktuelle Paper der Professoren an der SSE vorgestellt und diskutiert wird. Dazu kommen regelmäßige externe Vorträge von Wissenschaftlern, die ihre aktuellen Ergebnisse präsentieren.

Das Recruiting ist an der SSE sehr stark ausgeprägt, insbesondere für die Bereiche Investmentbanking und Management Consulting. Sämtliche namhaften Investmentbanken fliegen mit 5-10 Mitarbeitern aus London für Recruitingveranstaltungen mit Abendessen ein. Die großen Beratungen geben sich ebenfalls die Klinke in die Hand und sind sehr stark mit der SSE verbunden, was sich auch in entsprechendem Sponsoring und Stipendien der Beratungen für herausragende Studierende niederschlägt. Doch nicht nur Studierenden, die sich für Investmentbanking oder Consulting interessieren, kommen auf ihre Kosten. So wird u.a. eine eintägige Marketingmesse angeboten, an der eine Vielzahl an Unternehmen teilnimmt. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die SSE in der Berufswelt sehr gut vernetzt ist und Studierende sehr stark von diesem Netzwerk profitieren können.

Dies geschieht neben den genannten Recruitingveranstaltungen u.a. durch ein eigenes Mentorenprogramm an der SSE, in dem Studierenden ein berufserfahrener Alumnus zur Seite gestellt wird und mit Rat und Tat bei Karrierefragen zur Seite steht. Das Mentorenprogramm wird von Jahr zu Jahr ausgebaut und von den Studierenden sehr gerne in Anspruch genommen.

Abgesehen von den sehr guten Kontakten in die freie Wirtschaft ist die Reputation der SSE in der Forschung im Großen und Ganzen gut. Dies gilt zwar nicht für alle Professoren, doch einige Professoren wie z.B. Mike Burkart und Per Strömberg, publizieren regelmäßig in namhaften Journals, wie dem Journal of Finance. Das PhD-Programm an der SSE ist daher sehr empfehlenswert, zumindest im Bereich Finance. Die Ansprüche sind hoch, aber das Umfeld regt zu sehr guter Arbeit an, da man regelmäßig mit den aktuellsten Forschungsergebnissen direkt in Kontakt kommt. Ein weiterer Pluspunkt des Programms ist, dass man das zweite Jahr des Masterstudiums bereits als erstes Jahr des PhD-Programms anrechnen kann und sich somit ein Jahr spart, was in Anbetracht der Länge des Programms sinnvoll ist.

Ähnlich wie für die Forschung gilt auch in der Lehre, dass zum Teil eine große Diskrepanz in der Qualität der Vorlesungen herrscht. Insbesondere die quantitativen Kurse würde ich hier als sehr gut einschätzen. In den weniger guten Kursen wird einiges an Negativpunkten durch die hart arbeitenden, hervorragenden Kommilitonen wett gemacht, von denen man häufig mehr lernen kann als man in der Vorlesung mitnimmt. Dieser Punkt ist insgesamt einer der großen Pluspunkte der SSE. Der Großteil der Studierenden ist hochmotiviert und hat insbesondere durch eine Vielzahl an Praktika bereits einiges an Berufserfahrung vorzuweisen, so dass Diskussionen unter den Studierenden meistens sehr fruchtbar und konstruktiv sind.

Nachdem das Studium und die SSE vorgestellt wurden, wird im Folgenden noch der Bewerbungsprozess genauer dargelegt. Die Bewerbung für beinahe alle Studiengänge in Schweden läuft zentralisiert über das sogenannte University Admissions (www.universityadmissions.se). Auf diesem Portal muss man sich online anmelden, ein Online-Bewerbungs-/Anmeldeformular ausfüllen und die von der Universität geforderten Unterlagen einreichen. Diese Unterlagen sind von Universität zu Universität unterschiedlich, so dass man sich hierbei am besten bei der jeweiligen Wunschuniversität noch einmal erkundigt, da die University Admissions-Seite nicht unbedingt durch Übersichtlichkeit glänzt. Gängige Unterlagen, die auch von der SSE gefordert werden, sind Lebenslauf, Motivationsschreiben, Zeugnisse (Bachelorzeugnis), TOEFL (hierfür genug Zeit einplanen, da der Versand nach Schweden von den USA aus einige Zeit in Anspruch nehmen kann!), GMAT (in den vergangenen Jahren sollte man auf eine Punktzahl von 650+ abzielen, um für den Finance-Master entsprechend gute Chancen zu haben) sowie eine Bestätigung, dass man EU-Bürger ist (ansonsten werden Studiengebühren fällig). Der Bewerbungszeitraum auf dem Portal für einen Studienbeginn im Wintersemester ist dabei in der Regel von 01. Dezember bis 15. Januar, wobei man Unterlagen postalisch bis Anfang Februar nachreichen kann. Die ersten Zusagen werden dann Mitte März von University Admissions mitgeteilt. Die Stockholm School of Economics verkürzt diese Wartezeit jedoch für gute Bewerber, so dass man deutlich früher (Anfang/Mitte Februar) bereits eine Zusage erhalten kann. Es ist jedoch wichtig, dass man, um seinen Studienplatz tatsächlich anzunehmen, auch auf seiner persönlichen University Admissions Portal-Seite anklickt, dass man den Studienplatz annimmt. Bis zur Einschreibung, die kurz vor Studienbeginn in Stockholm stattfindet, muss aus Bewerbungssicht nichts weiter erledigt werden, sobald man seinen Platz angenommen hat.

Wie bereits kurz angedeutet, ist das Studium in Schweden für EU-Bürger momentan studiengebührenfrei. Für Nicht-EU-Bürger fallen Studiengebühren von 100.000SEK an. Trotz der Studiengebührenbefreiung sind die Lebenshaltungskosten insbesondere in Stockholm nicht zu unterschätzen. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, das Ganze zu finanzieren. Der eine oder andere Student sucht sich einen Nebenjob (dies ist wesentlich einfacher, wenn man Schwedisch spricht, jedoch auch ohne Schwedischkenntnisse möglich). Aufgrund des doch sehr hohen Arbeitsaufwandes ist dies jedoch nicht für jeden ratsam, da die akademischen Leistungen darunter leiden können. Daher ist es empfehlenswert sich frühzeitig über mögliche Stipendien zu informieren. Der Deutsche Akademische Austausch Dienst (DAAD) bietet Jahresstipendien für Graduierte an. Bewerbungsschluss ist hierfür bereits am 15. November des Vorjahres, so dass man genug Zeit für die Bewerbung einplanen sollte.

Ein ganz wichtiger Punkt in Schweden ist die sogenannte Personnummer. Diese Nummer besteht aus dem Geburtsdatum und vier weiteren Ziffern und gilt als Identifikationsnummer für alle Menschen, die in Schweden leben. Ohne diese Nummer sind viele Sachen in Schweden aus bürokratischer Sicht nicht möglich. Man braucht sie zum Beispiel bei Vertragsabschlüssen, häufig beim Postpakete abholen, beim Arzt und bei der Eröffnung eines Bankkontos. Die Nummer beantragt man beim schwedischen Steueramt „Skatteverket“ (www.skatteverket.se). Die Wartezeit ist etwas willkürlich. Je besser vorbereitet man wirkt, desto schneller geht es in der Regel. Wichtig ist, dass man folgende Unterlagen dabei hat: Uni-Zulassungsbescheid, Kopie des Personalausweises und der EU-Versichertenkarte, sowie eine Bescheinigung (kann selbstverfasst sein), dass man sich während des Aufenthaltes in Schweden selbst finanziell versorgen kann bzw. entsprechende finanzielle Versorgung hat. Für Privatversicherte ist die Beantragung einer Personnummer sehr schwierig, da sie nicht die entsprechende EU-Versichertenkarte haben und man sich bzgl. der Handhabung der Versicherung beim Skatteverket momentan nicht einig ist, so dass es vorkommen kann, dass der Antrag mehrmals abgelehnt wird.

Neben dem Skatteverket muss man sich noch beim Immigrationsamt („Migrationsverket“, www.migrationsverket.se) melden, wenn man länger als 3 Monate in Schweden bleibt, um eine sogenannte residence permit zu beantragen. Dies funktioniert komplett online und geht in der Regel sehr schnell und reibungslos.

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass man sich, wenn man mit dem Gedanken spielt, ein Finance-Masterstudium zu absolvieren, sehr genau über die verschiedenen Möglichkeiten informieren sollte, da die Auswahl doch sehr groß ist und die jeweiligen Programme oft verschiedene Schwerpunkte setzen. Die SSE ist hierbei definitiv eine gute Adresse. Dies liegt nicht zuletzt an den sehr guten Kontakten in die freie Wirtschaft und der stimulierenden Lernatmosphäre unter den Studierenden, sowie dem Standort Stockholm.
Erfahrungsbericht von Nils Härtel
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