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Erfahrungsbericht zum Master in Finance an der London School of Economics & Political Science
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Hallo zusammen,
Ich würde euch gerne einen kleinen Einblick in das Programm geben und all jenen ein paar hoffentlich hilfreiche Informationen mit auf den Weg geben, die sich für diesen Studiengang interessieren.
Zu meiner Person – ursprünglich habe ich meinen Bachelor in Betriebswirtschaftslehre an der Frankfurt School of Finance & Management (mit einem kurzen Zwischenstop an der UTS in Sydney für ein Auslandssemester) absolviert und parallel dazu eine Ausbildung zum Bankkaufmann in Frankfurt gemacht. Nach Ende des Bachelors verließ ich meine damalige Bank, um ein Praktikum in einem Beratungsunternehmen und ein weiteres Praktikum im Equity Structuring einer großen Bank zu machen. Danach folgte auch schon der MSc Finance an der LSE, welchen ich im Jahrgang 2012/2013 in der Full-Time Variante durchlief.
Wieso genau dieses Programm?
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Nach dem Bachelor hat man die Qual der Wahl des Masterstudiums – vielleicht noch nicht an konkreten Studienplatzangeboten, mindestens aber an Bewerbungsmöglichkeiten.
Für mich war relativ schnell klar, dass ich für meinen Master ins Ausland wollte. Mein Auslandssemester hatte mir bereits im Bachelor gezeigt, dass es schon alleine für die persönliche Entwicklung wirklich gut ist, in einem internationalen Umfeld zu studieren und seinen „deutschen Alltag“ etwas hinter sich zu lassen. Daher war für mich die Frage eher, in welchen Ländern und Universitäten ich mich bewerben sollte. Wichtig war mir natürlich vor allem, dass die jeweiligen Universitäten eine gute Qualität der Lehre und Forschung sowie einen guten Ruf haben, wobei diese beiden Aspekte in der Regel ohnehin Hand in Hand gehen.
Ich war zuerst an einem Studium in den USA interessiert. Ich verabschiede mich jedoch recht schnell von diesem Gedanken nachdem ich merkte, dass mein Finanzierungsplan in wesentlichen Teilen auf einem erhofften 6er im Lotto basierte und sich selbst mit möglichen Stipendien kein anderer Weg finden lassen würde, ein Studium dort ohne extrem hohe Kredite zu finanzieren. Meine Wahl fiel daher auf die bekannteren Unis im europäischen Raum, allen voran die LSE, Warwick, St. Gallen, Oxford und die HEC. Die wichtigsten Kriterien, die die LSE zu meinem Favoriten machten war dabei die sehr gute Qualität von Forschung und Lehre, die relativ hohe, gut auf einen Berufseinstieg vorbereitende Praxisausrichtung des MSc Finance Programms, sowie die unmittelbare Nähe zu London als wichtigstem Finanzplatz Europas. Allerdings denke ich, dass man so oder so keine wirklich falsche Entscheidung bei Unis dieser Art treffen kann, denn alle sind definitiv qualitativ sehr gut und letztlich muss man die Wahl anhand von Details treffen.
Will man etwa etwas stärker in Richtung akademische Forschung, möglicherweise PhD gehen, wäre vermutlich das MSc-Programm in Oxford die bessere Alternative. Und wenn man die hohen Studiengebühren nicht stemmen kann oder will, dann trifft man auch mit St. Gallen definitiv auch nicht die falsche Wahl. Man sollte sich selbst fragen, wo die Stärken der jeweiligen Uni sind, und welche Schwerpunkte man im und nicht zuletzt auch nach dem Master setzen möchte.
Das Bewerbungsverfahren läuft vollständig online ab, man braucht in erster Linie einen gültigen TOEFL, GMAT und ein Motivationsschreiben. Beim GMAT sollte man in etwa die 700er-Marke anpeilen, der Durchschnitt dürfte in etwa bei 730 liegen. Das Motivationsschreiben ist sehr wichtig, hier sollte man sich genau überlegen, was man schreibt, und es ggf. auch nochmal von einem Muttersprachler gegenlesen lassen. Natürlich erfährt man im Nachhinein nicht, warum man ein Angebot erhalten hat, von daher kann ich nur spekulieren, was das Auswahlkomitee besonders interessiert. Ich denke, dass man neben den standardisierten Kriterien (TOEFL/GMAT) vor allem ein großes Interesse für Finance im Motivationsschreiben darlegen sollte, z.B. anhand von vorherigen Studienarbeiten, Arbeitsprojekten und Ähnlichem. Ich vermute außerdem, dass relevante Berufserfahrung ein Pluspunkt im Auswahlverfahren ist. Man sollte sich allerdings bei der Bewerbung nicht demotivieren lassen, kein Bewerber ist in allen Bereichen perfekt und Schwächen in einem Bereich können mit Sicherheit durch Stärken in anderen Bereichen ausgeglichen werden.
Der eigentliche Bewerbungsprozess ist rollierend. Wahrscheinlich ist es gut, sich eher früh zu bewerben, allerdings werden auch recht spät durchaus noch Plätze vergeben. Ich selbst hatte mich eher spät beworben und mein Studienplatzangebot im Mai bekommen, etwa 1-2 Monate nach meiner Bewerbung, und kenne einige Kommilitonen, die trotz ähnlich später Bewerbung ebenfalls noch aufgenommen wurden. Im Gegensatz zu anderen Unis begrenzt die LSE ihr Angebot nicht zeitlich. Man kann sich also zur Annahme oder Absage des Angebots so viel Zeit lassen, wie man möchte. Ein kleiner Tipp – andere Unis sind oft schneller bei der Bearbeitung der Bewerbungsunterlagen und geben den Bewerbern dann teilweise nur wenige Wochen Zeit, über ein Angebot zu entscheiden und ggf. per Kautionszahlung zu bestätigen. Ich würde also unbedingt empfehlen, sich zuerst bei der LSE zu bewerben, und dann mit einigen Wochen Abstand bei anderen Unis. Andernfalls muss man sich ggf. schon für oder gegen ein anderes Angebot entscheiden bevor man Feedback zur Bewerbung von der LSE bekommen hat.
Das Programm schlug bei mir (Jahrgang 2012/2013) mit knapp 26.500 Pfund zu Buche, und für das Jahr 2013/2014 wurde der Preis nochmals um gut 1000 Pfund erhöht. Der Msc Finance ist damit das teuerste überhaupt an der LSE angebotene Postgraduate Studium. An Mietkosten sollte man mindestens 130 Pfund pro Woche für die günstigsten Wohnheime in London rechnen, in besseren Wohnheimen oder in privaten Flatshares oft sogar über 200 Pfund pro Woche. Sonstige Kosten (Lebensmittel, Transport etc.) sind in etwa vergleichbar zu Deutschland.
Die Gesamtkosten für das Studium sind also extrem hoch und die Finanzierung ist oft schwierig. Stipendien gibt es in Deutschland leider nur recht wenige (etwa über den DAAD oder die Studienstiftung), und die, die es gibt, zahlen meist nur einen Bruchteil der Gesamtkosten. Dennoch sollte man sich unbedingt daran kümmern, und sich vor allem so früh wie möglich für Stipendien bewerben, denn die Deadlines sind teilweise schon 1 Jahr vor Beginn des Studiums oder sogar noch früher.
Financial Support der LSE sollte man nicht erwarten, die sehr begrenze Anzahl an Stipendien geht in aller Regel nicht an Studenten aus Deutschland, und erst recht nicht an Studenten des Finance-Programms. Selbst mit Stipendien muss man also in der Regel davon ausgehen, über 20.000€ selbst finanzieren zu müssen. Dazu kann natürlich auch ein Kredit aufgenommen werden, allerdings sollte man sich genau informieren, denn gerade Bildungskredite werden teils nicht in dieser Höhe vergeben und/oder nicht für Studiengänge im Ausland. Letztlich gibt es also für die Finanzierung also keine einfache Antwort und in der Regel muss man versuchen, so viele Quellen wie irgendwie möglich zu nutzen (Stipendien, Ersparnisse, Kredite). Mit einem Nebenjob während des Studiums sollte man lieber nicht rechnen, dafür bleibt durch das straffe Programm keine Zeit.
Die LSE liegt mitten in Stadtzentrum Londons. Gerade im Finanzbereich ist das natürlich interessant, denn nahezu alle große Banken sind in Laufnähe vom Campus. Das hat vor allem den Vorteil, dass man problemlos auf unzählige Unternehmenspräsentationen gehen kann. Gerade das ist ein Kritikpunkt, den ich teils von Studenten anderer Unis außerhalb Londons gehört habe, denn dort gibt es solche Möglichkeiten deutlich seltener und der Kontakt zur Industrie ist erheblich schwächer.
Der Campus der LSE ist eher klein und besteht hauptsächlich nur aus den Gebäuden der Universität. Der Einrichtungsstandard in den Gebäuden variiert, von eher veralteten Vorlesungssälen bis hin zu absolut modernen, bestens ausgestatteten Räumen ist alles vorhanden. Unsere Vorlesungen fanden meistens in den moderneren Räumen des New Academic Buildings (NAB) statt. Es gibt auf dem Campus mehrere Bars, Cafes und Restaurants. Die Tatsache, dass sich täglich eine stundenlange Warteschlange vor einem kostenlosen „Hare Krishna“-Essenswagen auf dem Campus bildet sagt aber vermutlich schon genug über Preis und Qualität der Restaurants auf dem Campus aus. Glücklicherweise gibt es dank zentraler Lage natürlich aber auch mehr als genügend Schnellrestaurants in der Nähe, wo man bezahlbares und gutes Essen bekommen kann. Die Pubs auf dem Campus hingegen sind immer gut besucht und perfekt, um mit den anderen Studenten auf den ein oder anderen Drink vor, zwischen oder nach den Vorlesungen zu gehen.
An der Uni gibt es unzählige studentische Clubs, die so ziemlich jedes denkbare Gebiet wie Sport, Kultur, Reisen, Politik, Musik, Film uvm. sowie auch spezifischere Themen in Form von Finance- und Investmentclubs abdecken.
Der Msc Finance teilt sich in vier unterschiedliche zeitliche Abschnitte: Eine kurze Einführungsphase sowie im Anschluss die drei eigentlichen Trimester des Studiums.
Einführungsphase
Die Einführungsphase dauerte rund zweieinhalb Wochen. An nahezu jedem Tag innerhalb dieses Zeitraums gibt es mehrere Veranstaltungen zu den Themenbereichen „Akademische Vorbereitung auf die Kurse der folgenden Trimester“, „Vorbereitung auf Jobbewerbungen“ sowie allgemeine „Orientation Events“.
Akademische Kurse
Der MSc Finance ist, zumindest an der LSE, ein nicht-konsekutives Programm. Das bedeutet, dass das Programm prinzipiell Bewerbern jeglicher Fachrichtungen offen steht und auch Studenten mit völlig fachfremdem Hintergrund teilnehmen können. Als Konsequenz daraus kann die Universität (zumindest theoretisch) keine spezifischen Vorkenntnisse voraussetzen. Die akademischen Kurse der Einführungsphase dienen also dazu, alle Studenten auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen und das nötige Basiswissen für die bevorstehenden eigentlichen Kurse zu vermitteln.
Der Vorkurs unterteilt sich in zwei Fachbereiche: Mathematik und Accounting. Es gibt keine direkten schriftlichen oder anderweitig benoteten Prüfungen für diese Vorbereitungskurse. Zur eigenen Übung gibt es unbenotetes) Material, das man zu Hause bearbeiten kann, aber nicht muss.
Der mathematische Vorkurs wiederholt drei Themengebiete: Calculus , Statistics und Stochastic Calculus.
Der Calculus-Abschnitt ist im Wesentlichen eine Auffrischung von Abiturwissen (Ableiten, Integrieren, partielle Ableitungen, Taylorreihen). Der Statistics-Teil behandelt elementare Konzepte der Statistik (Kovarianzen, Konfidenzintervalle, Uni- und Multivariate Regressionen, Hypothesentests, Dichte- und Verteilungsfunktionen, Zufallsvariablen).
Der dritte Teil des Vorkurses, Stochastic Calculus, ist für die allermeisten Studenten Neuland. Neben der allgemeinen Definitionen stochastischer Prozesse, Ito Prozesse und neben der Einführung Brown’scher Bewegungen wird schließlich Ito’s Lemma erläutert. Diese Themen sind insbesondere für den Grundkurs „Asset Markets“ sowie den Wahlkurs „Financial Engineering“, in Teilen auch für „Fixed Income Securities & Credit Markets“ wichtig.
Der Accounting-Vorkurs behandelt die Grundzüge der Bilanzierung und des internen Rechnungswesens. Diese Themen werden für den Grundkurs „Corporate Finance“ benötigt und möglicherweise für Corporate Finance-orientierte Wahlkurse.
Berufsorientierte Kurse
Da insbesondere in England die Bewerbungsdeadlines bei Banken zeitlich sehr früh liegen, werden alle Studenten des Programms bereits in der Einführungsphase intensiv auf die Bewerbungen vorbereitet. Einen großen Teil der Zeit nehmen Veranstaltungen in Anspruch, auf denen das richtige Verfassen eines englischen CVs besprochen wird. Bevor man das Programm antritt sollte man unbedingt bereits eine grobe Vorlage seines englischen CVs haben, um damit in der Einführungsphase arbeiten zu können.
Zudem gibt es Veranstaltungen zu den Themen Networking sowie Beantwortung von Competency- und sonstigen offenen Fragen in Bewerbungsformularen sowie in regelmäßigen Abständen Veranstaltungen der großen Banken und Beratungsunternehmen sowohl auf als auf abseits des Campus um Firmen kennenlernen zu können.
Orientation Events
Zum Kennenlernen der Studenten gibt es einige Events, etwa Drinks in der Universität oder auch in Bars sowie eine City Tour durch London. Da solche Events in der Regel nicht öfters als ein Mal pro Woche stattfinden sollte man sich natürlich auch ohne direkten Anlass der Uni selbst mit dem Rest des Kurses kurzschließen, um gemeinsam wegzugehen.
Erstes Trimester: Grundkurse
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Das erste Trimester startete in unserem Fall am 8. Oktober 2012 und endete am 2. Dezember 2012. Es besteht aus zwei verpflichtenden Kursen, „Asset Markets“ sowie „Corporate Finance“.
Zudem kann man sich in einen optionalen „Matlab“-Kurs einschreiben, der besonders für den Wahlkurs „Financial Engineering“ im zweiten Trimester wichtig ist. Wenn man Financial Engineering gewählt hat gibt es zudem noch einen weiteren, separaten Vorbereitungskurs dafür gegen Ende des ersten Trimesters.
Akademische Kurse
Asset Markets
In diesem Kurs werden die Grundzüge der Finanzmärkte erläutert, insbesondere hinsichtlich Equity (Aktien) und Fixed Income (Anleihen). Der Kurs behandelt unter anderem einfache Bond- und Aktienbewertung, Portfoliotheorie / Arbitrage Pricing Theory, und Derivate bis hin zu einer mathematischen Herleitung der Black & Scholes Optionsformeln und Pricing anderer einfacher nicht-linearer Derivate per Stochastic Calculus.
Es gibt in der Mitte des ersten Trimesters sowie gegen Ende des ersten Trimesters eine Zwischenprüfung, die jeweils 10% der Gesamtnote für das Fach zählt. Die Abschlussprüfung, die mit 80% gewichtet wird, wird im dritten Trimester geschrieben.
Corporate Finance
„Corporate Finance“ unterteilt sich in zwei Themengebiete: Financing (Vorlesungen 1-10) und Valuation (Vorlesungen 11-20). Häufiger Bestandteil des Kurses sind Case Studies, innerhalb welcher die behandelten Themen auf konkrete Beispiele aus der Praxis angewandt werden.
Der Kurs behandelt die Beurteilung von Unternehmen basierend auf Kennzahlen, sustainable growth rates, Kapitalstrukturen mit Steuern, Tax Shields, Ex ante und ex post costs of financial distress, Wahrscheinlichkeit für Zahlungsunfähigkeit von Unternehmen, Präventionsmaßnahmen und Auswirkungen von Agency-Problemen und Informationsasmmetrien, unternehmerische Payout Policies sowie Hybridfinanzierungsmöglichkeiten.
Wie schon in Asset Markets gibt es auch in Corporate Finance zwei Zwischenprüfungen, die zu je 10% in die Abschlussnote zählen, und eine Abschlussprüfung, die mit 80% gewichtet wird.
Matlab
Dieser Kurs kann optional gewählt werden und besteht aus einigen Vorlesungen, in welcher finanzmathematische Konzepte mittels Matlab umgesetzt werden. Der Kurs setzt in der Theorie kein Vorwissen in Programmierung voraus, hat allerdings ein recht hohes Tempo. Ein Grundverständnis für Programmierung ist also dennoch nicht verkehrt, um den Inhalten folgen zu können.
Offiziell ist es für den Wahlkurs „Financial Engineering“ nicht nötig, mit Matlab umgehen zu können, da offiziell alle Aufgaben auch per VBA lösbar sein sollten. Basierend auf der Seminararbeit in dem Fach würde ich das aber kritisch sehen, da man die dort gefragten Simulationen weder von der notwendigen Berechnungsgeschwindigkeit noch im Funktionsumfang mathematischer Grundfunktionen sinnvoll in VBA umsetzen kann. Mit anderen Worten, ich würde die Einarbeitung in Matlab unbedingt empfehlen wenn man plant, Financial Engineering zu belegen.
Vorbereitungskurs für Financial Engineering
Alle Studenten, die sich bereits für Financial Engineering eingeschrieben haben oder zumindest Interesse anmelden, belegen gegen Ende des ersten Trimesters einen zusätzlichen Vorbereitungskurs für das Fach. Hier werden sowohl die Grundzüge von VBA-Programmierung unterrichtet als auch einige mathematische Themen vertieft. Die VBA-Vorbereitung hielt ich für insgesamt weniger wichtig. Wie bereits erwähnt muss man ohnehin davon ausgehen, die Seminararbeit möglicherweise nicht komplett in VBA umsetzen zu können, sondern auf Matlab angewiesen zu sein. Wenn man allerdings mit Matlab umgehen kann, dann erübrigt sich die Benutzung von VBA ohnehin und wird für Financial Engineering nicht mehr gebraucht.
Die mathematischen Themen sind relevanter für den Kurs, wurden allerdings leider in unserem Vorbereitungskurs nicht sonderlich gut vermittelt, sodass auch hier der Mehrwert meiner persönlichen Meinung nach eher gering war – allerdings kann sich das natürlich in den nächsten Jahren ändern, da der Vorbereitungskurs von Doktoranden geführt wird und somit eine relativ hohe Fluktuation und Veränderung hat.
Berufsorientierte Arbeit
Neben den Kursen wird man in aller Regel insbesondere im ersten Trimester stark damit beschäftigt sein, sich auf Jobs für die anschließende Zeit zu bewerben. Nicht zu Unrecht hört man oft, dass die Bewerbungen alleine schon ein Vollzeitjob wären. Neben einmaliger Anfertigung der Unterlagen (CV, Cover Letter) müssen alle Unterlagen für jede einzelne Bewerbung neu angepasst werden. Danach folgen speziell für Jobs im Bereich Banking oft noch 2-3 Onlinetests, die logische, mathematische und sprachliche Fähigkeiten überprüfen. Selbst mit komplett vorbereiteten Unterlagen braucht jede Bewerbung so gut und gerne noch 3-5 Stunden. Insgesamt sollte man also einplanen, jede Woche noch 10-20 Stunden an Bewerbungen arbeiten zu müssen.
Man sollte seine Bewerbungsunterlagen soweit möglich bereits vor dem Studienstart schreiben (Vorlagen für CV und Cover Letter). Ideal wäre es sogar, schon vor Beginn des Studiums erste Bewerbungen komplett abzuschicken, denn die Deadlines sind oft schon früh und die Zeit im ersten Trimester eher knapp.
Zweites Trimester: Wahlkurse
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Im zweiten Trimester müssen vier Wahlkurse gewählt werden. Zur Auswahl stehen standardmäßig Financial Engineering, Fixed Income Securities & Credit Markets, Portfolio Management, Risk Management and Financial Institutions, Applied Financial Valuation und Cases in Corporate Finance. Ggf. Kann, nach Rücksprache mit der Fakultät, auch ein anderer Finance-bezogener Kurs aus dem Angebot der LSE gewählt werden. Studenten des „MSc Finance & Private Equity“-Programms können nur drei Wahlkurse belegen, der vierte Wahlkurs ist in diesem Programm „Private Equity“. Davon abgesehen ist der „Msc Finance“ mit dem „MSc Finance & Private Equity“ identisch.
Ich selbst habe die folgenden vier Wahlkurse belegt:
Financial Engineering
Dieser Kurs handelt hauptsächlich von Equity-basierten, derivativen Produkten mit einem besonderen Fokus auf Volatilitätsmodellierung, etwa in Form von stochastischen Volatilitätsmodellen oder Local Vols sowie entsprechenden Produktion (Variance und Vol Swaps, Correlation Swaps etc.). Hauptsächlich werden „continuous time“ Modelle und damit zusammenhängende Themen erläutert.
Die Bewertung erfolgt zu 20% basierend auf einer Seminararbeit, die in der vorlesungsfreien Zeit nach dem zweiten Trimester geschrieben wird, und zu 80% über eine Abschlussprüfung oder Dissertation.
Inhaltlich zählt dieser Kurs vermutlich zu den anspruchsvollsten Wahlkursen des Studiums. Es wird kein spezielles Vorwissen vorausgesetzt, ein sehr gutes mathematisches Verständnis und analytische Fähigkeiten sind allerdings definitiv wichtig, um die Inhalte nachvollziehen zu können. Wie erwähnt ist es zumindest für die Bearbeitung der Seminararbeit recht wichtig, gut mit Matlab umgehen zu können.
Fixed Income Securities & Credit Markets
Der Kurs behandelt Bond-bezogene Themen. Der Schwerpunkt des Kurses liegt eher auf diskreten Modellen (etwa Ho & Lee), welche konzeptionell hergleitet werden und schließlich mit verschiedenen Zinsmodellen zur Bewertung verschiedener klassischer und derivativer Fixed Income-Produkte angewandt werden. Einige kontinuierliche Modelle für die Zinsstrukturkurve und Derivatebewertung werden kurz besprochen, Lösungen jedoch meistens nicht ausführlich hergeleitet.
Zu Anfang des Kurses wurde der Eindruck vermittelt, dass der Kurs weitestgehend frei von mathematischen Themen ist – das stimmt jedoch so nicht. Vom Herleiten diskreter Modelle bis zum Interpretieren stochastischer, kontinuierlicher Modelle haben geschätzt mehr als zwei Drittel aller Kursinhalte einen relativ großen Bezug zu mathematischen Fragestellungen. Im Gegensatz zu etwa Financial Engineering ist in Fixed Income jedoch weniger theoretische Mathematik als eher Numerik gefragt; einen nicht unwesentlichen Teil des Kurses und der Prüfung ist in der Regel das numerische Modellieren von Zinsstrukturkurven und Pricing von Derivaten anhand von Baummodellen/Arrow Debreu Securities.
Die Bewertung dieses Kurses erfolgt über zwei schriftliche Assignments, die zu Hause bearbeitet werden können und jeweils 10% in die Abschlussnote zählen, und einer mit 80% gewichteten Abschlussprüfung. Für die Bearbeitung der Assignments bietet sich Excel an, weitere Programme sind nicht notwendig.
Portfolio Management
Portfolio Management ist ein sehr praxisorientierter Kurs. Nach jeder Kurseinheit gibt es einige Aufgaben, die man zu Hause bearbeiten kann – und, im Gegensatz zu manch anderen Kursen, auch tatsächlich bearbeiten sollte im Hinblick auf die spätere Abschlussprüfung. Die Aufgaben erfordern dabei meist eine Anwendung der theoretischen Konzepte auf praktische Fragestellungen mittels Excel.
Die Bewertung erfolgt zu 10% mittels einer „take home“-Seminararbeit, und zu 90% über eine Abschlussprüfung. Ein Problem dieses Kurses ist, dass die normale Kursarbeit während des Semesters eher praktischer Natur ist. Da in der Abschlussklausur natürlich kein Excel zur Verfügung steht und sich die allermeisten Themen so nicht rechnerisch bearbeiten lassen, basiert die Prüfung jedoch hauptsächlich aus theoretischen Fragen zu den Modellen, die so in den Vorlesungen nicht allzu ausführlich besprochen oder geübt wurden. Mit anderen Worten, die Struktur der Abschlussprüfungen ist deutlich unterschiedlich zur Art der eigentlichen Vorlesung. Da die Fragen traditionell zudem sehr anspruchsvoll sind ist „Portfolio Management“ tatsächlich der Kurs mit den höchsten Durchfallquoten aller Wahlkurse im MSc Finance. Bei Interesse am Fachgebiet sollte man sich dennoch nicht abschrecken lassen, da die Kursinhalte während der Vorlesung äußerst praxisrelevant und gut strukturiert sind.
Risk Management and Financial Institutions
Dieser Kurs behandelt klassische Themen des Risikomanagements, etwa Hedging in Equity und Fixed Income Märkten, Endogenes Risiko, Grenzen der Arbitrage, Value at Risk, Kreditirisko, Kreditderivate sowie gesetzliche Reglierungen. Grob geschätzt sind die Hälfte der Inhalte eher qualitativer Natur, und die andere Hälfte ein wenig quantitativer. Insgesamt ist Risk Management aber definitiv kein sehr mathematischer Kurs; mit wenigen Ausnahmen werden die meisten Konzepte eher numerisch angewandt und nicht bis ins Detail mathematisch hergeleitet. Das mathematische Niveau ist definitiv deutlich unter Financial Engineering und Fixed Income.
Die Benotung in diesem Kurs erfolgt zu 5% durch eine Gruppenpräsentation, zu 5% durch ein Take Home Assignment, und zu 90% durch die Abschlussprüfung.
Drittes Trimester: Prüfungen und Dissertation
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Die Abschlussprüfungen im letzten Trimester werden, je nach Wahlkursen, innerhalb eines Zeitraumes von rund 2-3 Wochen geschrieben.
Die Dissertation kann theoretisch schon recht früh begonnen werden. Aufgrund des Zeitdrucks in den Semestern können jedoch nahezu alle Studenten erst nach der letzten Klausur damit beginnen. Faktisch bedeutet das, dass man in der Regel zwischen 1-3 Wochen Zeit hat, um seine Dissertation zu schreiben. Dabei sollte man auf rund 5500-6500 Wörter im Hauptteil kommen, was alles in allem (inklusive Appendix etc.) in meinem Fall gut 50 Seiten entsprach. Die Ansprüche an die Dissertation sind in Anbetracht des äußerst kurzen Zeitraums recht hoch. So wurde in Financial Engineering etwa gefordert, wissenschaftlich neue, noch nicht untersuchte Problemstellungen der Theorie oder Praxis zu untersuchen. Es ist natürlich nicht ganz einfach, ein Thema zu finden, das wissenschaftlich relativ neu ist, sich in 1-3 Wochen im vorgegebenen Umfang bearbeiten lässt, zu dem sich genug Daten in den Datenquellen der Universität finden lassen. Zudem muss der Themenvorschlag bereits zu Anfang des zweiten Trimesters eingereicht werden, obwohl man zu diesem Zeitpunkt noch keine Vorlesung im eigentlichen Kurs hatte, was die Themenfindung nicht gerade einfacher macht.
Man sollte sich daher schon recht früh Gedanken zu einem Thema zu machen und es ggf. schon im zweiten Trimester soweit möglich vorzubereiten, um nach der Prüfungsphase direkt mit der Bearbeitung anfangen zu können ohne dann noch viel Zeit für die Themenfindung aufbringen zu müssen.
Die Dissertation ersetzt die Abschlussprüfung im entsprechenden Wahlkurs, nicht jedoch die anderen benoteten Prüfungen im jeweiligen Kurs. In Financial Engineering etwa würde die Dissertation 80% zählen und die Abschlussprüfung ersetzen. Die Seminararbeit, die zu 20% in die Note eingeht, müsste man dennoch bearbeiten.
Karriereaussichten nach dem Programm
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Die meisten Absolventen wechseln nach dem Programm in die Wirtschaft. Die klassischen Arbeitgeber sind Banken, Beratungen, seltener auch Hedgefonds oder Private Equity Unternehmen. Übliche Rollen sind im Bereich Markets (Sales, Trading, Structuring) oder auf Corporate Finance-Seite (M&A, ECM, DCM etc.).
Durch den MSc Finance ist es relativ leicht, zu Bewerbungsgesprächen bei den größten renommierten Firmen der Branche eingeladen zu werden. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass der Einfluss der Universität und des Programms nach der Einladung zum Interview grundsätzlich aufhört – in den Interviews kommt es nur noch auf die eigene Person an, weder Uni noch Programm bringen ab dieser Stelle irgendeinen Pluspunkt. Interviews in England sind oft stark auf die soziale Ebene ausgerichtet (Teamfähigkeit etc.), Interviews in Deutschland sind hingegen wesentlich stärker auf die fachliche Ebene fokussiert. Fachliche Fragen sind mit dem Wissen aus dem MSc Finance meistens gut lösbar, und auch auf die competency-Fragen bereiten die Bewerbungsseminare der Uni gut vor. Allerdings sollte man sich (gerade auf der fachlichen Ebene) natürlich bewusst sein, dass Jobinterviews oft schon im Oktober/November/Dezember stattfinden, wo man also noch mitten im ersten Trimester steckt und längst nicht alle Vorlesungen hören konnte. Gerade daher ist es nicht verkehrt, schon ein ordentliches Vorwissen im Finance-Bereich zu haben und sich ansonsten gezielt auf fachliche Fragen vorzubereiten.
Für Bewerbungen in England würde ich dringend raten, sich für Summer Internships anstelle von Vollzeitpositionen zu bewerben (letztere gibt es faktisch nicht, auch wenn das zumindest offiziell von Uni und Firmen teils anders dargestellt wird). In Deutschland hingegen kann man sich ruhigen Gewissens direkt auf Vollzeitstellen nach dem Studium bewerben, hier ist der Direkteinstieg kein größeres Problem.
Insgesamt sind die Berufsaussichten der Absolventen sehr gut, nahezu alle Studenten unseres Jahrgangs haben Summer Internships oder Vollzeitpositionen in sehr renommierten Firmen bekommen. Für den Einstieg in die Wirtschaft ist das Programm der LSE meiner Meinung nach hervorragend und bietet im Bereich Finance vermutlich die besten Chancen aller europäischen Universitäten.
Ich habe vor Beginn des Studiums eine Weile überlegt, ob es wirklich eine gute Idee ist, so hohe Studiengebühren für ein neunmonatiges Masterprogramm zu investieren. Jetzt im Nachhinein kann ich aber objektiv sagen: Ich würde es jederzeit wieder machen. Das Studium war sicher nicht einfach und nicht selten steht man ordentlich unter Stress. Dafür konnte ich mit vielen interessanten Leuten aus der ganzen Welt studieren, habe eine Menge dazugelernt und bin nicht zuletzt dank des Abschlusses beruflich genau dort, wo ich sein will. All das war den Preis sowohl finanziell als auch in Sachen Arbeitsaufwand allemal wert.
In diesem Sinne kann ich das Programm auf jeden Fall weiterempfehlen. Viel Erfolg an alle, die sich dafür bewerben möchten – wenn ihr Fragen habt könnt ihr mich natürlich gerne anschreiben.
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Erfahrungsbericht von Fabian
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- London School School of Economics
- MSc Finance Class of 2013
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