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Erfahrungsbericht zum Masters in Finance an der London Business School
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   Vorgeschichte und Studienplatzsuche

An die Idee, für meinen Master ins Ausland zu gehen, dachte ich erstmals im Herbst 2010 während meines Auslandssemesters in den Vereinigten Staaten. Während ich in Atlanta studierte, gefiel mir das internationale Flair unter den Austauschstudenten sehr gut, in unserem Austauschjahrgang waren praktisch Studenten aus allen Ländern Europas sowie zahlreichen asiatischen Ländern und entsprechend heterogen und kulturell vielfältig waren unsere Arbeitsgruppen. Entsprechend war der Gedanke für mich sehr naheliegend, diese Erfahrung für einen längeren Zeitraum zu wiederholen.

Ich hatte vor langer Zeit bereits während meiner Bankausbildung den Master in meine Bildungslaufbahn fest eingeplant, nachdem ich einen Studienplatz an der Frankfurt School of Finance & Management erhalten hatte, ging ich jedoch lange Zeit davon aus, dass ich für meinen Master einfach in Frankfurt bleiben würde. Das gilt insbesondere, da ich verheiratet war und nicht wie im Fall der USA nochmal längere Zeit von meiner Frau getrennt sein wollte, während ich keine Idee hatte, wie ich es finanziell bewerkstelligen könnte, sie für einen möglichen Master im Ausland für längere Zeit mitzunehmen.

Im Nachgang zum Studium in den USA änderte ich meine Meinung. Dies wurde zusätzlich durch meine Beobachtung bestärkt, dass viele Personen, die eine eindrucksvolle Karriere durchlaufen haben, ebenfalls längere Zeit im Ausland studiert haben und dabei auch oft direkt an einigen der bekanntesten Spitzenhochschulen wie z.B. der LSE oder Oxford waren. Mit der Zeit war ich zum Entschluss gekommen, dass es mit meinem CV eine fürchterliche Verschwendung der erbrachten Leistungen der letzten Jahre gewesen wäre, weiterhin an der Frankfurt School zu bleiben, da ich mir sehr gute Chancen ausrechnete, selber an einer ausländischen Spitzenhochschule angenommen zu werden, sofern ich einen guten GMAT hinlegen würde. Weiterhin erschien mir ein längerer Aufenthalt an der Frankfurt School nicht mehr angebracht, da ich nach Gesprächen mit einer Reihe von Masterstudenten erwarten musste, nicht mehr viel neues zu lernen, nachdem ich bereits alle Finance-Vertiefungen im Bachelorstudium belegt hatte.

Ich erstellte mir daher eine Liste mit einer Reihe von Hochschulen, die meiner Ansicht und meinem Research nach einige der besten Finance-Programme in Europa anboten. Dazu gehörten folgende Unis:

>> London School of Economics (MSc Finance)
>> London Business School (Masters in Finance)
>> Oxford – Said Business School (MSc Financial Economics)
>> Cambridge – Judge Business School (MPhil Finance)
>> Stockholm School of Economics (MSc Finance & Accounting)
>> Cass Business School (MSc Finance)
>> Warwick Business School (MSc Finance)
>> IE Business School in Madrid (Master in Advanced Finance)
>> Universität St.Gallen (Master in Banking & Finance)
>> HEC Paris (MSc International Finance)

Die Priorität Nr.1 auf meiner Liste war ohne Zweifel die LSE, während die London Business School anfangs noch gar nicht auf meiner Liste stand. Zu teuer erschien mir das Programm mit 34.000 Pfund für ein Jahr und zudem hatte ich noch keine zwei Jahre Berufserfahrung nach dem Bachelor. Durch meine Ausbildung und das berufsbegleitende Studium war ich zwar schon sechs Jahre lang in verschiedenen Kreditinstituten tätig gewesen, jedoch ging ich direkt davon aus, dass angesichts der Anforderungen einer Business School, die weltweit zu den besten ihrer Klasse zählte, diese Berufserfahrung letztlich wertlos war. Ich befasste mich daher überwiegend nur mit der LSE sowie meinen Alternativoptionen. Neben der LSE hatte ich ebenfalls ein großes Interesse an Oxford und Cambridge. Alle anderen Hochschulen (insbesondere die HSG und die Cass Business School) waren für mich Backup-Optionen.

Ich begann mit meiner Vorbereitung etwa anderthalbjahre vor dem geplanten Beginn meines Studiums. Ich würde Anfang 2012 von der Frankfurt School graduieren und dann im Herbst 2012 starten können. Im Frühjahr 2011, ich war im sechsten Semester meines Bachelorstudiums, absolvierte ich dann den GMAT nach etwa vier Wochen Vorbereitung. Ohne Vorbereitung kam ich in den beiden offiziellen Probetests vom Anbieter des GMAT von 650 und 690 Punkten. Entsprechend enttäuscht war ich, als ich nach vier Wochen Vorbereitung im tatsächlichen Test dann nur eine 680 erreichte. Der quantitative Bereich fiel mit 47 Rohpunkten gut aus, im verbalen Testteil geriet ich durch fehlerhaftes Zeitmanagement jedoch in Panik und verlor über mehrere Aufgaben hinweg den roten Faden und den Überblick – das Ergebnis war eine völlig unterirdische Punktzahl von nur 35 Rohpunkten, die weit unter den Werten lag, die ich ohne Vorbereitung in den eigentlich recht verlässlichen Mustertests erzielt hatte. Entsprechend war mein Ziel, mehr als 700 Punkte zu erreichen, gescheitert. Da die 700 Punkte praktisch die Schallmauer für jede gute Uni sind, sahen meine Chancen entsprechend nun sehr schlecht aus, noch einen Studienplatz im Ausland zu bekommen. Zwar hätte ich nun Bewerbungen an weniger bekannte Hochschulen wie Aston oder die Leicester schreiben können, hier sah ich aber nicht den Mehrwert. Ich würde nur ins Ausland gehen wollen, wenn ich einen Studienplatz an einer meiner Zielhochschulen oder wenigstens an einer meiner Backup-Adressen bekommen würde. Dennoch musste ich mich an dieser Stelle bereits von meiner Wunschadresse Oxford verabschieben. Für den MSc in Financial Economics wurden nur Bewerber berücksichtigt, die mindestens 690 Punkte im GMAT erreicht hatten, mit 680 verfehlte ich diese Schwelle um genau eine Stufe und ich strich Oxford von meiner Liste.

Ich ließ es darauf ankommen, mich mit meinem GMAT von 680 bei den anderen Hochschulen zu bewerben, denn ich hatte keine Chance, den Test nochmal abzulegen. Ich musste diesen Sommer meine Bachelor-Thesis schreiben, hatte mich zur CFA Level I Prüfung angemeldet und gegen Herbst war meine Frau bereits hochschwanger mit unserem ersten Kind während ich für die GMAT Vorbereitung im Frühjahr fast meinen gesamten Jahresurlaub verbraucht hatte. Das berufsintegrierte Studium an der Frankfurt School wurde diesbezüglich zu einem bösen Boomerang, da die Zeit fehlte, den verpatzten GMAT zu wiederholen. Ab Herbst 2011 fing ich an meine Bewerbungen zu schreiben, legte nebenher noch den TOEFL ab und bis zum Dezember war ich mit den wichtigsten Bewerbungen durch. Erst sehr spät, im Frühjahr 2012, bewarb ich mich dann doch noch bei der London Business School. Ein Freund aus meinem Jahrgang an der Frankfurt School war angenommen worden, da ihm die, wie bei mir fast sechsjährige, Berufserfahrung aus seiner Ausbildung und dem berufsintegrierten Studium als ein gleichwertiger Ersatz für eine zweijährige Vollzeittätigkeit nach dem Bachelor angerechnet worden war. An der London Business School lief jetzt bereits die vierte von fünf Bewerbungsrunden, ich war also sehr spät dran, aber ich machte meine Unterlagen fertig und schickte sie los.

Zwischen Januar und März 2012, sowie im Fall der London Business School im Mai 2012, kamen schließlich von allen Hochschulen die Rückmeldungen auf meine Bewerbungen:

Hochschule Programm Ergebnis
London Business School Masters in Finance  Angenommen
London School of Economics MSc Finance & Accounting  Angenommen
Stockholm School of Economics MSc Finance & Accounting  Angenommen
IE Business School Master in Advanced Finance  Angenommen
Universität St.Gallen Master in Banking & Finance  Angenommen
Cass Business School MSc Finance  Angenommen
London School of Economics MSc Finance  Abgelehnt
HEC Paris MSc International Finance  Abgelehnt
Warwick Business School MSc Finance  Abgelehnt
Cambridge - Judge Business School MPhil Finance  Abgelehnt

Die Wahl zwischen der LSE und der London Business School fiel mir anfangs durchaus schwer, denn die London School of Economics ist weitaus bekannter als die London Business School in Deutschland, da die LSE ungleich größer ist. Andererseits lagen alle sonstigen Vorteile klar bei der London Business School. Unter den Leuten, die sich am Markt auskannten, gilt die LBS als gleichwertiger Konkurrent gegenüber Institutionen wie INSEAD, Wharton oder Harvard. Das Programm an der LBS war stärker praxisorientiert als an der LSE, viel stärker aufs Networking ausgelegt und ich würde sehr viele Senior Professionals in meinem Jahrgang haben. An der LSE würde ich einer der ältesten Studenten im Jahrgang sein, an der LBS hingegen würde es andersherum sein, dort lag das Durchschnittsalter im Masters in Finance eher zwischen 28 und 30 Jahren. Nachdem ich im März schließlich sowohl das Haniel-Stipendien der Studienstiftung sowie ein Jahresstipendium des DAAD erhalten hatte, erschien nun auch die Finanzierung machbar. Dies war wohl noch der größte Knackpunkt, der eher für die LSE sprach. Der Master in Accounting & Finance war mit etwa 22.000 Pfund satte 12.000 Pfund billiger als das Studium an der London Business School. Gemessen daran, dass ich jetzt auf dem Weg war, meinen sicheren Job bei der Commerzbank aufzugeben, gerade Vater geworden war und einen dicken Batzen Studienschulden von der Frankfurt School offen stehen hatte, war das eine ziemliche Kante. Ich entschied mich dennoch für die London Business School, denn die Vorteile lagen meiner Ansicht auf der Hand. Somit startete ich im Masters in Finance Programm der London Business School im Herbst 2012.

   Der Bewerbungsprozess an der London Business School

Nachdem die Vorgeschichte erzählt ist, sollte auf das eigentliche Bewerbungsverfahren eingegangen werden. Eine Bewerbung für das Studium an der London Business School kann ca. ab einem Jahr vor Studienbeginn auf der Webseite der LBS (www.london.edu) eingereicht werden. Die Hochschule selber empfiehlt jedoch, zuvor Kontakt zur Hochschule und zur Studentenschaft aufzunehmen, um einerseits zu prüfen, ob das Programm zu den eigenen Zielen passt, andererseits aber auch um die Ernsthaftigkeit der eigenen Bewerbung zu unterstreichen. Es ist der London Business School ausgesprochen wichtig, dass jeder Bewerber vor seiner Bewerbung versteht, was die Hochschule auszeichnet, daher wünscht sich die LBS ausdrücklich Kandidaten, die schon vorher einen Kontakt zur Hochschule aufgebaut haben und zu diesem Zweck stehen über das sog. „Ambassador-Programm“ auch zahlreiche Ansprechpartner aus den Reihen der aktuellen Studenten zur Verfügung. Ferner erfordert eine Bewerbung zuvor die Absolvierung des GMAT sowie des TOEFL. Während es keine Minimumpunktzahl für den GMAT gibt, sollte ein Bewerber ca. 700 Punkte als Ziel ansetzen. Meine Erfahrung im Studium hat gezeigt, dass Studenten mit besonders langjähriger Berufserfahrung niedrigere GMAT Punktzahlen bis hinunter auf 600 Punkte offenbar mit ihrer beruflichen Erfahrung kompensieren konnten, welche einen bedeutend größeren Stellenwert einnimmt als in eher theorielastigen Programmen wie z.B. an der LSE oder in Oxford. Soweit ich dies während meines Studiums an der LBS überblicken konnte, reichte die GMAT Spanne von etwa 600 bis 760 Punkten, d.h. während der Median auf ähnlicher Höhe wie bei anderen Business School lag, war die Streuung der Punktzahlen recht groß. Bewerber, die im Full-Time Masters in Finance studieren wollen, müssen den GMAT zusammen mit ihrer Bewerbung einreichen, andernfalls wird die Bewerbung nicht näher beachtet. Angehende Part-Time Studenten hingegen können sich erst bewerben und erhalten dann eventuell ein Conditional Offer und können später den GMAT nachreichen.

Der Bewerbungsprozess an der London Business School ist zweistufig, inoffiziell sogar dreistufig gegliedert. Bevor sich ein Kandidat bewirbt, kann er mit der Hochschule in Kontakt treten, Infotage besuchen, mit Studenten aus dem Ambassador-Programm sprechen und seinen Lebenslauf unverbindlich beim Admissions Office einreichen. Das Admissions Office wird auf den CV hin eine dreistufige Rückmeldung nach einem Ampel-Prinzip geben. Die Kandidaten enthalten entweder die Info, dass ihr Lebenslauf sehr interessant aussieht und werden zu einer Bewerbung aufgefordert („Grün“), oder bekommen die Info, dass dem Admissions Office noch nicht ganz klar ist, was sich der Bewerber von dem Studium erhofft und wie es ihm im Rahmen seiner Karriere helfen wird („Gelb“) oder aber dass das Admissions Office keinen Mehrwert für den Studenten durch den Besuch des Programms sieht („Rot“). In letzterem Fall kann sich ein Bewerber dennoch bewerben und eine Aufnahme in das Programm ist nicht ausgeschlossen, allerdings muss der Bewerber in diesem Fall einen extrem starken Case darlegen können, warum er gut in das Programm passt. Generell kann gesagt werden, dass die Chancen auf Zulassung umso mehr steigen, je stärker die Hochschule eine „Win-Win“ Situation für den Kandidaten und die LBS selbst durch den Besuch des Programms sieht.

Im Anschluss zu dieser optionalen Vorstufe beginnt der eigentliche Bewerbugnsprozess. Zunächst wird die formale Bewerbung eingereicht. Diese umfasst mit einem sogenanntem „Personal Statement“ sechs Kurzessays, die zusammen zwei Seiten (soweit mir bekannt wurde dies auf vier Seiten für die neuen Jahrgänge ausgeweitet) ausmachen und insbesondere bisherige persönliche, akademische und berufliche Leistungen erfassen sowie nach den beruflichen Zielen des Bewerbers fragen. Hinzu kommt der eigene CV sowie zwei Gutachten, wovon eins von einem Professor und eines von einem früheren oder aktuellen Vorgesetzten aus der eigenen Berufslaufbahn stammen müssen. In meinem Fall lauteten die Essay Fragen:

Question 1 – your motivation - What has prompted your application to the Masters in Finance? Why do you believe you would benefit from it at this stage in your career? Why is this the right time for you to pursue the MiF? Why do you want to study for a specialist Masters in Finance programme as opposed to a more general masters degree?

Question 2 – your contribution - What do you expect you could contribute to the programme? How could you contribute to the London Business School community?

Question 3 – your career to date - Why have you chosen a finance career? What is your most substantial achievement to date and why? Give us a brief assessment of your career progress to date.

Question 4 – your career goals - In what role do you see yourself working immediately after graduation? In what city/country/region? What is your alternative career plan in case your preferred option does not come through? How do you see your career developing in the long term? How do you plan to achieve this? How will your past and present experiences help you to achieve this? How can the Masters in Finance help you to achieve your goals?

Question 5 – commitment and support - Becoming a full-time student will involve taking a break in employment, and for many participants it will also involve relocating to another country or city. Have you discussed these issues with your partner, family and employer? What were their responses? How supportive are they?

Question 6 – any other matters - Any other matters you wish to draw to the attention of the Admissions Committee:

Es gibt keine Masterlösung, wie man diese Essays perfekt beantworten kann und ich habe mich in meiner Bewerbung dazu entschlossen, die sechste, optionale Frage komplett leer zu lassen und habe mich lieber darauf konzentriert, dass die fünf Pflichtfragen einen möglichst starken Eindruck beim Leser hinterlassen. Ohne Zweifel muss aber klar sein, dass die Fragen 1, 3 und 4 die zentralen Dreh- und Angelpunkte der Bewerbung sind. Wer bei diesen Fragen nicht punkten kann, wird vermutlich aus dem Bewerbungsverfahren rausfliegen. Das gesamte Studium an der London Business School ist stark dadurch gekennzeichnet, dass die Studenten klare Ziele entwickeln und an diesen systematisch arbeiten während sie dazu ausarbeiten, wie sie ihre bisherigen beruflichen Leistungen und Erfolge bestmöglich vermarkten können, um sich für ihren nächsten beruflichen Schritt zu empfehlen. Motivation und Zielsetzung des Bewerbs müssen klar erkennbar sein und es muss deutlich werden, wie das Masters in Finance Programm dem Bewerber beim Erreichen seiner Ziele helfen wird. Wer es nicht schafft, diese beiden Punkte in seiner Bewerbung logisch zu verbinden, hat ebenfalls schlechte Aussichten. Generell sollte stark darauf geachtet werden, dass das Personal Statement zusammen mit allen anderen Bewerbungsunterlagen (insbesondere dem Lebenslauf) ein in sich geschlossenes, konsistentes und authentisches Bild der Bewerber abgibt. Vor diesem Hintergrund rät die London Business School Bewerbern dringend, auf Vorbereitungsbücher für Business School Bewerber zu verzichten und irgendwelche vorgefertigen Schablonen für gute Antworten zu verwenden, da die Essays sonst sehr standardisiert aussehen, während man tatsächlich sehr an dem individuellen Bild des Bewerbers interessiert ist. Daher sollte jeder Bewerber dringend darauf achten, keine 08/15 Phrasen zu verwenden, sondern wirklich aus eigener Hand mit eigenen Worten zu schreiben, was ihm persönlich wichtig ist.

Die Prüfung der Bewerbungsunterlagen dauert einige Wochen, die Mitteilung über das Ergebnis erfolgt jedoch zu einem festen Zeitpunkt. Während Bewerber bei Hochschulen, die ein Rolling Admissions Verfahren betreiben, manchmal zwischen zwei und drei Monaten warten müssen, laufen die Prozesse an der LBS recht zügig ab. Das Bewerbungsverfahren ist seitens der Hochschule pro Jahr in fünf oder sechs Abschnitte unterteilt, die ihre eigene Deadline haben. Wer sich jeweils vor der nächsten Deadline bewirbt, durchläuft dann die entsprechende Auswahlrunde und weiß bereits ab dem Tag der Abgabe seiner Bewerbungsunterlagen, in welcher Jahreswoche er sein Feedback bekommen wird, ob er zu einem Interview eingeladen wird. Nachdem ich Anfang März meine Bewerbungsunterlagen abgesendet hatte, bekam ich somit im April mein positives Feedback und wurde zu einem Interview eingeladen.

Die Interviews werden weltweit durch Alumni der London Business School geführt. Es besteht also normalerweise keine Notwendigkeit, nach London zu reisen. Im äußersten Fall muss ein Bewerber in eine andere Großstadt im eigenen Land reisen, d.h. wer in Deutschland in Köln oder Berlin wohnt, könnte Glück haben und vor Ort ein Interview bekommen oder er muss schlimmstenfalls nach Frankfurt anreisen, wo aufgrund der vor Ort ansässigen Finanzindustrie eine ganze Reihe von LBS Alumni tätig ist, die für Gespräche potentiell bereit stehen. Es wird jeweils mit jedem Bewerber nur ein einziges Interview von etwa 45 Minuten Dauer in englischer Sprache geführt. Wer es bis zu dieser Phase im Bewerbungsprozess geschafft hat, ist normalerweise seinem Ziel bereits sehr nahe, denn die Interviews meist nur ein weiterer Quercheck, wie ernsthaft sich der Bewerber mit der LBS auseinandergesetzt hat. Das Interview orientiert sich entsprechend sehr stark an den Essays und dem eigenen CV. Es ähnelt stellenweise einem beruflichen Bewerbungsgespräch, da vorrangig erörtert wird, welche beruflichen Ziele mit dem Studium an der LBS erreicht werden sollen, wie das Studium an der LBS dabei hilfreich sein wird, wie der Bewerber mit Herausforderungen umgeht, welches seine bis dato bedeutensten Leistungen waren und wie er gedenkt, sich in das Campusleben an der LBS einzubringen. Insgesamt ist deutlich erkennbar, dass die London Business School nach Kandidaten sucht, die aufgrund ihrer Persönlichkeit, ihrer Arbeitsmethodik und ihrer Zielorientierung mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eine berufliche Laufbahn vor sich haben, die der Reputation der Hochschule gerecht wird und diese damit auch erhält bzw. weiter fördert. Wer das Interview meistert, kann davon ausgehen, einen Studienplatz zu erhalten, da sich das Admissions Office der London Business School nach ihrer eigenen Vorselektion meistens auf das Urteil ihrer eigenen Alumni verlässt. In meinem Fall war es so, dass mir mein Interviewer bereits direkt im Anschluss an das Gespräch mitgeteilt hat, dass er mir eine positive Beurteilung aussprechen wird.

Erfolgreiche Bewerber werden etwa eine Woche später telefonisch über die Zulassung informiert und erhalten nach ca. zwei Tagen ein Paket per Kurier mit dem Studienvertrag, relevanten administrativen Unterlagen sowie den Kontaktdaten aller Ansprechpartner. Mit Unterzeichnung des Vertrages sowie der Leistung der Anzahlung auf die Studiengebühren erfolgt die Einschreibung automatisch und alle weiteren Unterlagen (z.B. der Studentenausweis) können binnen zwei Wochen vor Studienbeginn ab Mitte August unbürokratisch vor Ort abgeholt werden.

Nachdem ich also den Studienplatz an der London Business School hatte, konnte ich mich nun vor allem den administrativen Aspekten der Vorbereitung meines Studiums widmen. Dazu gehörte allem voran die Wohnungssuche, Finanzierung des Studiums und die Krankenversicherung.

   Auslandskrankenversicherung und Absicherung durch den NHS

Deutsche Studenten, die in Großbritannien studieren, sind über den NHS versichert und können das gesamte versicherte Leistungsspektrum nutzen. Die Weiterversicherung über die deutsche GKV oder über eine private Krankenversicherung ist dennoch zu empfehlen. Erstens kommt der NHS nicht für jeden denkbaren und evtl. finanziell schwerwiegenden Fall (z.B. Rücktransport nach Deutschland) auf und zweitens sind die Kapazitäten und die Qualität des NHS lokal z.T. sehr unterschiedlich, so dass ein umfassender Zusatzschutz Sinn machen kann.

Die Registrierung beim NHS erfolgt bei einem Allgemeinmediziner („GP“) vor Ort. Als Bewohner eines Studentenwohnheims der University of London konnte ich ferner die Möglichkeit in Anspruch nehmen, mich direkt online beim NHS zu registrieren, was schnell und unbürokratisch erfolgte.

   Wohnungssuche in London

Die Wohnungssuche in London kann zeitraubend sein und ist in jedem Fall aufwendig und rechercheintensiv. Studenten bieten sich grundsätzlich drei Möglichkeiten an, eine Unterkunft zu bekommen:

1) Miete eines privaten Einzelzimmers
2) Bezug einer Wohnung („Flat“) mit mehreren Studenten zur Bildung einer WG
3) Miete eines Zimmers oder eines Flats in einem Studentenwohnheim

Der sicherste Weg, eine Wohnung auf dem privaten Markt zu vertretbaren Preisen zu finden, ist es, zunächst eine temporäre Unterkunft als Untermieter zu finden oder ein billiges Hotel zu nehmen und dann vor Ort zu suchen. Dies hat zwei Gründe: Erstens unterscheidet sich die Gebäude- und Raumqualität oft in drastischem Maße und zweitens verlangen Vermieter üblicherweise ein vorheriges Treffen mit dem Bewerber für die Wohnung.

Weiterhin müssen sich Bewerber darauf einstellen, dass mindestens drei Monatsmieten im Vorraus verlangt werden. Liegen keine umfassenden Bonitätsnachweise vor (was für Studenten der Standardfall ist), sollte sogar von sechs Monatsmieten Vorleistung ausgegangen werden. Bezüglich der Suche nach einer Wohnung zum Bezug durch eine WG bietet nach der Ankunft in London die Studentenschaft der LBS eine umfassende Unterstützung und organisiert Treffen, bei denen sich potenzieller WG-Studenten zusammenfinden können.

Die wichtigsten Adressen zur Zimmer- oder Wohnungssuche sind www.rightmove.co.uk (größtes Immobilienportal in UK) sowie www.craigslist.org (Eine Art schwarzes Brett für alle größeren Städte weltweit). Craigslist sollte als erster Anlaufpunkt genutzt werden, wenn eine kurze Unterbleibe als Untermieter gegen Barzahlung gesucht wird.

Eine Alternative zum privaten Wohnungsmarkt sind die Studentenwohnheime der University of London sowie privat geführte Studentenwohnheime. Die Wohnheime liegen allesamt im Innenstadtbereich von London und sind entsprechend teuer, wenngleich die Preise zum Privatmarkt geringfügig niedriger sind. Für ein Studentenwohnheim ist eine Bewerbung notwendig, welche nicht immer Aussicht auf Erfolg hat. Entsprechend ist es ratsam, sich frühstmöglich zu bewerben. Dies ist jedoch einer der besten Wege, eine dauerhafte Unterkunft bereits von Deutschland aus zu finden. Insbesondere musste ich im Fall der International Hall am Russel Square keine Vorauszahlungen leisten sondern nur eine Mietkaution. Ferner gehörte die International Hall zu den wenigen Wohnheimen, die familiengeeignete Wohnungen anbieten. Die Studentenwohnheime vermieten jedoch erst ab September eines jeden Jahres, dies kann eine vorherige private Unterkunft notwendig machen.

Bezüglich der Kosten sollte ein Student von 130 bis 220 Pfund pro Woche für ein Einzelzimmer (je nach Lage und Ausstattung) ausgehen. Eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit 36m² Wohnfläche, Küche und Dusche in der International Hall kostet zum Vergleich 43 Pfund pro Tag und somit ca. 1.300 Pfund im Monat.

   Finanzierung des Studiums und Lebenshaltungskosten in London

Die Studiengebühren des einjährigen Masters in Finance Studiums an der LBS betragen GBP 33,950 und stellen damit eine bedeutende finanzielle Hürde dar. Die Finanzierung wird üblicherweise mehrere Finanzierungsquellen umfassen und muss daher frühzeitig erfolgen. Für mich waren das Haniel-Stipendium sowie das DAAD-Stipendium, was ich für mein Studienvorhaben erhielt, die wichtigstens Finanzierungsquellen aber angesichts der Höhe der Studiengebühren blieb für mich selbst als „Doppel-Stipendiat“ noch ein gewaltiger Betrag offen, den ich selber decken musste. In meinem Fall kamen daher folgende zusätzliche Finanzierungskomponenten in Frage, die auch jeder andere Bewerber frühzeitig und aufmerksam prüfen sollte:

>> Auslandskredit des Bundesverwaltungsamts (Max 7.200€ zu sehr günstigen Konditionen)
>> Private Darlehensoptionen im Familienkreis
>> Reguläre Bankdarlehen (für Studenten, die eine Einkommenshistorie nachweisen können)
>> Career Concept Bildungsfonds – ein privater Investor, der Studienvorhaben fördert im Gegenzug für eine Beteiligung am Gehalt des Studenten nach Absolvierung seines Studiums über eine gewisse Anzahl Jahre
>> Hochschuleigene Stipendienprogramme der Zielhochschule (Die LBS z.B. bietet mehrere Stipendien)

Bis auf Career Concept und Stipendien der LBS (eine Bewerbung ist nach anderen Stipendienzusage nicht mehr möglich) habe ich auf alle Finanzierungselemente zurückgegriffen. Es ist hervorzuheben, dass der Beginn meiner Planung rund anderthalb Jahre vor Studienbeginn hier von zentraler Bedeutung war um die Finanzierung sicherzustellen.

Für das DAAD Stipendium stellte das MIF Programme Office der LBS unbürokratisch alle Zahlungsverkehrsdetails zur Verfügung, so dass das DAAD Stipendium vorab durch den DAAD an die LBS überwiesen werden konnte, die mir im Anschluss den Restsaldo nach Währungsumrechnung nannte, der noch offen stand. Im Fall des Haniel-Stipendiums hingegen habe ich den Studiengebührenzuschuss direkt ausgezahlt bekommen und dann selbst nach London überwiesen.

Angesichts der enormen Höhe der Studiengebühren kann ich anderen Bewerbern übrigens nur raten, die Gelder frühzeitig aufzutreiben und dann auf einem Britischen-Pfund-Konto bei einer deutschen Bank einzuzahlen und von dort zu überweisen. Wer sich die notwendigen Devisen zur Zahlung der Studiengebühren frühzeitig besorgt, kann erhebliche Verluste durch Wechselkursrisiken vermeiden. Ein Zahlenbeispiel hier: Ich bin an die London Business School gegangen, als der EUR / GBP Kurs bei etwa 0.80 stand, damit entsprachen 33.950 GBP etwa 42.437,50 EUR. Hätte ich damals meine offene Devisenposition nicht abgesichert und wäre der EUR / GBP Kurs z.B. um 3% auf 0,776 gefallen, dann wären aus dem Studiengebührenbetrag bereits 43.750 EUR und damit über 1.300 Euro mehr geworden. Aufgrund der Höhe der Studiengebühren darf das Wechselkursrisiko, dass angehende Studenten außerhalb Großbritanniens haben, keinesfalls unterschätzt werden.

   Weitere Schritte nach der Ankunft in London

Sind die o.g. Schritte erfolgt, bleibt im Normalfall nur wenig, was noch zu erledigen ist. Das wichtigste für Studenten sollte sein, vor Ort eine britische Prepaid-Card mit einer UK-Telefonnummer zu erwerben, eine Oyster Student Card zu beantragen und nach Bedarf ein Bankkonto vor Ort zu eröffnen.

Prepaid-Cards für das eigene Handy können in London ohne Bonitätsnachweis kostengünstig in Telefon-geschäften erworben werden. Die Kosten für ein monatliches Telefon- und Internetpaket belaufen sich auf ca. 10-15 Pfund je Monat je nach Anbieter wie z.B. „Vodafone“ oder „Three“, die für Studenten geeignete Tarife haben.

Für die Nutzung der Tube sollte sich jeder Student eine Oyster Card besorgen, mit der die Tube bedeutend billiger genutzt werden kann als mit Einzeltickets. Oyster Cards werden gegen fünf Pfund Gebühr an jedem Ticketschalter verkauft. Nach einer Registrierung (Formulare ebenfalls am Ticketschalter) können stark rabattierte Monatstickets (sonst nur max. Wochentickets) auf die Oyster Card geladen werden. Ab dem 01.September eines jeden Jahres können Londoner Studenten online beim TFL (Transport for London) zudem eine Oyster Student Card beantragen. Diese wird mit einem Foto personalisiert und gewährt einen automatischen Rabatt von 30% auf alle Tickets, womit z.B. Monatstickets für die Zonen 1 und 2 (Innenstadt) nur noch rund 79 Pfund im Monat kosten.

Ein eigenes Bankkonto in London ist für einen längeren Aufenthalt empfehlenswert, um hohe Kreditkarten- oder EC-Kartengebühren zu vermeiden. Einige Banken (z.B. Lloyds) bieten für Studenten kostenlose Konten an. Neben einem eigenen Legitimationsdokument ist jedoch ein Nachweis der Hochschule über den Wohnsitz erforderlich. In jedem Fall sollten Studenten es vermeiden, sich von einigen Banken auf sogenannte „Passport-Accounts“ bequatschen zu lassen. Insbesondere die HSBC versucht solche Konto (die per Stand 2013 8 Pfund im Monat kosten) bei Studenten an den Mann zu bringen, während andere Banken dieselben Leistungen über ein normales Konto kostenlos anbieten.

   Die London Business School und der Masters in Finance

Nach Abschluss aller Vorbereitungen begann im August 2012 das Studium an der London Business School. Meine Erwartungen an die Hochschule lagen dabei sehr hoch. Die LBS gehört zu den führenden Institutionen weltweit und wird gemeinhin mit Institutionen wie Harvard, Wharton und Stanford zu den Top 10 Business Schools der Welt gezählt. Das Masters in Finance Programm belegt derzeit (Stand Anfang 2013) Platz 1 des Financial Times Rankings, die Hochschule befindet sich auf Platz 3 des CNN Rankings bzw. Platz 2 des América Economía Rankings und verfügt über die sog. „Triple Crown“, d.h. die Akkreditierung durch alle drei weltweit wichtigsten Gütesiegel „EQUIS“, „AMBA“ und „AACSB“, die nur rund 0,5% (57 aus ca. 13.670) aller weltweit registrierten Business Schools besitzen.

Das Masters in Finance Programm hat eine sehr heterogene Studentenschaft. In der Klasse von 2013 mit ihren 119 Studenten reicht die Altersbandbreite von 23 bis 39 Jahren und die Berufserfahrung von 2 bis 13 Jahren. Nur 20% der Studenten sind weiblich, jedoch ist das Programm stark interkulturell geprägt mit nur einem einzelnen Studenten aus Großbritannien, dafür stammen aber 21% der Studenten aus Europa, 11% aus den USA und Kanada, 13% aus Lateinamerika, 27% aus Süd- und Südost-Asien sowie Australien und 27% aus Ost- und Zentralasien. Der durchschnittliche GMAT der Klasse beträgt 695 Punkte und 74% haben in ihrem Erststudium Management, Finance, Economics oder Accounting studiert während 26% der Studenten fachfremd sind (primär Ingenieurswissenschaften, Technologie und IT). Diese Vielfalt reflektiert auch meine Studiengruppe, mit der ich die Fallstudien des ersten Trimesters gemeinsam bearbeitet habe und die aus einem US-amerikanischem Geschäftsführer einer dortigen Kapitalanlagegesellschaft, einem indischen Entrepreneur, einer chinesischen Fixed-Income Spezialistin, einem französischen Unternehmensberater und einem südkoreanischem Investmentbanker besteht. Die damit verbundende interkulturelle Erfahrung darf man ohne Übertreibung als überwältigende persönliche Bereicherung beschreiben. Diese Internationalität in der Gruppe ist kein Zufall, da soweit möglich die London Business School penibel darauf achtet, dass keine Nationalität innerhalb einer Studiengruppe doppelt vorkommt.

Der Campus der London Business School liegt an der Park Road in direkter Nähe zum Regent’s Park etwa fünf Minuten von der Tube Station „Baker Street“ entfernt. Der Campus besteht aus dem sehr bekanntem Sainsbury Buildung, dass in Richtung Regent’s Park gewandt praktisch jede Broschüre der LBS ziert sowie dem etwas weniger bekanntem Plowden Building, dass sich an der Park Road befindet. Der Campus ist damit sehr übersichtlich und alle wichtige Räume lassen sich in wenigen Minuten erreichen. Etwa drei Minuten zu Fuß entfernt gegenüber der Park Road befindet sich zusätzlich das Taunton Centre, in dem das Career Center, die Bücherei sowie ein Fitnessstudio untergebracht sind, dass von Studenten und Alumni jederzeit kostenlos genutzt werden kann, leider aber nicht allzu groß ist. Auf dem Campus selbst befinden sich zudem drei Cafés und zwei Restaurants. Wem dies an kulinarischer Abwechslung noch nicht reicht, der findet innerhalb von zehn Minuten um die London Business School herum auch einige Fast Food Ketten (KFC, McDonalds, Subway), eine Reihe von verschiedenen Restaurans, Pubs sowie zwei Tesco Supermärkte.

   Das Studium im Überblick

Zunächst beginnt im August der eher spaßige Teil im Studium bevor es ernst wird. Anfang August finden die ersten Treffen der neuen Studenten statt. Bei diesen optionalen Networking-Events treffen zunächst Anfang August die Studenten aller Programme (MBA, Masters in Finance, Masters in Management, etc…) zusammen. Mitte August folgt ein weiteres Treffen, dass ausschließlich für die Masters in Finance Studenten der London Business School ist. Beide Events sind großartige Gelegenheiten um zukünftige Kommilitonen kennenzulernen und der Besuch dieser Events ist sehr zu empfehlen, da es zu Beginn der Kurse Ende August ungleich leichter ist, mit den anderen Studenten in Kontakt zu kommen, wenn man sich schon zuvor gesehen hat. Ebenfalls Ende August findet der sogenannte „Away Day“ statt, ein ganzttägiges Teambuilding-Event, dass etwa 50km außerhalb von London stattfindet. Über eine größere Outdooranlage verteilt absolvieren zufällig zusammengemixte Teams verschiedene Logik-, Geschicklichkeits- und Kletterübungen, bei denen auf effiziente Zusammenarbeit ankommt. Im Wesentlichen steht aber der gemeinsame Spaß im Vordergrund sowie das weitere Kennenlernen der Studenten untereinander.

Ab Ende August schließlich beginnt das eigentliche Programm. Das Masters in Finance Programm der London Business School umfasst einen von August bis Dezember obligatorischen Kursplan, der für alle Studenten identisch ist und umfasst die Module Corporate Finance, Investments, Financial Accounting und Personal Development & Assessment. Hinzukommen unbewertete Vorbereitungskurse in Statistik und Accounting. Weiterhin wird das Programm angereichert durch zahlreiche Seminare mit dem Career Center und eine umfassende Reihe weiterer Networking und vor allem Recruiting-Events, die bereits ab Ende September beginnen.

Ab Dezember kann das Studium auf vielfältige Weise den eigenen Bedürfnissen angepasst werden. Es stehen rund dreißig Electives zur Auswahl, die im Spring- und Summer-Term sowie im Dezember- und frühen Januar vor Beginn des Spring-Term und in der Pause zwischen Spring- und Summer-Term genommen werden können. Zur Auswahl stehen reguläre Kurse die sich über zehn Wochen erstrecken, modulare Kurse, die zweiwöchentlich mit einer ganztägigen Vorlesung erfolgen und Blockwochen, die zehn Vorlesungen auf eine einzelne Woche komprimieren und entsprechend viel Vor- und Nachbereitung erfordern. Zudem können Studenten optional eine eigenständige Projektarbeit anfertigen, die ein Elective ersetzt. Insgesamt müssen Studenten nach dem Autumn Term mindestens sieben und höchstens 10 Electives belegen. Darüber hinaus kann das Studium um ein Semester verlängert werden (August bis Dezember des Folgejahres) um an einem Austauschprogramm mit einer asiatischen Hochschule teilzunehmen. Kurioserweise bleibt jedoch in diesem Fall das Maximum von 10 Elective bestehen. Das bedeutet, wer für ein weiteres Semester ins Ausland gehen will, darf höchstens sieben Electives während seiner Zeit an der London Business School belegen, damit er mindestens drei weitere im Ausland belegen kann.

Die Option, das Programm von 10 auf 16 Monate zu verlängern ist insbesondere für all jene praktisch, die nicht in der im Oktober stattfindenden Recruitingphase einen Vollzeitjob für das folgende Jahr finden. Sehr viele Unternehmen in London rekrutieren neue Studenten vorrangig über Praktika (dies gilt besonders stark für das Investmentbanking) und Masters in Finance Studenten hatten diesbezüglich in den letzten Jahren schwerwiegende Nachteile gegenüber den MBA Studenten, da sie aufgrund der nur einjährigen Dauer des Programms in der Vergangenheit keine Praktika absolvieren konnten, was sich nun mit er Option, das Studium zu verlängern, geändert hat. Bei genauerer Betrachtung haben die Masters in Finance Studenten damit nun mehr Flexibilität als die MBA Studenten. Für die MBA Studenten geht das Programm mindestens anderthalb Jahre, ein Praktikum ist daher Pflicht. Die Masters in Finance Studenten der London Business School können dagegen nun versuchen, direkt nach dem Start im Oktober einen neuen Job zu finden und können, wenn dieses Vorhaben scheitert, ihr Programm verlängern und erneut im Sommer des folgenden Jahres versuchen über ein Praktikum in Ihren Wunschjob zu gelangen.

Bezüglich der Electives habe ich in meiner Zeit an der London Business School die folgenden Kurse belegt:

Elective Themenbereich Zeitpunkt
Private Equity & Venture Capital Corporate Finance Pre-Spring (Dezember)
Topics in Asset Management Asset Management Pre-Spring (Dezember)
Advanced Corporate Finance Corporate Finance Pre-Spring (Januar)
Fixed Income Securities Quantitative Finance Spring-Term
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Zusammen mit den vier Pflichtmodulen im Herbst-Trimester bin ich somit auf insgesamt 14 Kurse gekommen, die ich während des Jahrs an der London Business School belegt habe. Die zeitliche Strukturierung habe ich so gelegt, dass ein erheblicher Workload im Dezember und Januar zwar dazu führt, dass die Weihnachtsferien zwischen dem Autumn- und Spring-Trimester ausgefallen sind, dafür jedoch im Sommer der Workload niedriger ist, um zusätzlich im Juni 2013 die Level II Prüfung zum CFA in London zu schreiben und dennoch etwas mehr Freizeit nebenher zu haben. Ganz nebensei sei erwähnt, dass es theoretisch möglich ist, den Master in Finance sogar in nur acht Monaten abzuschließen, denn aufgrund der Blockwochen im Dezember und Januar ist es möglich, die Minimumzahl von sieben Electives per Ende März abzuschließen, was theoretisch einigen Studenten die Möglichkeit gibt, von April bis zur Graduierung im Juli keine Kurse zu belegen und diese Zeit für private Projekte, Praktika oder einen vorzeitigen Einstieg in den Beruf zu nutzen. Wenngleich die allerwenigsten davon Gebrauch machen, da es eine Verschwendung der ohnehin schon so kurzen Zeit and er LBS ist, demonstriert dieser Punkt, dass das Masters in Finance Programm bezüglich der Kurswahl in der Tat extrem flexibel ist.

   Qualität der Lehre und Unterrichtskonzept

Die Qualität der Lehre ist insgesamt sehr hoch an der London Business School, variiert jedoch. Einige der Grundlagenkurse sowie Wahlpflichtmodule werden von Professoren persönlich unterrichtet, die einen weltweit herausragenden Ruf haben, so u.a. Professor James Dow (Corporate Finance) und Professor Suleyman Basak (Quantitative Finance) oder herausragende praktische Erfahrung haben wie Professor Scott Richardson (ehemaliger Managing Director bei BlackRock) und Professor Eli Talmor (europaweit tätiger Private Equity Investor). Im Gegenzug werden einige Kurse durch jüngst graduierte PhDs unterrichtet, denen es unterschiedlich gut gelingt, ihre mangelnde praktische Erfahrung über die Anwendung der von ihnen gelehrten Inhalte durch tiefes Fachwissen zu kompensieren. Während meines Studiums im Fach Investments hatten wir tatsächlich den Fall, dass einer der Professoren gerade erst kürzlich seinen PhD beendet hatte und nun seinen ersten Kurs gab, die Inhalte aber unnötig kompliziert und nur schwer nachvollziehbar erklärte was mit der Zeit recht viel Unmut im Kurs auslöste, in dem immerhin einige Finance Professionals saßen, die vorher selbst im Asset Management gearbeitet hatten und die Themen zum Teil besser kannten als der Professor selbst. Erfreulicherweise hat sich hier gezeigt, dass die London Business School bei derartigen Fällen stets ein offenes Ohr hat und sehr kooperativ mit Beschwerden umgeht.

Das Unterrichtskonzept des Großteils der Kurse beruht auf Fallstudien, die im meist 30% bis 70% der Kursnote ausmachen. Dies erhöht den Workload stark, da laufende Vorlesungen nicht nur aufbereitet sondern auch die dazugehörigen Fallstudien bearbeitet werden müssen. Da sich die Kurse zeitlich überdecken, sind zwei bis vier Fallstudien pro Woche keine Seltenheit, womit auch die Wochenenden als Arbeitstage eingeplant werden sollten. Herauszuheben ist die hohe Quote an Gastrednern in vielen Kursen. So beinhaltete mein „Topics in Asset Management“ Kurs ein Dinner der Studenten gemeinsam mit dem Vorstand von GSAM während in „Private Equity & Venture Capital“ eine dort bearbeitete Fallstudie von Dwight Poler, dem für Europa zuständigen Managing Director von Bain Capital, persönlich vorgestellt und erläutert wurde.

   Services des Career Centers der LBS und On-Campus Recruiting

Eine der wichtigsten Leistungen der LBS sind die exzellenten Leistungen des Career Centers. Im Autumn-Term kommen neben den akademischen Kursen eine Vielzahl verpflichtender, jedoch nicht bewerteter, Kurse des Career Centers hinzu. Diese umfassen Gestaltung des Lebenslauf, Verfassen professioneller Bewerbungsschreiben, Übungsinterviews, Persönlichkeitsentwicklung- und Reflektion, Karriereplanung, Professionelles Networking im Berufsleben sowie Teambuildung und –Kommunikation. Darüber hinaus stehen ehemalige Investmentbanker und Unternehmensberater als persönlicher Coach zur Bewerbungsvorbereitung zur Verfügung und es existiert ein umfassendes Mentoring-Programm an der LBS. Im Gesamtpaket betrachtet ist das Leistungsvermögen des Career Centers im Vergleich zu deutschen Hochschulen weit überdurchschnittlich, da eine entsprechende Kultur der beruflichen Professionalität und der engen Anbindung an die Wirtschaft an deutschen Business Schools nicht in diesem enormen und hochqualitativen Ausmaß gelebt wird.

Allerdings muss ich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass es ein sehr weit verbreiteter Irrglaube ist, dass der Brand Name einer guten Business School allen Studenten von ganz alleine zu einem Job verhilft. Es hat in der Tat in der Vergangenheit schon Studenten gegeben, die am Ende des Masters in Finance davon enttäuscht waren, dass sie keine Anrufe von Headhuntern bekommen haben, obwohl sie nun an der LBS studiert hatten. So funktioniert das System allerdings nicht. Die Studenten der London Business Schools müssen sich genauso wie die Studenten jeder noch so kleinen und unbekannten Hochschule selber um ihre Jobsuche kümmern und zusehen, dass sie selber mit den richtigen Leuten in Kontakt kommen und gute Bewerbungen schreiben. Am Ende des Tages niemand da draußen einen Studenten der London Business School einem Studenten der Cass Business School oder irgendeiner kleinen deutschen Hochschule vorziehen, nur weil der Name „London Business School“ im Lebenslauf steht. Es kommt nur auf die Fähigkeiten, Fachkenntnisse und die Erfahrung des Studenten an und der Grund, warum viele London Business School Studenten erfolgreich bei ihrer Jobsuche sind, liegt darin begründet, dass sie von der Hochschule und dem Career Center alle wichtigen Ressourcen wie Karriereseminare, Tipps zur CV-Gestaltung usw… an die Hand bekommen. Wie die Studenten aber mit diesem Ressourcen umgehen, liegt alleine bei ihnen und somit gibt es auch an der LBS wie an jeder Uni eine Reihe sehr erfolgreicher Studenten während einige wenige nach ihrem Studium zunächst keinen Arbeitsplatz gefunden haben, da sie sich zu sehr auf dem Brand Name der Hochschule ausgeruht haben und nicht realisiert haben, dass ihnen niemand die mit der Jobsuche verbundene Arbeit abnimmt. Das ist ein zentraler Punkt, die jeder Business School Bewerber klar vor Augen haben sollte, nicht einmal ein Harvard MBA ist für sich ein Selbstläufer mit dem Jobs von alleine kommen.

   Studentische Clubs und sonstige Events

Die etwas mehr als 1.000 Studenten der London Business School organsieren sich auf dem Campus in rund 80 studentischen Clubs, die verschiedene Schwerpunkte haben. Einige Reihe von Clubs hat einen beruflichen Schwerpunkt (Finance, Private Equity, Asset Management, Consulting) und richtet eigene Veranstaltungen mit Arbeitgebern aus und bietet vergünstige Seminare an (z.B. konnte ich im November ein Financial Restructuring Seminar für 120 US-Dollar besuchen, das regulär 1.800 US-Dollar gekostet hätte). Der Investment Management Club hingegen hat beispielsweise im Herbst 2012 ein Dinner für eine Reihe ausgewählter Studenten mit Warren Buffet engagiert, d.h. eine studentische Gruppe ist zu diesem Anlass in die USA geflogen und konnte sich einen Abend lang mit Warren Buffet höchstpersönlich unterhalten. Bei einer anderen Gelegenheit hat der Club eine Reihe von Hedge Fonds Managern auf den Campus geholt, die vor Ort über ihre Tätigkeit berichtet haben. Andere Clubs hingegen haben freizeitlichen Charakter und beschäftigen sich mit den Themen Kultur und Internationalität, Schauspiel, Debatten & Reden oder Kunst. Die Teilnahme an ein oder zwei Clubs ist eindeutig eine zusätzliche Bereicherung der Studienerfahrung, jedoch sollte der zeitliche Aufwand nicht unterschätzt werden, denn im Lichte der sonstigen Kurse und Aktivitäten an der LBS ist die aktive Teilnahme an mehr als drei studentischen Clubs weder realistisch noch produktiv.

Neben dem bereits erwähnten Away Day sowie einer Reihe von Networking-Events finden praktisch fortlaufend zahlreiche Social Events und Parties an und außerhalb der London Business School statt. Eine der unvergesslichsten Aktionen, bei denen ich dabei war, war im Dezember der „Santa Pub Crawl“. Bei dieser Aktion verkleiden sich mehr als 300 Stundenten der London Business School als Santa Claus und stürmen durch die gesamte Londoner Innenstadt. Dabei geht es dann den gesamten Abend lang praktisch von einem Pub in den nächsten auf ein paar Bier und Cocktails und jeder Wechsel von einem Pub zum nächsten bringt entsprechend recht viel Erheiterung mit sich, wenn man beobachtet, wie einige Passanten ungläubig zuschauen, wie 300 Weihnachtsmänner an ihnen vorbeigehen. Weiterhin organsieren viele Studenten untereinander gemeinsame Urlaubsreisen (u.a. gibt es einen Ski-Club) während andere auch schonmal kurzfristig einen Flashmob organisiert haben. Eines der wichtigsten Ereignisse ist zu Beginn eines jeden Jahres gegen Ende Februar die Veranstaltung „Tattoo“, bei die London Business School die Internationalität ihrer Studenten zum Ausdruck bringt. Tattoo ist die größte Party des Jahres die direkt auf dem Campus der London Business School stattfindet und bei der die Studenten sich in nationalen Gruppen zusammenfinden und jeweils einen Beitrag zur Feier leisten, mit dem sie etwas Einblick in die Kultur ihres Heimatlandes geben – Bratwürstchen beim deutschen Stand mit inbegriffen.

   Das Ambassador-Programm der London Business School

Eine weitere Möglichkeit, sich ehrenamtlich an der London Business School zu engagieren ist das sog. „Ambassador-Programm“ der Hochschule. Wie bereits erwähnt ist es der Hochschule wichtig, dass potenzielle Bewerber frühzeitig in Kontakt zur Hochschule treten um zu prüfen, ob das Programm für ihre Ziele geeignet ist. Das Ambassador-Programm unterstützt dieses Anliegen der LBS aktiv, indem Studenten der Hochschule in das Recruiting eingebunden werden und potenziellen Bewerbern als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. In der Rolle als Ambassador begleite ich ein bis zwei Mal im Monat die Recruiter der LBS auf Events, informiere Bewerber über das Programm und meine Erfahrungen und stehe im Nachgang per E-Mail als Ansprechpartner zur Verfügung. Es ist dabei eine ungewöhnliche Herausforderung, diese Funktion auszuüben als jemand der noch am Anfang seiner Karriere steht, da ich mit Bewerbern in Kontakt komme, die bereits eine beachtliche berufliche Laufbahn hinter sich haben und über deutlich mehr Erfahrung verfügen als ich selbst. Allerdings macht genau dies auch den Reiz der Gespräche aus, da ich somit erneut mit einer Vielzahl außerordentlich erfolgreicher und interessanter Menschen in Kontakt kommt, deren eigene Erfahrungen erneut den persönlichen Horizont weiten.

Zusammenfassend schließe ich den Bericht damit, dass die Erfahrungen an der London Business School bis dato in punkto Qualität, Professionalität und interkultureller Vielfalt meine bisherigen Erfahrungen an Hochschulen in Deutschland in den Schatten stellt und eindeutig eine sehr gute Entscheidung war. Trotz der sehr hohen Kosten des Programms würde ich die Entscheidung, an die London Business School zu gehen, jederzeit erneut treffen, denn die Zeit hier in London ist letztlich weit mehr als ein bloßes Studium sondern vielmehr eine sehr umfassende und lang andauernde interkulturelle und berufliche Lebenserfahrung, die auch mit viel Spaß verbunden ist.
Erfahrungsbericht von Florian P. Meyer
 - London Business School
 - Masters in Finance Class of 2013

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