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Erfahrungsbericht - Auslandsjahr an der Emory University - Goizueta Business School (Atlanta, USA)
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Allgemeines zum Studium vor Ort
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Stadt, Land und Leute
Atlanta liegt im Nordwesten von Georgia und ist vor allem als für seinen Flughafen und als zunehmend bedeutsamer Wirtschafts- und Finanzstandort bekannt. Nach New York und Houston ist Atlanta die Stadt mit den meisten Hauptsitzen von Fortune 500 Unternehmen in den USA. Zu den bekanntesten Unternehmen zählen u. a. Coca-Cola, Delta Airlines, GeorgiaPacific, CNN und UPS sowie eine zunehmende Anzahl erfolgreicher Start-up-Unternehmen, da Atlanta auch gemessen an der Zahl der Unternehmensgründungen eine vordere Position in den USA einnimmt. Bedingt durch das starke Wirtschaftswachstum ist auch die Stadt selbst in den letzten Jahrzehnten stark in Fläche und Bevölkerung gewachsen.
Die Infrastruktur und vor allem der öffentliche Verkehr haben mit diesem Wachstum nicht wirklich mithalten können. Atlanta hat zwar mit MARTA ein öffentliches Verkehrssystem mit einer Nord-Süd- und einer Ost-West-U-Bahnlinie sowie zahlreichen Buslinien, es kann aber aufgrund der großen Intervalle und des häufigen Umsteigens mitunter mühsam sein, mit den MARTA-Verkehrsmitteln sein Ziel zu erreichen. Die Fahrpläne hängen leider nicht an den Haltestellen aus, Nachtlinien gibt es ebenso wenig. Die meisten Studenten hier müssen sich darüber allerdings keine Gedanken machen, weil sie ohnehin ein Auto besitzen. Wem dies zu teuer ist (Parkgebühren am Campus sind ziemlich hoch), dem kann ich die Anschaffung eines Fahrrades sehr empfehlen, da man damit aufgrund der vielen Ampeln vergleichsweise schnell unterwegs ist und auch im Winter gut zurechtkommt (Tipp: Das Bike-Emory Programm unter http://bike.emory.edu). Zudem bietet die Emory University auch kostenlose Shuttles zu Einkaufszentren und zu den nächstgelegenen Supermärkten an.
Die Sehenswürdigkeiten sind mit der World of Coca Cola, dem Georgia Aquarium, der Martin Luther King Historical Site und dem High Museum of Art schnell aufgezählt. Ein Stadtzentrum oder einen historischen Stadtkern sucht man in Atlanta vergebens. Vielmehr stellt sich für einen Besucher zunächst die Frage, warum die Stadt aus historischer Sicht genau an diesem Platz entstanden ist, da Atlanta weder an einem Fluss noch in der Nähe von Bodenschätzen oder natürlichen Ressourcen liegt. Die Antwort liegt in der Bedeutung der Stadt als wichtiger Verkehrsknotenpunkt. War früher vor allem der Bahnhof in Atlanta von Bedeutung war, ist es heute der Hartsfield-Jackson International Airport, der Flughafen mit dem weltweit
höchsten Passagieraufkommen. Letzterer hat den großen Vorteil, dass man von hier aus günstige und unkomplizierte Flugverbindungen in fast die gesamte Welt bekommen kann. Der Flughafen ist vom Emory Campus in etwas mehr als einer Stunde mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.
Die Menschen hier sind generell viel offener und kontaktfreudiger als man es aus Europa gewöhnt ist. Es ist durchaus nicht ungewöhnlich, dass man im Bus oder beim Einkaufen angesprochen wird und sich daraus ein kurzes Gespräch entwickelt. Auffällig ist, dass in Atlanta der Anteil schwarzer Einwohner relativ hoch ist und dass trotz dem mittlerweile einige Jahrzehnte zurückliegenden Ende der Apartheid immer noch ein Klassenunterschied spürbar ist. Es ist evident, dass der schwarze Bevölkerungsanteil im Durchschnitt in schlechter bezahlten Beschäftigungsverhältnissen arbeitet und unter den Studenten an der Universität immer noch unterrepräsentiert ist.
Klimatisch sind die Bedingungen in Atlanta sehr angenehm. Zwar ist die Hitze von 35°C und mehr sowie die enorm hohe Luftfeuchtigkeit im Sommer etwas gewöhnungsbedürftig, dafür wird man mit einer sehr geringen Anzahl an Regentagen und milderen Temperaturen im Winter entschädigt. Letztere können ab und zu durchaus auch den Gefrierpunkt unterschreiten, ernstzunehmender Schneefall ist dennoch eher unwahrscheinlich. Zudem muss man berücksichtigen, dass die heißeste Zeit von Anfang Juni bis Ende August ziemlich genau mit den Sommerferien an der Emory zusammenfällt und man daher in diesem Zeitraum ohnehin nicht in Atlanta ist, wenn man seinen Aufenthalt nicht deutlich über ein Studienjahr hinaus verlängert.
Soziale Integration
Die Universität bietet über das GIN (Goizueta International Network) zahlreiche gemeinsame Aktivitäten für Austauschstudenten an. Dazu zählten in diesem Semester u. a. ein Baseball Spiel der Atlanta Braves, ein Bowling-Abend, sowie zahlreiche Pizza- und Grillpartys. Zudem existiert ein sogenanntes Buddy-System, in dem jeder Austauschstudent einen amerikanischen Student als Buddy zugeteilt bekommt, der bei der ersten Orientierung in der Stadt und am Campus behilflich sein kann. Das GIN organisiert in der ersten Woche auch Einkaufsfahrten in nahegelegene Shopping Malls, um einem die Möglichkeit zu geben, auch ohne eigenes Auto die nötigsten Dinge für einen Haushalt zu beschaffen.
Generell ist ist nicht schwer, mit amerikanischen Studenten an der Universität in Kontakt zu kommen. Die meisten zeigen sich sehr interessiert an internationalem Erfahrungsaustausch, einige haben sogar selbst schon ein Austauchsemester, meist in Europa, absolviert. Ein kurzer Smalltalk nach dem obligaten „How are you“ ist nicht unüblich, man muss sich aber darauf einstellen, dass eine beiläufige Konversation manchmal mit einem „See you later“ ebenso unvermittelt wieder beendet wird, wie sie begonnen hat. Im Allgemeinen liegt viel an einem selbst, inwieweit man Kontakte knüpfen kann – die Möglichkeiten dafür sind jedenfalls zahlreich vorhanden. Obwohl es naturgemäß einfacher ist, mit anderen Austauschstudenten in Kontakt zu kommen, kann ich es nur empfehlen, selbst ebenso aktiv auf die Amerikaner zuzugehen, wie sie es einem selbst gegenüber tun. Fraternitys und Sororitys, die amerikanische (und nicht politisch vereinnahmte) Version österreichischer Studentenverbindungen, bieten dafür ebenfalls eine gute Gelegenheit.
Die Universität selbst ist sehr um die Integration von internationalen Studenten bemüht. So gibt es beinahe jeden Donnerstagnachmittag Freibier und Pizza im Hof der Business School, zudem findet einmal pro Monat eine International Coffee Hour statt. Eine weitere wichtige Anlaufstelle stellt das ISSP (International Student and Scholar Programs) Office (http://www.emory.edu/issp) dar, das weitere Veranstaltungen Angebote für internationale Studenten bereithält, u. a. Thanksgiving oder die Weihnachtsferien über bei einer amerikanischen Gastfamilie zu verbringen. Sofern während des Semesters Zeit bleibt bzw. man in den Weihnachtsferien nicht plant, zurück nach Österreich zu fliegen, kann ich diese Angebote nur empfehlen.
Unterkunft
Für Austauschstudenten besteht ebenso wie für amerikanische Studenten im ersten und zweiten Studienjahr („Freshman“ bzw. „Sophomores“) grundsätzlich das Erfordernis, am Campus in einem der Studentenheime zu wohnen. Es besteht allerdings auch die Möglichkeit, sich vorab gegen eine Unterkunft „on campus“ zu entscheiden und sich selbst auf Wohnungssuche zu begeben. Im Jahr 2010/11 war aufgrund von Umbauarbeiten ohnehin nicht genug Platz in den Studentenheimen, deshalb wurde von der Universität für die Austauschstudenten eine Unterbringung in den umliegenden Apartmentwohnsiedlungen organisiert.
Generell kann ich nur empfehlen, sich mit einem anderen Studenten ein Apartment zu teilen und nicht in ein Studentenheim am Campus zu ziehen. Die Kosten sind in etwa gleich, jedoch ist ein Apartment meist deutlich geräumiger und oft auch mit 2 separaten Bädern und einer Küche ausgestattet. Zudem fällt das Erfordernis weg, für den Meal Plan der Universität zu bezahlen, der für „On Campus Residents“ verpflichtend ist und je nach Ausgestaltung einige Hundert US-Dollar pro Semester betragen kann. Zwar kann der Wert des Meal Plans während des Semesters in verschiedenen Restaurants und Cafes am Campus konsumiert werden, man ist aber flexibler, wenn man keinen Meal Plan hat und für das Essen am Campus von Fall zu Fall separat bezahlt. Die etwas größere Entfernung zur Business School stellt kein Problem dar, da die Universität kostenlose Shuttle-Busse betreibt, die mehr als die Hälfte der täglichen Distanz der meisten Apartmentwohnsiedlungen zur Business School (ca.
2,5km) abdecken. Mit einem Fahrrad lässt sich die Strecke noch schneller und unkomplizierter zurücklegen.
In meinem Fall habe ich mir das Apartment mit einem australischen Studenten geteilt. Wir haben in einem „Highland Lake“ Apartment mit 2 Schlafzimmern, 2 Bädern und gemeinsamen Wohn- und Essbereich inkl. Küche, Waschmaschine und Wäschetrockner gewohnt. Am Areal der Wohnsiedlung gibt es außerdem auch 2 Swimming Pools, ein kleines Fitnessstudio, einen Gemeinschaftsraum sowie eine Lobby mit Fernseher und Internetzugang. Sofern man ein ganzes Jahr hier verbringt ist es allerdings empfehlenswert, einen eigenen Internetzugang im Apartment selbst installieren zu lassen. Neben „Highland Lake“ sind auch die Apartments in „Clairmont Reserve“ und „Gables Montclair“ sehr empfehlenswert, da sie in etwa den gleichen Komfort bieten und eine vergleichbare Entfernung zum Emory Campus aufweisen. Einziger Nachteil ist, dass die Miete für ein Apartment relativ teuer ist. Man kann durchaus auch günstigere Wohnmöglichkeiten finden, diese befinden dann aber meist in größerer Entfernung zum Campus und bieten außerdem nicht den Vorteil, dass gleich nebenan auch zahlreiche andere amerikanische und internationale Studenten wohnen.
Kosten
Nachfolgend habe ich einen kurzen Kostenüberblick zusammengestellt, der alle laufenden und einmaligen Kosten mit Ausnahme von Aufwendungen für Reisen, individueller Mobilität, Kleidung, abendliches Ausgehen und ähnliches enthält, da diese in der Regel individuell sehr unterschiedlich ausfallen. Kosten während des Auslandsjahres sind in USD angeführt, da der EUR-Wert je nach Wechselkurs schwanken kann. Insgesamt ist ein Auslandsjahr an der Emory University vergleichsweise teuer, man muss andererseits aber auch bedenken, dass man aufgrund des Austauschprogrammes von der Entrichtung der Studiengebühren (rund $ 40.000 pro Jahr) ausgenommen ist und dass das Studium hier eine Erfahrung darstellt, die meiner Meinung nach jeden einzelnen Cent wert ist.
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Monatliche Kosten |
USD |
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Grundmiete für Apartment (Hälfteanteil)
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$ 562,50
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Betriebskosten für Apartment (Hälfteanteil)
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$ 100,00
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Leasing von Möbel/Einrichtung (Hälfteanteil)
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$ 175,00
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Mobiltelefon & Internet
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$ 35,00
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Verpflegung (Lebensmitteleinkäufe, gelegentliches Essen am Campus)
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$ 300,00 - $ 350,00
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Fahrtkosten zur Universität
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$ 0,00
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Durchschnittliche Gesamtkosten pro Monat
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$ 1.200,00
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Gesamtkosten für ein akademisches Jahr (= 9 Monate)
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$ 10.800,00
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Einmalige Kosten |
USD |
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MentalHealth-, Athletic- und Activity-Fees für 2 Semester
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$ 560,00
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Bücher, Kopien und Lernunterlagen für 2 Semester
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$ 400,00 - $ 1.000,00
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Zusätzliche Einrichtungsgegenstände und Haushaltsutensilien
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$ 300,00 - $ 500,00
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Gesamtkosten für ein akademisches Jahr (= 9 Monate)
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$ 1.300,00 - 2.000,00
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Kosten vor Antritt des Aufenthalts |
EUR |
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Flug H+R inkl. zweites Gepäckstück
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€ 800,00
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Med. Vorsorge, Impfungen je nach Bedarf
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€ 100,00 - € 350,00
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Auslandskrankenversicherung
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€ 400,00 - € 500,00
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Visum (Antrags- und Bearbeitungsgebühr), Visa-Fotos etc...
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€ 350,00
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Gesamtkosten für ein akademisches Jahr (= 9 Monate)
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€ 1.650,00 - 2.000,00
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Visum
Als Austauschstudent bekommt man für die Einreise in die USA ein J-1 Visum ausgestellt. Sofern man alle Anforderungen erfüllt und alle Anweisungen penibel befolgt (Details siehe http://austria.usembassy.gov/niv.html), sollte die Ausstellung des Visums keine Probleme bereiten. Nichtsdestotrotz ist es ein zeitaufwändiger und vor allem kostspieliger Prozess, da mehrere Formulare auszufüllen sind (die meisten davon online), relativ hohe Bearbeitungsgebühren anfallen und auch ein kurzes persönliches Interview am Konsulat der US-Botschaft in Wien erforderlich ist. [Anmerkung von Financial Career: Oder natürlich eben einer anderen nahegelegenen US-Botschaft!]
Krankenversicherung
Die Emory University bietet allen Austauschstudenten eine Kranken- und Unfallversicherung an, die für das gesamte Jahr ca. $ 2.000,00 kostet und meines Wissens nach im Fall des Falles nicht einmal die Kosten für Medikamente abdeckt. Ich kann daher nur empfehlen, für die Dauer des Auslandsaufenthaltes selbst eine Krankenversicherung abzuschließen, da eine
solche in der Regel weitaus günstiger zu bekommen ist. Meine Empfehlung ist ein All-Inclusive-Paket der HanseMerkur für € 460,00 (angeboten über STA Travel), das neben einer Kranken- und Unfallversicherung auch eine Haftpflicht-, Reisegepäck- und Storno-versicherung enthält. Etwaige Arztbesuche müssen zwar zunächst in Vorauskasse selbst bezahlt werden, die Rückerstattung der Kosten durch die Versicherungsgesellschaft funktioniert aber problemlos.
Flug
Die Emory University bietet in der Regel für einen Zeitraum von 2-3 Tagen einen kostenlosen Airport-Pickup-Service an. Insofern ist es empfehlenswert, das Ankunftsdatum in diesen Zeitraum zu legen, da der Abholservice doch einige Mühen und Kosten erspart, wenn man mit viel Gepäck unterwegs ist. Abzuwägen gilt es im Vorfeld allerdings den Preisvorteil einer frühen Buchung gegen die Möglichkeit, das Rückflugdatum bereits im Voraus fixieren zu können wenn man später bucht; die meisten Airlines legen ihre Flugpläne nämlich nur für höchstens 11 Monate im Voraus fest. Ein One-Way-Ticket ist in keinem Fall empfehlenswert, da es üblicherweise das zwei- oder dreifache eines H+R Tickets kostet. Ansonsten sollte man beachten, dass die Einreise in die USA bei ersten Landung erfolgt und somit die Einreiseformalitäten am ersten Zielflughafen durchgeführt werden, was mitunter dazu führen kann, dass man seinen Anschlussflug verpasst wenn man knapp geplant hat. Empfehlenswert ist daher generell ein Direktflug München-Atlanta mit Delta/Air France.
Nachsendeauftrag
Ebenfalls empfehlenswert ist es, bei der örtlichen Poststelle seine Abwesenheit bekanntzugeben, oder überhaupt einen Nachsendeauftrag in die USA einzurichten. Dieser kostet für 9 Monate ca. 50,00 € und bewirkt eine kostenlose Nachsendung aller Briefsendungen bis 2 kg Gewicht an die Aufenthaltsadresse in den USA. Die Verzögerung für die Weiterleitung beträgt ca. 2 Wochen (in Einzelfällen auch mehr), für den Absender in Österreich fallen nur Portogebühren an die Heimadresse an.
Meldungen im Ausland
Eine Meldung des Aufenthalts an die österreichische Botschaft ist nicht erforderlich, es empfiehlt sich aber, die Anwesenheit dem österreichischen Honorarkonsulat in Atlanta bekanntzugeben, da man dadurch Einladungen für unterschiedliche Veranstaltungen erhält, darunter auch ein Dinner in der Residenz des Honorarkonsuls am Nationalfeiertag.
Die Gastuniversität
Der Campus der Emory University liegt nordöstlich der Stadt, ca. 7 km außerhalb von Downtown Atlanta, und ist relativ weitläufig. Neben dem Gebäude der Business School befinden sich u. a. auch Gebäude der Law School, der Medicine School, Gebäude diverser
anderer Fakultäten, ein Sportzentrum, eine große Bibliothek, eine Mensa, mehrere Restaurants und Cafes, ein eigener Bookstore, Studentenheime, Gebäude diverser Fraternitys, das Emory Village und die weithin bekannte Emory Clinic am Campus, um nur die wichtigsten zu nennen.
An der Business School werden die Kurse mit wenigen Ausnahmen zweimal pro Woche abgehalten (Montag/Mittwoch oder Dienstag/Donnerstag), die Kurseinheiten dauern dabei 75 min pro Tag. Dies führt dazu, dass man sich im Laufe eines Semesters sehr intensiv mit den einzelnen Themen der Kurse auseinandersetzen kann und auch muss. Die Hörsäle sind höchst modern ausgestattet, die Teilnehmerzahl ist pro Kurs auf 60 oder 66 Studenten limitiert, um eine sinnvolle Interaktion zwischen Lehrenden und Studierenden und auch den Studierenden selbst zu ermöglichen. Für die individuelle Vorbereitung und für Gruppenarbeiten und Teamprojekte stehen zahlreiche Breakout-Räume sowie spezielle Teamarbeits-Bereiche in der Bibliothek und im Cox Computer Lab bereit, die meist mit einem Videobeamer und/oder Flatscreen und zusätzlichen Kollaborationstools (z. B. digitalen Zeichenstiften) ausgestattet sind. Nicht umsonst befindet sich das Undergraduate-BBA-Programm der Goizueta Business School seit mehreren Jahren unter den 10 besten der USA, nach aktuellem BusinessWeek-Ranking (Frühjahr 2011) liegt es sogar auf Platz 3.
Auch abseits der Business School hält die Emory University zahlreiche Möglichkeiten bereit, die einem die Möglichkeit geben, das Kursprogramm und die Freizeit aktiv und bunt zu gestalten. Dazu zählen vor allem das umfangreiche kulturelle und sportliche Angebot. Nicht nur, dass einem als Student zwei große Sportzentren (SAAC und Woodruff PE Center) am Campus kostenlos zur Verfügung stehen und dass man für die verschieden Konzerte in der Emerson Concert Hall (Schwartz Performing Center of Arts, http://www.arts.emory.edu) vergünstigten Eintritt erhält, kann man auch im aktiv von diesem Angebot Gebrauch machen und z. B. einen Sport- oder Musikkurs für 1 Credit pro Semester absolvieren. So habe ich etwa als Posaunist beim Emory Wind Ensemble (http://music.emory.edu/windensemble/ index.html) mitgewirkt und zusätzlich als Mitglied im Emory Euphonium Ensemble einen Kurs für Chamber Music sowie einen Schwimmtechnikkurs absolviert.
Anmelde- und Einschreibformalitäten
Um die Immatrikulation an der Emory University muss man sich selbst kaum kümmern, da diese in zuvorkommender Weise vom Sekretariat des Fachsprachen-Institutes der JKU abgewickelt wird. Anmeldungen für Kurse sowie alle weiteren Formalitäten und die Bezahlung der Gebühren werden über das Online-System OPUS (Online Pathway to University Students, http://www.opus.emory.edu) durchgeführt. Die Anmeldungen zu den Kursen funktioniert nach einer Art Auktionssystem, d.h. man hat 60 Punkte zur Verfügung
und kann diese je nach Präferenz für unterschiedliche Kurse bieten. Eine Zuteilung erhalten dann jene Studenten, die am meisten für den jeweiligen Kurs geboten haben.
Für das erste Semester können Austauschstudenten jedoch nicht an diesem System teilnehmen, sondern müssen eine Wunschliste ausfüllen, die dann an den Exchange Coordinator der Business School übermittelt wird, welcher auch die Anmeldung zu den Kursen vornimmt. Da zu diesem Zeitpunkt die Zuteilungen schon erfolgt sind, kann es durchaus passieren, dass man nicht alle Kurse auf seiner Wunschliste bekommt – in diesem Fall ist es durchaus empfehlenswert, auf die Add-/Drop-Phase in der ersten Woche des Semesters zu warten, da in dieser Zeit üblicherweise noch viele Studenten Kurse tauschen und/oder sich von Kursen wieder abmelden und somit noch zusätzliche Plätze frei werden, was einem mit etwas Glück die Möglichkeit gibt, das eigene Kursprogramm noch kurzfristig anzupassen.
Studienjahreinteilung
Das Fall Semester beginnt Ende August und endet Mitte Dezember, das Spring Semester beginnt Mitte Jänner und endet Anfang Mai. Schlussklausuren finden jeweils in der letzten Woche des Semesters statt, nicht alle Kurse beinhalten aber eine Klausur. Ferien gibt es während des Semesters nur wenige, darunter 1 Tag Labor Day im September, jeweils 5 Tage (inkl. Wochenende) Fall Break Mitte Oktober und Thanksgiving Break Ende November sowie eine Woche Spring Break Anfang März. Für Sightseeing in den USA bleibt deshalb während des Semesters eher wenig Zeit. Die Winterferien zwischen den Semestern betragen dafür volle 4 Wochen und geben einem ebenso wie die „Grant Period“ nach Ablauf des zweiten Semesters die Möglichkeit, auf Reisen zu gehen und auch andere Städte und Regionen der USA zu besuchen.
Kursangebot und besuchte Kurse
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An der Goizueta Business School sind die Kurse ebenso wie an der JKU jeweils verschiedenen Schwerpunkten zugeordnet (Details siehe http://www.goizueta.emory.edu/degree/ undergra_cur_areas.html). Nicht alle der aufgelisteten Kurse werden jedoch auch tatsächlich angeboten, das Kursprogramm wurde im Vergleich zu den Vorjahren aus Kostengründen deutlich reduziert. Eine Full Workload beträgt pro Student und Semester 16 Credits, also in der Regel 4 Kurse zu jeweils 4 Credits. Ich habe während des ersten Semesters folgende Kurse absolviert:
BUS 365 Business Communication (2 Credits)
Instructor: Molly Epstein und Nikki Graves
Angeboten in: Fall und Spring Semester
Business Communication ist für amerikanische Studenten verpflichtend zu absolvieren. Ziel dieses Kurses ist hauptsächlich die Verbesserung von Präsentations- und Kommunikations-fertigkeiten ebenso wie das Training von Bewerbungen und Job Interviews. Aus diesem Grund sind während des Semesters mehrere Präsentationen, sowohl individuell als auch im Team, zu absolvieren. Auch schriftliche Assignments und die Absolvierung eines Persönlichkeitstests bilden einen Teil dieses Kurses. Aufgrund der hohen Zahl an Tutoren und Break-Out-Instruktoren (Unterricht in kleinen Teams ca. alle 2 Wochen) stellt dieser Kurs eine gute Möglichkeit dar, seine sprachlichen Fähigkeiten deutlich zu verbessern. Mit diesem Semester wurde der Beurteilungsmodus zu einem Credit/Non-Credit Kurs geändert, d.h. für eine positive Absolvierung muss man alle Anforderungen erfüllt haben, eine Beurteilung im herkömmlichen Sinn gibt es daher nicht. Davon profitieren vor allem die Austausch-studenten, die ansonsten aufgrund der Grading Curve mit ihren Englischkenntnissen in direkter Konkurrenz zu den amerikanischen Studenten stehen würden, was eine gute Beurteilung deutlich erschwert. Vor wenigen Jahren wurde noch ein separater Business Communication Kurs mit 4 Credits für Austauschstudenten angeboten, der aber mittlerweile nicht mehr existiert. In Anbetracht der 2 Credits ist die Workload relativ hoch.
Fazit: Empfehlenswert
BUS 419 Information and Global Capital Markets (4 Credits)
Instructor: Grace Pownall
Angeboten in: Fall Semester
In diesem Kurs werden aktuelle Themen und Fragestellungen internationaler Kapitalmärkte aus der Accounting-Perspektive behandelt. Im Fall Semester 2010 lag der Schwerpunkt einerseits auf der Gegenüberstellung von Vor- und Nachteilen der IFRS-Adoption in den USA sowie einer detaillierten Auseinandersetzung mit der Sinnhaftigkeit und dem Nutzen einheitlicher globaler Rechnungslegungsstandards. Andererseits standen die Öl- und Gasindustrie sowie deren Informationsbereitschaft gegenüber Investoren und deren Rechnungslegungspraktiken im Fokus. Basiswissen in internationaler Rechnungslegung ist für diesen Kurs zwar nicht Voraussetzung, aber höchst empfehlenswert. Vieles in diesem Kurs wird in aktiver Diskussion während des Unterrichts erörtert, man ist als Student immer dazu angehalten, selbst seine Meinung und seine Ideen zu den behandelten Themen kundzutun. Die Beurteilung erfolgt durch 4 Mini-Tests, 4 Assignments, 1 Case-Write-Up, 1 Position Paper zur IFRS-Adoption in den USA sowie einem Teamprojekt zu einem (meist kanadischen) Unternehmen der Öl-und Gas-Industrie, in dem das Unternehmen vorgestellt, potenzielle Faktoren für Home Bias von Investoren identifiziert und am Ende der Jahresabschluss von Canadian GAAP in US GAAP transferiert werden muss (4 Hand-Ins während des Semesters, 1 Final Hand-In).
Fazit: Sehr empfehlenswert
BUS 425 Real Estate Finance (4 Credits)
Instructor: Roy Black
Angeboten in: Fall Semester
Real Estate Finance behandelt Basiskonzepte des Immobilienmarktes, darunter vor allem Schlüsselfaktoren für Angebot und Nachfrage, unterschiedliche Typen von Hypotheken, rechtliche Rahmenbedingungen und das Zustandekommen von Immobilienverträgen und –finanzierungen. Der Instruktor war früher selbst als Anwalt in der Immobilienwirtschaft tätig und versteht es bestens, die Themengebiete mit praktischen Beispielen und humorvollen Anekdoten aufzulockern. Auch wenn man im späteren Berufsleben nicht allzu viel mit Immobilien zu tun haben will, kann dieser Kurs durchaus eine wertvolle Ergänzung zu anderen Fächern darstellen. Wer allerdings die Finanzmathematik ebenso wie seinen finanzmathematischen Taschenrechner in- und auswendig kennt, könnte sich in den ersten 3-4 Wochen des Kurses ein wenig langweilen, da für Real Estate Finance kein Basiswissen in Rentenrechnung vorausgesetzt wird. Die Beurteilung erfolgt durch 3 nichtkumulative Klausuren und die Bearbeitung eines Real Estate Cases, welche wahlweise individuell oder im Team erfolgen kann.
Fazit: Empfehlenswert
BUS 436 Entrepreneurship (4 Credits)
Instructor: Andrea Hershatter
Angeboten in: Fall Semester
Der Kurs Entrepreneurship stellt wie jeder Unternehmensgründungs-Kurs einen Streifzug durch unterschiedliche Fachgebiete der BWL dar. Die primäre Aufgabe in diesem Kurs besteht darin, eine Geschäftsidee zu finden und im Team von der Marktanalyse über die operative und finanzielle Planung sowie einem Marketingkonzept schrittweise einen Business Plan zu entwickeln. Ein großer Nachteil ist allerdings, dass dieser Kurs mit anderen Anforderungen jeglicher Art derart überladen ist, dass für das Business Plan Projekt im Endeffekt nicht ausreichend Zeit bleibt und sowohl die inhaltliche Auseinandersetzung mit den einzelnen Analysen und Planungen als auch das Feedback letztlich wenig tiefschürfend ausfällt. Die bereitgestellten Lernunterlagen sind hervorragend, in der Klasse selbst wird aber aufgrund permanenten Zeitmangels oft nur in aller Kürze wiederholt, was man ohnehin schon aus den Unterlagen oder aus anderen Kursen kennt. In diesem Kurs ist vor allem Kreativität und Arbeitseinsatz gefragt, inhaltlich hingegen lernt man eher wenig neues. Die Beurteilung erfolgt anhand von 3 eingereichten Geschäftsideen, 3 Case Write-Ups, 1 Klausur, 1 Interview mit einem externen Branchenexperten, 1 Präsentation zu zweit zu einem vorgegebenen Thema sowie dem Business Plan als Teamprojekt (3 Hand-Ins während des Semesters, 1 Final Hand-In sowie eine Abschlusspräsentation). Der Kurs ist als einer der wenigen von der Grading Curve ausgenommen, es ist dennoch oder gerade deswegen sehr schwierig, eine gute Beurteilung zu erhalten.
Fazit: Bedingt empfehlenswert
BUS 441 Ideation (4 Credits)
Instructor: Joey Reiman
Angeboten in: Fall und Spring Semester
Ziel dieses Kurses ist, im Rahmen eines Teamprojektes eine Master Idea (im Grunde eine Antwort auf die Frage, was die Welt verlieren würde, wenn ein Unternehmen nicht mehr existierte) für ein bestimmtes selbst gewähltes Unternehmen zu finden, welche dann als richtungsweisend für die Strategie und für das Marketing dieses Unternehmens sein soll. Der Instruktor hat mehrere Jahre Erfahrung im Marketing und ist CEO des Consulting-Unternehmens BrightHouse, das genau diese Form von Beratung vor wenigen Jahren neu entwickelt hat. Die Entwicklung der Master Idea wird als Teamprojekt durchgeführt und folgt einem von BrightHouse entwickelten 4-stufigen Prozess, in dem sowohl Interviews mit dem jeweiligen Unternehmen, als auch mit externen Denkern und Querdenkern geführt werden. Am Ende des Kurses steht die Präsentation der Master Idea (idealerweise direkt an Repräsentanten des Unternehmens) sowie des Master Idea Videos, einer kurzen selbst erstellten Produktion zur Visualisierung des „Overall Purpose“ des Unternehmens. Die Beurteilung erfolgt durch 2 individuelle Minitests (Quizfragen), 2 Team-Milestone-Hand-Ins während des Semesters sowie dem Final Hand-In inklusive Präsentation. Der Schwerpunkt liegt eindeutig auf der Abschlusspräsentation, die Beurteilung ist allerdings intransparent und kann auch innerhalb der Gruppe deutlich abweichen. Hilfreich ist hier, das Sprechstundenangebot des Instruktors bei BrightHouse in Downtown Atlanta einmal mehr als notwendig (und auch individuell unabhängig von der Gruppe) in Anspruch zu nehmen, Office Hours am Campus gibt es ohnehin nicht. Die Faszination dieses Kurses besteht vor allem im Vortrag des Instruktors und seinem Lebenswerk. Seine Inputs unterscheiden sich wesentlich von allem, was man sonst an einer Business School im Unterricht erwarten würde und waren für mich persönlich äußerst wertvoll und inspirierend. Als Kritik muss man anbringen, dass ziemlich schnell offensichtlich wird, dass der Instruktor diesen Kurs auch als gute Gelegenheit sieht, mit geringem Kostenaufwand neue Klienten und zusätzliches Personal für sein Unternehmen zu rekrutieren. Die Master Idea wird nämlich bevorzugt für Unternehmen aus der näheren Umgebung Atlantas entwickelt, um damit die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass deren Repräsentanten bei der Abschlusspräsentation auch anwesend sein können und wollen, was für BrightHouse wiederum den ersten Kontakt deutlich erleichtert. Die Workload ist vor allem gegen Ende nicht unerheblich, der inhaltliche und akademische Wert ist abgesehen vom innovativen Master-Idea-Konzept eher gering.
Fazit: Empfehlenswert, wenn die Endbeurteilung eher geringe Priorität hat.
MUS 300-000 Emory
Wind Ensemble (1 Credit)
Instructor: Scott Stewart
Angeboten in: Fall und Spring Semester
Das Emory Wind Ensemble ist das sinfonische Blasorchester der Emory University. Proben finden zweimal wöchentlich im Umfang von je 2 Stunden statt. Für die Aufnahme ins Orchester ist ein kurzes Vorspiel (Audition) erforderlich. Das musikalische Niveau ist relativ hoch, da viele Mitglieder des Orchesters Musikstudenten sind. Man ist auch außerhalb der Orchesterproben dazu angehalten, auf seinem Instrument zu üben und fit zu bleiben, was
neben der Business School eine durchaus zeitaufwändige Angelegenheit sein kann. Konzerte finden zweimal pro Semester in der Emerson Concert Hall statt.
MUS 300-014 Chamber Music / Euphonium Ensemble (1 Credit)
Instructor: Adam Frey
Angeboten in: Fall und Spring Semester
Das Euphonium Ensemble probt einmal pro Woche, Auftritte finden während des Semesters zu diversen Anlässen und einmal zu einem Ensemble-Nachmittag in der Emerson Concert Hall statt. Da ich aus Platzgründen nur meine Posaune mit nach Atlanta nehmen konnte, hat mir die Universität für die Zeit meines Aufenthaltes kostenlos ein Euphonium (Neuwert ca. 5.000 €) zur Verfügung gestellt.
Im zweiten Semester habe ich folgende Kurse besucht:
BUS 427G International Finance (4 Credits)
Instructor: Jeff Busse
Angeboten in: Fall und Spring Semester
International Finance behandelt Basiskonzepte internationaler Finanzmärkte und international ausgerichteter Corporate Finance. Themen sind u.a. Paritätsbedingungen auf Finanzmärkten, Wechselkurse und internationale Währungsmärkte, Arbitragegeschäfte, Währungsfutures und –optionen, Swaps, Risikomanagement und Currency Trading. Der Instruktor hat selbst einige Jahre Erfahrung als Trader und lockert die Unterrichtseinheiten immer wieder mit Diskussionen des aktuellen Tagesgeschehens auf internationalen Währungs- und Finanzmärkten auf. Ein wenig VWL-Basiswissen kann für den Besuch dieses Kurses nicht schaden, ansonsten sind aber kaum Vorkenntnisse erforderlich. Wer bereits umfangreiches Wissen in den oben genannten Bereichen vorweisen kann, sollte sich allerdings überlegen, stattdessen eventuell einen Kurs mit höherer Spezialisierung zu besuchen wie z.B. „Investment Banking“ oder „Derivatives“, da die meisten Themen nur wenig im Detail behandelt werden. Beurteilungsrelevant sind zwei Midterm Exams und ein Final Exam sowie ein kurzes individuelles Investment-Projekt während des Semesters, das im Wesentlichen aus ein paar Excel-Berechnungen besteht. Insgesamt ist die Workload für diesen Kurs eher niedrig, man bekommt nichtsdestotrotz einen guten Überblick über Finance-Themen mit internationalem Bezug.
Fazit: Empfehlenswert
BUS 435G Multinational Firms (4 Credits)
Instructor: Giacomo Negro
Angeboten in: Spring Semester
Multinational Firms ist ein fallstudienbasierter Kurs, der unterschiedliche strategische Aspekte und Themenstellungen international tätiger Unternehmen und Konzerne behandelt. In jeder Unterrichtseinheit wird eine neue Fallstudie behandelt und diskutiert. Da erwartet wird, dass man sowohl die Unterlagen zu den einzelnen Einheiten, als auch die Fallstudie vor der Vorlesung vorbereitet, ist der Leseaufwand während des Semesters vergleichsweise hoch. Der Instruktor ist Italiener und pflegt einen eher europäisch geprägten Vortragsstil, was abseits der Fallstudiendiskussionen zu einigen Längen im Kurs führen kann. Beurteilungsrelevant sind Anzahl und Inhalt der eigenen Wortmeldungen in den Diskussionen der Fallstudien (30%), zwei kurze schriftliche Ausarbeitungen einer Fallstudie (eine vor, eine nach der Spring Break, 25%) sowie eine Gruppenarbeit, die die Analyse eines fiktiven Markteintrittes eines international tätigen Unternehmens im Ausland zum Inhalt hat (50%). Ein unschätzbarer Vorteil dieses Kurses ist die Tatsache, dass in den Fallstudien ausschließlich reale Problemstellungen präsentiert werden, zu denen man nach der Diskussion in der Vorlesung durch CEO-Interviewaufzeichnungen und Zusatzmaterialien auch einen Einblick erhält, wie die betreffenden Unternehmen das Problem in der Praxis gelöst haben.
Fazit: Empfehlenswert
BUS 482 Real Estate Market Analysis (4 Credits)
Instructor: Roy Black
Angeboten in: Spring Semester
Real Estate Market Analysis befasst sich mit der Analyse des Immobilienmarktes, im speziellen mit der Analyse der Realisierbarkeit bestimmter Immobilienprojekte. Letztere werden in die Kategorien Residential, Retail, Office, Industrial und Hotel unterschieden, für die jeweils unterschiedliche Verfahren und Methoden angewendet werden, um Angebot und Nachfrage möglichst zuverlässig zu erheben. Der Instruktor war früher selbst als Anwalt in der Immobilienwirtschaft tätig und versteht es bestens, die Themengebiete mit praktischen Beispielen und humorvollen Anekdoten aufzulockern – oftmals sogar soweit, dass der Kurs bis zum Ende des Semesters hoffnungslos in Verzug gerät und das letzte Thema von der Agenda gestrichen werden muss. Auch wenn man nicht plant, nach dem Studium unmittelbar am Immobiliensektor tätig zu werden, kann dieser Kurs sehr wertvoll sein, da die vorgestellten Analysemethoden und Vorgehensweisen auch für die Erhebung von Angebot und Nachfrage in anderen Bereichen anwendbar sind. Beurteilungsrelevant sind ein Midterm- und ein Final Exam sowie zwei Gruppenarbeiten, die jeweils die Realisierbarkeit bestimmter Immobilienprojekte an einem vorgegebenen Standort untersuchen. Im Sommersemester 2011 waren dies ein kleines Einkaufszentrum sowie ein Betreutes-Wohnen-Projekt für Senioren. Da jeweils mit realen Daten gearbeitet wird, erhält man zu Beginn des Semesters von einer Bibliotheksmitarbeiterin eine kurze Einschulung, die für die Datenerhebung und –analyse in den Projekten sehr hilfreich sein kann. Größter Nachteil des Kurses ist die Tatsache, dass sich grundlegende Erkenntnisse über den US-Immobilienmarkt
nur sehr eingeschränkt auf Europa, insbesondere Deutschland und Österreich, übertragen lassen.
Fazit: Empfehlenswert
PE 250-000 Intermediate Swimming (1 Credit)
Instructor: Carla Chelko
Angeboten in: Fall und Spring Semester
Inhalt dieses Kurses ist die Perfektionierung der Schwimmtechnik im Kraul- und Rücken-schwimmstil. Voraussetzung ist lediglich, dass man schon schwimmen kann, das Beherrschen aller fünf Stile oder eine bestimmte Ausdauer/Geschwindigkeit ist für die Teilnahme nicht erforderlich. Der Kurs findet 3x wöchentlich montags, mittwochs und freitags je 50 Minuten am Vormittag statt und hat mir persönlich sehr viel dabei geholfen, meine Schwimmtechnik zu verbessern. Das Trainingsprogramm kann nach einigen einführenden Einheiten in den ersten Wochen meist selbst gewählt werden, Beurteilungskriterium ist lediglich die Anwesenheit sowie ein abschließender 1-Meile-Test ohne Zeitlimit. Generell kann ich sehr empfehlen, vom umfangreichen Sportkursangebot der Emory University Gebrauch zu machen, siehe http://www.college.emory.edu/home/academic/course/descriptions/ physical_education_health/index.html.
MUS 310 Applied Music Ensemble (Non-Credit)
Instructor: Adam Frey
Angeboten in: Fall und Spring Semester
Während des Sommersemesters habe ich bei Prof. Adam Frey, einem weltbekannten Euphonium-Solisten, der an der Georgia State University und der Emory University eine Professur für Euphonium innehat, Privatstunden genommen. In der Regel erhält man als Musikstudent eine Unterrichtseinheit zu je 45 min pro Woche sowie 1 Credit und bezahlt dafür $ 800,00 Lesson Fee. Da ich die Credits für mein Studium nicht benötigt habe, habe ich mich für 30 min Unterricht pro Woche entschieden und nur die Hälfte der Kursgebühr bezahlen müssen. Auch dieser Kurs war ein Teil meiner Emory-Erfahrung, den ich keinesfalls missen möchte.
MUS 300-000 Emory Wind Ensemble (1 Credit)
Instructor: Scott Stewart
Angeboten in: Fall und Spring Semester
Siehe oben
MUS 300-014 Chamber Music / Euphonium Ensemble (1 Credit)
Instructor: Adam Frey
Angeboten in: Fall und Spring Semester
Siehe oben
Beurteilung und Zusammenfassung
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Beurteilung und Work Load
An der Business School erfolgt die Beurteilung in den Kursen relativ anhand der sogenannten „Grading Curve“. Das heißt, dass in jedem Kurs nur ein bestimmter Prozentsatz der Studenten ein A, ein A-, ein B+, ein B usw. bekommen kann. Die eigene Beurteilung ist somit immer vom relativen Leistungsniveau der Klasse abhängig, was naturgemäß das Konkurrenzdenken fördert. Die Studenten sind zwar in der Regel höchst freundlich und zuvorkommend, die gegenseitige Hilfsbereitschaft hält sich aber aufgrund des Beurteilungssystems teilweise in engen Grenzen. Man muss aber im Allgemeinen nicht befürchten, als Austauschstudent nicht mit den amerikanischen Studenten mithalten zu können. In manchen Fachbereichen bringt man als JKU-Student (abhängig von der bisher absolvierten Semester- und Kursanzahl) oft sogar umfangreicheres Hintergrundwissen mit. Ein A ist generell eher nicht so einfach zu erreichen, ein B oder B+ hingegen in den allermeisten Fällen leicht machbar. Dass eine gute Leistung trotzdem nicht immer automatisch auch zu einer guten Beurteilung führt, liegt vor allem an der Sprache, die bei qualitativ (entsprechend der Argumentation und des Inhaltes) beurteilten Assignments selbst bei guten Englischkenntnissen ein Nachteil sein kann, sowie der hohen Abhängigkeit von Gruppenarbeiten und damit der Performance des gesamten Teams.
Amerikanische Studenten sind im Durchschnitt merkbar ehrgeiziger als ihre österreichischen Pendants und hegen deshalb manchmal leichte Vorurteile gegen Austauschstudenten. Insofern ist es am Anfang nicht leicht, ein gutes Team zu finden; mit intelligenten Wortmeldungen und guten Leistungen in den Kursen kann man diverse Vorbehalte aber relativ schnell widerlegen. Zudem gibt es am Ende jedes Kurses meist ein anonymes Peer Review für alle Gruppenmitglieder, das unmittelbar auch die Endbeurteilung der einzelnen Gruppenmitglieder beeinflusst. Angesichts der Grading Curve ist aber der Anreiz oft gering, zu ehrlich mit der Einschätzung der eigenen Leistung sowie jener der Gruppenmitglieder umzugehen.
Abschließend ist zu sagen, dass die Workload an der Goizueta Business School vergleichsweise hoch ist. In nahezu allen Kursen besteht Anwesenheitspflicht und sind während des Semesters zahlreiche unterschiedliche Assignments und Zwischentests zu absolvieren. Die Anforderungen selbst hingegen sind insgesamt gesehen in etwa mit jenen der JKU vergleichbar bzw. in manchen Fällen sogar etwas geringer. Die Herausforderung besteht weniger im Schwierigkeitsgrad der einzelnen Exams und Klausuren als vielmehr in deren Anzahl. Zudem bedeutet eine hohe Punktzahl nicht auch automatisch eine gute Note, da letztere von der Durchschnittspunktezahl der Klasse abhängt.
Die Art und Weise des Unterrichts ist eher mit dem System der österreichischen Fachhochschulen als mit jenem der österreichischen Universitäten vergleichbar. Die Praxisorientierung ist hoch, so werden bspw. sehr viele Projekte in den Kursen in Zusammenarbeit mit externen Unternehmen durchgeführt und es werden auch in vielen Kursen regelmäßig Guest Speaker als Vortragende eingeladen. Wissenschaftliches Arbeiten und die Vermittlung konzeptionellen Hintergrundwissens genießt dagegen eine eher untergeordnete Bedeutung. Für einen BBA-Undergraduate-Abschluss an der Emory University ist es deshalb auch nicht erforderlich, eine Diplom- bzw. Bakkalaureatsarbeit zu verfassen.
Akademische Beratung und Betreuung
Die akademische Betreuung an der Emory University ist schlichtweg hervorragend. Die Professoren pflegen einen persönlichen Umgang mit ihren Studenten und stehen während ihrer Bürozeiten jederzeit für Fragen zur Verfügung. In fast allen Kursen gibt es auch Teaching Assistants, die ebenfalls jederzeit bei Fragen und Problemen kontaktiert werden können. Zudem ist es ausdrücklich erlaubt und auch erwünscht, dass man die Professoren und Teaching Assistants per Email kontaktiert, sofern man etwa bei Assignments oder bei der Klausurvorbereitung Hilfe benötigt. Auch das nichtwissenschaftliche administrative Personal ist stets zuvorkommend, freundlich und hilfsbereit. In der Bibliothek ist einem das Personal auf Wunsch sogar bei der Recherche behilflich. Bei organisatorischen Fragen kann man sich jederzeit an den Exchange Coordinator oder das ISSP Office wenden.
Resümee
Ich sehe es als Privileg und als großartige Erfahrung, ein Jahr an der Emory University studiert haben zu dürfen und kann jedem nur empfehlen, die Chance eines Auslandsjahres wahrzunehmen, sofern dafür eine Möglichkeit besteht. Für weitere Informationen zu meinem Aufenthalt stehe ich gerne persönlich zur Verfügung.
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Erfahrungsbericht von Martin Plöckinger
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- Universität Linz / Emory University
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